Betrifft halbe Welt

Meteorologen warnen vor baldigem Super-El-Nino

Wissenschaft
15.08.2015 12:41
Seit Jahren warnen die Meteorologen weltweit vor dem nächsten Auftreten des Klimaphänomens El Nino – nun ist es wieder so weit. Und "Der Bub", dessen Auswirkungen die halbe Welt betreffen, soll diesmal so stark sein wie in den vergangenen 65 Jahren nur einmal, als er Ende der 1990er-Jahre einerseits für enorme Regenfälle und Überschwemmungen und andererseits für Rekorddürren und großflächige Waldbrände sorgte.

Zwar heißt es bereits seit März, dass El Nino, der zuletzt 2009/2010 aufgetreten war, wieder sein Unwesen treibe, doch neuesten Berichten zufolge hat "Der Bub" noch nicht einmal angefangen. Aber schon in Kürze soll er zu wüten beginnen. Der Vize-Direktor des Klimavorhersagezentrums der US-Meeres- und Atmosphärenbehörde, Mike Halpert, sowie NASA-Ozeanograph Bill Patzert (Bild oben) sagten am Donnerstag bei Pressekonferenzen in Washington bzw. im kalifornischen Pasadena, "dass dieser El Nino zu den stärksten El Ninos der bis 1950 zurückgehenden Aufzeichnungen zählen könnte".

El Nino tritt unregelmäßig im Abstand von ein paar Jahren, aber oft gegen Jahresende auf und betrifft die halbe Welt, da es sich um eine deutliche Erwärmung der Meeresoberfläche am Äquator handelt, die je nach Region heftige Regenfälle oder Dürren auslösen kann. So wird der Pazifik vor der Westküste Südamerikas wärmer und vor der Ostküste Australiens und Indonesiens kälter. Australien bekommt dadurch weniger Niederschläge als in anderen Jahren, Südamerika dagegen mehr.

El Nino beeinflusst Fischerei und Getreidehandel
Passatwinde pressen das Wasser des Pazifiks normalerweise von Osten nach Westen, was bedeutet, dass der Meeresspielel vor den Philippinen knapp einen Meter höher als vor Chile steht, wie "Spiegel Online" schreibt. Im Westen ist der Ozean deshalb etwa rund acht Grad wärmer, vor Südamerika aber quillt kühles, nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe – was für Fischreichtum sorgt. Bei einem El Nino aber flauen die Passatwinde ab, was dazu führt, dass das warme Wasser aus Asien zurückschwappt und das nahrungsreiche Tiefenwasser nicht an die Oberfläche steigen kann. Die Folge: Die Fischschwärme bleiben aus, Seevögel und Robben verhungern zu Abertausenden und auch die Fischerei leidet.

Zudem verlagern sich die Regengebiete: Im Westen des Pazifiks drohen Dürren, da nun weniger feuchtwarme Luft aufsteigt, um Regenwolken zu bilden. Die Ernte wird knapper, was auch die internationalen Getreidemärkte beeinflusst. Zudem drohen großflächige Waldbrände. In Nordamerika und Europa werden trockenere Winter beobachtet.

Endlich Niederschlag in Kalifornien
Das dürregeplagte Kalifornien und andere Regionen im Osten des Ozeans hingegen können bei El Nino mit mehr Niederschlag rechnen. Doch auch diese Niederschläge dürften nicht ausreichen, um die Trockenheit der vergangenen vier Jahre in dem US-Bundesstaat wettzumachen. Die Sturmsaison an den Atlantik-Küsten dürfte den Prognosen zufolge deutlich schwächer ausfallen. Dafür ist im Osten und Zentrum im Pazifik mit intensiveren Stürmen zu rechnen.

Pazifiktemperaturen zwei Grad über Durchschnitt
Dass El Nino dieses Mal besonders stark ist, leiten die US-Wissenschaftler davon ab, dass sich der tropische Pazifik mittlerweile so stark aufgeheizt hat wie selten zuvor. Die Temperaturen an der Pazifikoberfläche am Äquator liegen der US-Ozeanbehörde NOAA zufolge bereits zwei Grad über dem Durchschnitt. Eine solche Erwärmung sei erst drei Mal in den vergangenen 65 Jahren gemessen worden: 1972/73, 1982/83 und 1997/98.

1997/98 hatte der bisher stärkste El Nino enorme Regenfälle und Überschwemmungen in Peru, Ecuador, Chile und dem US-Staat Kalifornien verursacht. Im Gegenzug litten Indonesien und Papua-Neuguinea unter einer Rekorddürre und großflächigen Waldbränden. Zuletzt hatte ein El Nino vor fünf Jahren weitreichende Folgen: Er löste heftige Monsunregen in Südostasien, Dürren im Süden Australiens, auf den Philippinen und in Ecuador, enorme Überschwemmungen in Mexiko und Hitzewellen in Brasilien aus. Der aktuelle El Nino wird voraussichtlich bis zum Frühjahr 2016 anhalten.

2015 wird wärmstes Jahr seit Beginn der Messungen
Was genau geschehen wird, lässt sich allerdings schwer einschätzen, so die NOAA: Erstens habe es solch starke El Ninos, wie der prognostizierte einer werden soll, so gut wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen gegeben, und zweitens wirken neben El Nino und dem damit einhergehenden Anstieg der Meerestemperaturen noch zahlreiche weitere Wetterphänomene. Eines sei aber jetzt schon sicher: Durch das warme Wasser werde 2015 das wärmste Jahr seit dem Beginn der Messungen.

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