Cassco-Projekt

Stadt setzt Weltkultur-Erbe aufs Spiel

Salzburg
19.06.2015 15:57
Die UNESCO tagt am 2. Juli wieder zum Cassco-Projekt. Der Bauträger will nun doch fünf Geschosse am Rehrplatz. Was für heftige Kritik seitens des Landes und von Altstadt-Experten sorgt.

"Rund um die Cassco-Pläne stinkt es gewaltig", sagt Gemeinderat Dr. Christoph Ferch. Die UNESCO hat deshalb auch das höchst umstrittene Projekt, gegen das 25.000 Salzburger unterschrieben haben und das im Salzburger Gemeinderat von einer SP-Bürgerliste-Neos-Mehrheit durchgewunken wurde, wieder auf die Tagesordnung ihrer Jahres-Weltkonferenz in Bonn gesetzt. "Am 2. Juli werden die Weltkulturerbe-Wächter das Vorhaben noch einmal begutachten", so Ferch.

Bauträger "dehnt" ein Geschoss über 2 Etagen
Gründe dazu gibt es genug: So werden im aktuellen Einreichplan trotz aller Cassco-Beteuerungen ("Das fünfte Geschoss ist durchgängig entfallen", so steht es immer noch auf der Firmen-Homepage) wieder fünf Geschosse ausgewiesen. Auch hier wird getrickst: Wie auch schon bei anderen Bauvorhaben in der Stadt "dehnt" man dabei einfach ein Geschoss aus, versieht es mit einer Galerie und bekommt so die Nutzfläche von zwei Etagen. Ex-Landesbaudirektor Hofrat Dr. Axel Wagner: "Für mich sind das am Plan aber eindeutig fünf Geschosse." Die "einhellige Zustimmung der UNESCO-Experten", wie sie auch von der Bürgerliste in ihrem Bericht vom 10. September 2014 hinausposaunt wird, der gleichzeitig festhält: "Das fünfte Geschoss entfällt", dürfte damit hinfällig sein.

Auch Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden hatte immer wieder betont: "Es geht nicht darum, am Projekt irgendwie herum zu schnipseln, wir brauchen eine eindeutige Reduktion des Baukörpers." Und der Entfall eines fünften Geschosses war eben ausgemacht. Die umstrittene Sachverständigen-Kommission für die Altstadt (SVK) muss zum Vorhaben noch ein Gutachten abgeben, das dem Bauwerber Cassco zur endgültigen Baubewilligung noch fehlt, sie tagt am kommenden Montag. Gemeinderat Ferch: "Ihre Aussage ist auch für die Landesraumordnung wichtig." Die hatte der Stadtplanung für Cassco die "gelbe Karte" gezeigt und Aufklärung über die von Jurist Dr. Ferdinand Faber georteten klaren Gesetzesverstöße im Verfahren verlangt: Auch das Einfügungsgebot nach dem Altstadterhaltung-Gesetz werde, so der frühere Top-Jurist des Landes, klar missachtet.

Es bleibt dabei: Zu hoch, zu dicht, Bau passt nicht
Hofrat Dr. Axel Wagner ist ein externes Mitglied der SVK und ein Gegner des Projektes: "In einer Sitzung vom 11. Juni 2014 wurde eine Geschossflächenzahl von 1,2 genannt. Auch das ist falsch. Bezogen auf die bebaubare Fläche – und nur das zählt – ist sie weit höher, nämlich 1,8." Auch auf eine Antwort der Stadtplanung, warum bei der "Einfügung" die Geschossflächenanzahl der umgebenden Bauten (0,7 bei den Kaivillen) "nicht maßgeblich" sein soll, wartet Wagner seit nunmehr zehn Monaten vergeblich. Gemeinderat Christoph Ferch hat deshalb neuerlich an die UNESCO geschrieben. Dort steht am 2. Juli nicht nur das Cassco-Projekt am Rehrl-Platz auf dem Prüfstand, sondern auch das Vorhaben der Cassco-Tochter Baukern am Elisabeth-Kai: "Beide sind in der jetzigen Form unvereinbar mit dem Weltkulturerbe", ist Christoph Ferch überzeugt.

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