Franz Floss vom VKI: „Es ist paradox: Das beliebteste Vorsorgeprodukt der Österreicher ist das mit Abstand undurchsichtigste. Kein anderes Produkt der Geldanlage ist so wenig transparent bei Kosten, Rendite und Gewinnzuteilung.“ Und die Expertin Gabi Riener schlägt in die selbe Kerbe: "Viele Polizzen richten sich nicht nach den Bedürfnissen der Versicherungsnehmer - drei Viertel der analysierten Verträge benötigen Verbesserungen benötigen."
Drei zentrale Problemfelder haben die Versicherungsfachleute festgestellt: Mangelnde Information zur Gewinnbeteiligung, zu den Kosten und zur Produkteignung selbst.
Problemfeld Gewinnbeteiligungsberechnung. Viele der Verträge wurden vor mehr als zehn Jahren, bei höherem Zinsniveau, abgeschlossen. Denn Versicherungsnehmern wurden bis zu 8 Prozent Gewinnbeteiligung versprochen – tatsächlich liegt sie um bis zur Hälfte niedriger. Für den Konsumenten ist die Gewinnbeteiligung nicht nachvollziehbar. Auch die Finanzmarktaufsicht fordert mittlerweile Klarheit in der Definition von Bemessungsgrundlage, Nachvollziehbarkeit der Berechnung sowie Transparenz bei Anpassungen.
Problemfeld Kostentransparenz. „Wie hoch der Sparanteil einer Prämie ist und wie viel in den Risikoschutz und andere Kosten fließt, ist ein gut gehütetes Geheimnis der Versicherungsgesellschaften“, kritisiert Riener. Vor allem die Abschlusskosten, deren größter Brocken die Provisionen sind, lassen die Berater gerne unter den Tisch fallen. Die Problematik rund um die Provision wird vielen Verbrauchern erst bewusst, wenn sie vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen möchten und erfahren, wie hoch ihr Ertrag ist.
Problemfeld Produktbezeichnungen. Im Versicherungsbereich gibt es keine Norm für Produkte und Tarife. Ein Name sagt oft nichts über die Art des Vertrages. Konsumenten verlieren daher im Dickicht des Polizzendschungels mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Bezeichnungen und Tarifen leicht den Überblick. Und Berater erklären oft nicht, ob es sich um ein Produkt mit Absicherung für den Todesfall oder andere Risiken handelt, oder ob es ausschließlich der Geldanlage dient.
Nicht alles was sparsam scheint, bringt wirkliche Vorteile
„Vor allem Änderungen bei Prämienhöhe oder Laufzeit sind oft mit Nachteilen verbunden. Sie sollten nicht ohne vorherige Beratung durchgeführt werden“, warnt Rieder. Es gibt aber Optionen, die sich bei bestehenden Verträgen einfach und kostenfrei durchführen lassen:
Stellen sie die Zahlung auf Jahresprämien um. Kunden werden selten darauf hingewiesen: Bei jährlicher Zahlung der Prämie steigt der Ertrag. Die Prämie ist praktisch ein Kredit des Versicherers an den Kunden bei einmaliger Zahlung pro Jahr ist diese "Schuld" getilgt. Ausnahme: Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen ist die monatliche Zahlweise wegen des Cost-Average-Effekts günstiger.
Nicht notwendige Zusätze streichen. Viele Verträge enthalten Zusätze wie „Unfalltod“ oder Prämienerlass im Krankheitsfall oder bei Berufsunfähigkeit. Diese Zusätze kosten Geld. Wer seine Lebensversicherung zur Pensionsvorsorge und weniger zur Risikoabdeckung abgeschlossen hat, zahlt unnötig hohe Prämien. Zur Hinterbliebenenvorsorge eignet sich eine reine Risikoversicherung besser.
Wertanpassungen sollten überdacht werden. Sie sind fixer Vertragsbestandteil und werden meist an den Verbraucherpreisindex gekoppelt. Bei einem Mindesterhöhungssatz von vier Prozent verdoppelt sich im 18. Jahr die Prämie. Bei einem finanziellen Engpass kann die Wertanpassung zwei Mal ausgesetzt werden. Oder man lässt diese Klausel überhaupt weg. Fünf Jahre vor dem Ende der Laufzeit sollte man keine Wertanpassung mehr durchführen lassen.
Kein gutes Zeugnis für Kundenberater
Der Job von Versicherungsberatern ist es, ihren Kunden anhand deren Bedürfnissen das beste Angebot für die Altersvorsorge zu suchen. Dafür erhalten sie auch entsprechende Abschlussprovisionen. „Viele Berater nehmen ihren Job aber offensichtlich nicht ernst genug. Den Schaden hat der Konsument, dem dadurch höhere Erträge entgehen“, kritisiert Floss.
Der Vergleich beweist Schwächen
Neben der Lebensversicherung gibt es zahlreiche andere Geldanlageformen. In einem Beispiel werden der Erlebensversicherung der Klassiker Sparbuch und ein Rentenfonds gegenübergestellt. Sie alle sind relativ sichere Veranlagungsformen:
Das Ergebnis: Bei monatlichen Einzahlungen von anfangs 145 Euro mit Anpassungen (insgesamt je 46.200 Euro) und einer Laufzeit von 20 Jahren ist der Rentenfonds mit einem geschätzten Auszahlungsbetrag von 82.600 Euro der klare Sieger.
Deutlich abgeschlagen liegt die Erlebensversicherung mit 68.400 Euro, Schlusslicht ist das Sparbuch mit einem Ertrag von 62.200 Euro. Rentenfonds sind im Vergleich zu Lebensversicherungen zudem – ebenso wie Sparbücher – flexibler.
„Lebensversicherungen bringen trotz der langfristigen Bindung oft nicht den erwarteten Ertrag im Vergleich mit anderen Veranlagungsprodukten“, kritisiert Floss.
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