Urteil

Mutter wollte Kinder vergiften: 4 Jahre bedingt

Österreich
16.02.2006 09:20
Schulden und Existenzangst hatten eine zweifache Mutter aus der Umgebung Wr. Neustadts dazu gebracht, ihre Kinder vergiften zu wollen. 69 Stück schwerer Schmerztabletten hatte sie in den Himbeersaft gemischt. Die Kinder überlebten. Die Frau stellte sich. Das Gericht urteilte: Es war kein Mordversuch!

Es war jener 17. November 2003, an dem Maria spontan entschied: "Ich will meine Kinder nicht verlieren. Lieber mit ihnen sterben als unter der Brücke leben und sie ins Heim geben."

Schon am nächsten Vormittag sollte die Delogierung aus der Wohnung in einem Ort bei Wr. Neustadt erfolgen. Tage zuvor hatte die heute 26-Jährige (Anwalt: Michael Dohr) ihren Job als Verkäuferin verloren: "Ich hatte Schulden, weil meine Fixkosten das gesamte Gehalt aufbrauchten. Von 600 Euro kannst du mit zwei Kindern nicht überleben", sagt sie heute.

Mutter bereut die Tat
Aber ihr Ton ist nicht weinerlich. Ihre Stimme ist die einer Frau, die Unfassbares versucht hat, Gott sei Dank gescheitert ist und den Sprung zurück ins Leben gewagt und geschafft hat.

Doch zurück in den November 2003: "Ganz brav hat die Gabi den Saft getrunken, sie hat immer gemacht, was ich ihr gesagt hab. Nur dass er grauslich schmeckt, hat sie gemault", erinnert sich Maria. Auch das Brüderchen trank anfangs. "Aber ich hab gesehen, sie wollen nicht mehr, und ich hab sie nicht gezwungen."

Heute weiß man, die Menge hätte nie gereicht, um die Kinder und sich selbst zu töten. "Die Kinder haben danach noch ferngesehen und dann ganz normal geschlafen", sagt ihre Mutter.

Als Gift nicht wirkte, Kinder mit Rasierklinge geschnitten
Und setzt fort: "Da hab ich gewusst, das Mittel wirkt nicht. Und ich hab die Gabi noch mit einer Rasierklinge geritzt. Aber als ich Blut sah, wusste ich plötzlich: Das ist nicht der richtige Weg."

Sie selbst hat ihren Freund alarmiert. Sie selbst hat sich gestellt. In einem ersten Prozess wurde Maria zu drei Monaten Haft verurteilt. Bedingt. Aber der Oberste Gerichtshof hob das Urteil auf, weswegen die Geschwornen in Wiener Neustadt noch einmal am Wort sind.

Geschworene: Das war kein Mordversuch!
Ein Prozess, der jedem Anwesenden unter die Haut ging. Maria arbeitet heute wieder als Verkäuferin. Hat ihre Schulden im Griff. Sieht ihre Kinder, die bei der Oma leben, regelmäßig. Die Geschwornen entschieden: Das war kein Mordversuch. Maria wurde zu vier Jahren bedingter Haft verurteilt.

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