Nach Amoklauf

Zwangs- Versteigerung des Mordhauses abgesagt

Österreich
16.01.2006 12:08
Das Haus in Mauerbach bei Wien, in dem am 9. Jänner ein 50-Jähriger vier seiner fünf Töchter getötet hat, ehe er Selbstmord beging, wird doch nicht zwangsversteigert. Wie das Bezirksgericht in Purkersdorf am Montag auf Anfrage sagte, nahm der Gläubiger Abstand von einer Fortsetzung des rechtlichen Vollzugs. Die Versteigerung wäre für Dienstag geplant gewesen.

"Der Zwangsversteigerung ist abgesagt, es obliegt den Gläubigern, wie mit der Liegenschaft zu verfahren ist. Etwaige Pläne sind uns nicht bekannt," hieß es aus dem Bezirksgericht Purkersdorf.

Der Begräbnistermin für die Opfer war am Montag noch nicht bekannt. "Wir hängen noch in der Warteschleife, einen Termin gibt es noch nicht", sagte Bürgermeister Gottfried Jelinek.

Die 45 Jahre alte Mutter soll noch in dieser Woche - möglicherweise schon in zwei bis drei Tagen - das Krankenhaus Tulln verlassen können. "Sie wirkt sehr gefasst, mitverantwortlich ist dafür auch die intensive psychologische Betreuung", erklärte der behandelnde Arzt und Leiter der Chirurgie im Landesklinikum, Peter Lechner, auf APA-Anfrage. "Einwände für eine Entlassung gibt es weder aus medizinischen beziehungsweise psychiatrischen Gründen", sagte der Mediziner. Auch die Tochter, die nicht in stationär behandelt wurde, komme "den Umständen entsprechend" mit der Situation zurechtkomme.

Die 21-Jährige hatte die Leichen ihrer toten Schwestern gefunden. Das Motiv für die Morde dürfte in einer extremen Existenzangst die 50 -jährigen Vaters gelegen haben. Angesichts der geplanten Zwangsversteigerung des Hauses der Familie stand eine Ersatzwohnung bereit.

Angst als Mordgrund
Der 50-jährige Frühpensionist hat fast seine gesamte Familie ausgelöscht: Der Mann tötete vier seiner Töchter und prügelte seine ahnungslose Frau krankenhausreif. Die fünfte, älteste Tochter fand ihre toten Geschwister, die der Familienvater im Ehebett im ersten Stock des desolaten Einfamilienhauses in Mauerbach bei Wien aufgebahrt hatte. Bevor sich der Mann auf der Flucht schließlich selbst mit einem Stich ins Herz tötete, schrieb er seiner älteren Tochter noch ein Abschieds-SMS: "Ich mach mit allem Schluss."

Bei den ermordeten Kindern handelt es sich um vier Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren. Die Obduktion der Opfer ergab, was schon zuvor vermutet worden war: Zwei seiner Töchter tötete der Mann, indem er ihnen die Kehlen durchschnitt. Die beiden anderen wurden erdrosselt. Die jüngsten Geschwister, das Zwillingspärchen Desiree und Mariella, hätten am kommenden Sonntag ihren siebenten Geburtstag gefeiert. Ihre Schwester Michaela wäre Anfang März elf Jahre alt geworden, das Pflegekind Melanie im August zehn.

Kinder lagen tot im Ehebett, während er ihre Mutter verprügelte
Die vier Mädchen waren bereits am Montagnachmittag nicht mehr am Leben. Laut Polizeiangaben sollen sie gegen 16.30 Uhr, als ihre Mutter von der Arbeit in einem Hort nach Hause kam, bereits tot gewesen sein. Der Vater startete deshalb ein Ablenkungsmanöver: Er erzählte seiner ahnungslosen Ehefrau, die Kinder seien von der Fürsorge abgeholt worden.

Mutter flüchtete schwer verletzt
Danach entbrannte zwischen den Eheleuten ein Kampf, der sich bis in die späten Abendstunden zog. Dabei wurde die 45-jährige Frau durch Schläge auf den Kopf - mit einer Holzlatte und einer Marienstatue – schwer verletzt. Sie flüchtete gegen 21.30 Uhr blutüberströmt zuerst barfuß in ein nahe gelegenes Waldstück und fand danach in einem Nachbarhaus Hilfe. Der polizeiliche Notruf ging um 21.50 Uhr ein.

Gegen 22.00 Uhr konnte die Exekutive erstmals eingreifen. Die Beamten fanden das Einfamilienhaus aber versperrt vor. Kurze Zeit später kam die 21-jährige Tochter heim. Zuvor hat sie eine dramatische SMS von ihrem Vater erhalten: "Es tut mir sehr Leid. Du wirst zwar nicht verstehen, was ich getan habe, aber ich mache mit allem Schluss." Sie dachte zuerst, dass mit den Worten eine mögliche Scheidung gemeint war und wollte nach dem Rechten sehen. "Sie sperrte das Haus auf und entdeckte ihre vier toten Geschwister", so die Kriminalisten. Die Leichname lagen im Ehebett. Offenbar hatte der Vater sie dort hingetragen und sich vor dem folgenschweren Streit mit seiner Frau der Spuren entledigt.

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