Erstaunliche Technik

Fruchtfliegen fliehen mittels Kampfjet-Manövern

Wissenschaft
13.04.2014 06:00
Wenn Fruchtfliegen von Fressfeinden bedroht werden, reagieren sie mit Flugmanövern, die an jene von Kampfjets erinnern. Das haben US-Wissenschaftler bei Versuchen mit Hochgeschwindigkeitskameras herausgefunden. Demnach bringen sich die winzigen Insekten in Sekundenbruchteilen durch Steilkurvenflug in Sicherheit.

Scheucht man die Tierchen, die in der warmen Jahreszeit sehr gerne auf Äpfeln und andere Früchten (daher auch ihr Name) zu finden sind, auf, erwecken sie nicht gerade den Eindruck, großartige Flieger zu sein. Doch dieser Schein trügt, wie nun Forscher um Michael Dickinson von der University of Washington in Seattle herausgefunden haben.

Dazu sperrten Dickinson und seine Mitarbeiter 40 bis 50 Fruchtfliegen in eine zylindrische Box, auf deren Zentrum eine Hochgeschwindigkeitskamera gerichtet war. Durchflogen die Insekten dort zwei Laserstrahlen, dann erschien auf der Innenseite des Behälters ein großer Schatten, der für die Fruchtfliegen einen Fressfeind darstellte und sie daher zur Flucht veranlasste.

Spezialkameras zeigen Flugverhalten
Bei 7.500 Bildern pro Sekunde wurden die Details der Flugmanöver sichtbar. Wie die Aufnahmen zeigten, benötigten die Fruchtfliegen nur eine Hundertstelsekunde (das ist 50 Mal schneller als ein Lidschlag, Anm.) bzw. zwei Flügelschläge, um ihren Kurs zu ändern - unabhängig davon, ob der vermeintliche Feind von vorne, hinten oder von der Seite kommt.

Bei ihren abrupten Kursänderungen kippen die kleinen Insekten ihren Körper ruckartig nach rechts oder links, nicht selten um mehr als 90 Grad, wie die Forscher bei ihren Versuchen beobachten konnten. Die Manöver würden an jene von Kampfjet-Piloten erinnern, wenn sie versuchen, ihren Gegnern zu entkommen, schreiben die Wissenschaftler. Ein solcherart eingeleiteter Steilkurvenflug lasse bei Flugzeugen besonders hohe Geschwindigkeiten zu - so auch bei den Fliegen.

Trotz Mini-Gehirn komplexe Manöver
Was die Forscher besonders verblüfft, ist der Umstand, dass die abrupten Kursänderungen auch ein enormes Drehmoment erzeugen, das die Fruchtfliegen im Griff haben müssen, wollen sie nicht die Kontrolle über ihren Körper verlieren."Die Fliege führt in sehr kurzer Zeit sehr anspruchsvolle Berechnungen durch, um herauszufinden, wo die Bedrohung ist und wo der beste Fluchtweg liegt", sagt Dickinson. "Obwohl ihr Gehirn nur in etwa die Größe eines Salzkorns hat, ist ihr Verhalten ähnlich komplex wie das von deutlich größeren Tieren, wie bespielsweise Mäusen."

Wie derart komplexe Manöver mit so einem kleinen Gehirn möglich sind, kann sich der US-Biologe noch nicht erklären. Er vermutet, dass die Fliegen unter anderem deswegen so schnell auf Gefahren reagieren können, weil ihre Neuronenschaltkreise direkt zwischen den Sinnesorganen und Muskeln vermitteln.

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