Ein bedrückender Streit zwischen Australien und der Türkei, wer die nächste Klimakonferenz ausrichten soll, überschattete auch die nationale Rede von Österreichs Umweltminister Norbert Totschnig am Gipfel im brasilianischen Belem. Mit der zweiten Woche der COP30 starteten die Verhandlungen auf Ministerebene.
Heftig wurde hinter den Kulissen gestritten, ob Ankara oder Canberra nächster Austragungsort wird, als Totschnig am Montagabend die Öko-Weltbühne mit einer eindeutigen Botschaft betrat: „Zehn Jahre nach dem historischen Beschluss von Paris müssen wir uns der klaren Wahrheit stellen, dass die Welt das 1,5-Grad-Versprechen noch nicht einhält. Extremwetter nehmen zu, die Temperaturen steigen weiter – und die Wissenschaft zeigt unmissverständlich, dass wir noch nicht auf Kurs sind.“ Sein Appell genau deswegen an alle Staaten: „Verstärken wir unsere Anstrengungen. Nicht irgendwann – jetzt!“
Als ranghöchster Vertreter Österreichs ermunterte Totschnig die 50.000 Teilnehmer, vorhandene Lösungen zu nutzen: „Wir verfügen über erneuerbare Energien, über neue Technologien, über konkrete Klimaziele.“ Entscheidend sei nicht mehr das Versprechen, sondern die Umsetzung. Herzstück seiner Rede: die Wälder als grüne Lunge unseres Planeten zu retten. „Sie speichern CO2, tragen enorme Biodiversität, liefern wertvolle Ressourcen und sichern Arbeitsplätze.“
Totschnig brach auch eine Lanze für die Bergregionen: „Sie versorgen die Hälfte der Menschheit mit Süßwasser und sind entscheidend für das ökologische Gleichgewicht unseres Planeten.“
Klimapolitik ist kein isoliertes Thema. Sie schützt unseren Wirtschaftsstandort, unsere Lebensqualität und unsere Ernährungssicherheit.
Minister Norbert Totschnig
Und Richtung Brüssel: „Als EU müssen wir zeigen, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum zusammengehören. Innovation, regionale Wertschöpfung, neue Jobs – das ist der Weg. Klimapolitik ist kein isoliertes Thema. Sie schützt unseren Wirtschaftsstandort, unsere Lebensqualität und unsere Ernährungssicherheit.“ Die Welt erwarte entschlossenes Handeln.
„Nur zwei besonders erfolgreiche COPs in letzten Jahren“
Allerdings sei die Erwartungshaltung an die heurige Weltklimakonferenz „leider nicht allzu hoch“ gewesen. „In den letzten zehn Jahren gab es nur zwei besonders erfolgreiche COPs, nämlich 2015 mit dem Beschluss des Pariser Klimaabkommens und 2018 mit der Einigung auf ein detailliertes Regelwerk für dessen Umsetzung“, so Totschnig im Vorfeld.
Politisch gab es bisher wenig Bewegung, das Treffen war von starken Protesten gekennzeichnet, bilanzierte Global 2000 am Montag. Greenpeace vermisste in der Rede Totschnigs zusätzliche Klimagelder oder neue Maßnahmen für Österreich.
Sollten im brasilianischen Machtspiel weder Australien noch die Türkei nachgeben, wird Bonn als Sitz des UNO-Klimasekretariats zum Austragungsort der COP31. Die COP30 sollte offiziell am 21. November enden.
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