Ein Zustrom von immer mehr internationalen Gästen und jungem Publikum lässt die Wiener Ballsäle aus allen Nähten platzen. Noch nie wurden so viel Gäste und so viel Umsatz für die Stadt erwartet. Der Wermutstropfen dabei: Für Wiener wird ein spontaner Besuch eines großen Balls immer schwerer.
Schon vor dem offiziellen Beginn der Wiener Ballsaison am 11. 11. purzeln die Rekorde der kommenden Saison: Demnächst anstehende Traditionsbälle wie der Rauchfangkehrer-, der Immobilien- oder der Jägerball sind längst ausverkauft, der Opernball sowieso. Selbst dort, wo der Vorverkauf erst beginnt, wie beim Wissenschaftsball, türmen sich schon Vorreservierungen bis an den Rand der Kapazitäten.
Tipps für Steirer und andere Balltiger
Der Tipp von Hofburg-Chef Armin Egger: Wer einen der heuer 18 Bälle in der Wiener „Ballzentrale“ erleben will, sollte schon jetzt Karten für Bälle im Jänner kaufen. Für den Steirerball am 9. Jänner etwa gibt es noch welche. 600.000 Ballgäste sind heuer laut einer Umfrage im Auftrag der Wiener Wirtschaftskammer (WKW) zu erwarten. Das sind 80.000 mehr als letztes Jahr, obwohl schon damals das Resümee lautete: „Mehr als ausverkauft geht nicht.“
Dass doch noch etwas geht, liegt an zwei Faktoren: Erstens erfahren jetzt auch die kleineren unter den rund 300 Wiener Bällen immer mehr Zuspruch, zweitens weichen viele Veranstalter inzwischen auf Frühling, Sommer und Herbst aus. Außerdem werden die Besucher heuer laut Prognosen pro Kopf auch um sieben Prozent mehr ausgeben als voriges Jahr. 235 Millionen Euro sollen so in der Stadt ausgegeben werden, „und das in wirtschaftlich angespannten Zeiten – das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen“, freut sich Dominic Schmid, WKW-Obmann für die Freizeitwirtschaft.
Wiener Tanzbeine in der globalen Glamour-Auslage
Die Branche reitet auf einer wachsenden Welle: Die Jugend hat Bälle als „Instagrammable Moments“ für Social-Media-Selfies für sich entdeckt. Die Veranstalter haben darauf mit immer mehr Erlebniswert und Opulenz reagiert, was den Zustrom noch mehr steigert, auch und gerade aus dem Ausland: Glamouröse Postings von Wiener Bällen werden rund um die Welt auf Handys angeschaut und lassen dort den Wunsch wachsen, selbst dabei zu sein. Inzwischen kommt auf großen Bällen rund ein Drittel aller Besucher aus dem Ausland, schätzt Schmid.
Der Zustrom internationaler Gäste verändert dabei zusehends die Ball-Kultur der Stadt: Entschlossen sich viele Wiener früher gern spontan zum Ballbesuch, wissen sie inzwischen, dass das meist ein aussichtsloses Unterfangen ist.
Im Bewusstsein der Bevölkerung wandeln sich Bälle zusehends vom selbst genossenen Vergnügen zum touristischen Aushängeschild, auf das man laut Umfrage aber stolz ist: 71 Prozent sehen die Ballsaison demnach als „zentrales, kulturelles Ereignis, das Wien weltweit bekannt macht“ und sehen durch das Echo „das Image Wiens als internationale Kulturmetropole gestärkt“. Sie wissen offenbar: Auch wenn die Gäste aus dem Ausland kommen – das Geld bleibt in der Stadt.
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