„Aging Trouble“

Wütend und nicht mit Würde dem Alter entgegen

Steiermark
02.11.2025 12:00

Autorin und Regisseurin Nadja Brachvogel verabschiedet sich mit „Aging Trouble“ von 20 Jahren Theater mit Follow the Rabbit – ein wütender, fast unangenehm ehrlicher Essay über die Leiden der alten Frau, gesprochen von vier jungen Schauspielerinnen.

Von wegen Altern mit Würde. Nadja Brachvogel altert mit Wut. Wut über Karrierechancen, die nie mehr kommen, Wut über den eigenen Körper, Wut darüber, dass junge Männer besagten Körper nicht wahrzunehmen scheinen und auch darüber, dass Leistungen – genauer: ein Nestroypreis – eine 56-jährige Frau nicht „mehr fuckable“ machen. Und auch Wut darüber, dass junge Frauen es besser haben.

Mit „Aging Trouble“ im Grazer Theater am Lend rechnet die Autorin und Regisseurin ab. Der fast zwei Stunden lange Theateressay ist gleichzeitig auch die vorerst letzte Produktion von Follow the Rabbit, bevor sich das Duo mit Nadja und Martin Brachvogel nach zwanzig Jahren zurückzieht. 

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Das Altern tut mir weh.

Nadja Brachvogel in „Aging Trouble“

Zwar ist der Titel eine Anlehnung an Judith Butlers „Gender Trouble“, doch fokussiert das Stück wenig auf die Theorie des Alterns und mehr auf sehr reale Wunden, körperlich wie seelisch, die im Laufe der Jahrzehnte entstehen. Brachvogel webt ihre und die Erfahrungen vier weiterer Frauen zwischen 50 und 82 zu einem dichten Netz aus Erzählung, Performance und Körpertheater. Auf der Bühne stehen die Jungen: Nina Dafert, Tessa Rossak, Sarah Zelt, Michaela Tusch sprechen als und für die alten Frauen. Sie zeigen Stickdecken her, summen und surren wie der Chor der Frauen im Hintergrund, während sich die Haut auf den Leinwänden (das gelungene Bühnenbild stammt von Lisa Horvath) runzelt. Sie stopfen sich die Backen mit Münzen voll und reißen sich büschelweise Schambehaarung aus – mutig und intensiv.

„Aging Trouble“ ist ein rundum gelungener Theateressay über das Altern, das Frausein, über Armut, Diskriminierung und Feminismus, in dem eine Seele aufklafft wie eine offene Wunde. Ein positives Bild vom Älterwerden darf man sich aber nicht erwarten – auch wenn am Ende alle die Partyhütchen auspacken. 

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