Persönliche Friedensschritte versuchte Friedensreich Hundertwasser 1978. Er präsentierte eine Fahne für das gelobte Land als „Versöhnungssymbol zwischen jüdischem und arabischem Volk“.
Die Initiative des Friedensapostels blieb wie viele andere bis heute ohne Erfolg. Im Gazastreifen zeigt sich das bitter. Auch andere Polit-Initiativen Hundertwassers scheiterten: So trat er 1990 für die Beibehaltung schwarz-weißer Autokennzeichen ein. Die „Krone“ unterstützte ihn damals. 1995 wetterte er gegen den EU-Beitritt, den er als eine Art „Vaterlandsverrat“ brandmarkte.
Doch Umweltbewusstsein, ökologische Bauformen mit grünen Dächern und Fassaden sowie das Kunstverständnis im Lande sollte der Maler nachhaltig beeinflussen. Millionen von Touristen, die beim Wien-Trip das „Hundertwasserhaus“ besuchten, belegen das.
Auch seine Art von Behübschung von Schlot und Fassade der brandbeschädigten Müllverbrennungsanlage in der Spittelau prägt bis heute Wiens Stadtbild. Zu seinem Lebensende war Hundertwasser arrivierter Liebling von Medien und Politik. Die überschüttete ihn mit Aufträgen. Der Träger des Großen Österreichischen Staatspreises 1980 leitete bis 1997 eine Meisterklasse der Akademie der Bildenden Künste. Die Spirale bildete die Grundstruktur seiner Kunst – gerade Linien lehnte er strikt ab.
Der „Nackerte im Studentenheim“
Ob Hundertwasser heute Klimakleber oder Friedensaktivist wäre, lässt sich nur vermuten. Zu Beginn seiner Karriere galt er jedenfalls öffentlich als Ärgernis. 1968, bei Eröffnung eines Studentenheimes besprühte er Ehrengäste samt Kulturstadträtin Gertrude Sandner mit Farbe, entledigte sich seiner Kleidung und schrie seine Kritik am Gebäude heraus. Der „Nackerte im Studentenheim“ entfachte Stürme der Entrüstung im damals braven Land. Die Stadträtin blieb cool, nahm ihre Handtasche und ging. Sie habe nur „Angst um ihr Kleid gehabt“, erzählte sie später. Aber dem Künstler sei sie „nie bös gewesen“.
Es blieb nicht Hundertwassers einziges öffentliches Striptease. Dennoch folgten städtische Aufträge und später eine Freundschaft mit Bürgermeister Helmut Zilk. Mit seinem Verhalten war der geborene Fritz Stowasser schon in der Studentenzeit aufgefallen. Fritz alias Friedensreich konsumierte laut Zeugen in Stammbeisl zum täglichen Wiener Schnitzel einen Viertelliter Milch. Seinen Künstlernamen leitete er von der Vorsilbe „Sto“ ab, was in slawischen Sprachen „Hundert“ bedeutet.
Hundertwasser war kein Architekt. Der gesetzlich geschützte Titel erfordert umfassendes Studium. Er war Maler mit abgebrochener Ausbildung. Für seine Bauten bedurfte es zur ordnungsgemäßen Errichtung eines Architekten. Er erhielt vorerst Unterstützung von Josef Krawina. Mit ihm überwarf er sich. Krawina musste in einem langen Prozess bis 2010 die Anerkennung seiner Miturheberschaft beim Hundertwasserhaus durchsetzen. Peter Pelikan ging besser auf die Wünsche Hundertwassers ein. So setzte Hundertwasser seine Marksteine in Wiens Stadtbild. Er verschied auf dem Schiff „Queen Elizabeth 2“ während einer Überfahrt in sein geliebtes Neuseeland. Dort ist der Meister der Spirale auch begraben.
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