Stichwahlen in NRW

SPD-Infarkt in Herzkammer, herbe Schlappen für AfD

Außenpolitik
29.09.2025 11:38

Bei den Stichwahlen in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland Nordrhein-Westfalen am Sonntag blieb die „blaue Welle“ aus. Die AfD brachte keinen ihrer Kandidaten durch. Auch für die SPD gab es ein politisches Erdbeben. Nach fast 80 Jahren wird Dortmund, einst „Herzkammer der Sozialdemokratie“, erstmals von der CDU regiert werden.

In Dortmund, der drittgrößten Stadt in Nordrhein-Werstfalens und der größten Stadt im Ruhrgebiet, unterlag SPD-Amtsinhaber Thomas Westphal gegen den CDU-Herausforderer Alexander Omar Kalouti.

Damit endet eine seit acht Jahrzehnten andauernde SPD-Ära in Dortmund. Kalouti holte laut vorläufigem Ergebnis 52,92 Prozent der Stimmen, Westphal kam auf 47,08 Prozent der Stimmen.

Bei den Stichwahlen in Nordrhein-Westfalen hat die SPD ihre „Herzkammer“ Dortmund an die CDU ...
Bei den Stichwahlen in Nordrhein-Westfalen hat die SPD ihre „Herzkammer“ Dortmund an die CDU verloren.(Bild: APA/dpa/Rolf Vennenbernd)

„Geschichte geschrieben“
Es ist seit Bestehen der Bundesrepublik der erste Sieg eines Christdemokraten im Kampf um das Amt der Stadtspitze in der „Herzkammer der Sozialdemokratie“, wie der legendäre SPD-Bundestagsfraktionschef Herbert Wehner Dortmund einst verklärte. Die SPD erlebte am Sonntag also einen Infarkt. „Wir haben zusammen Geschichte geschrieben“, sagte Kalouti. Unionsfraktionschef Jens Spahn nannte den unerwarteten Sieg auch „historisch“, auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sprach von einem „tollen Ergebnis“.

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80 Jahre SPD-Hochburg, und jetzt haben wir eigentlich einen ganz normalen demokratischen Prozess gehabt, eigentlich nichts Besonderes. 

Alexander Kalouti, neuer Bürgermeister in Dortmund (CDU)

AfD kann kein Rathaus erobern
Die von SPD und CDU befürchtete „blaue Welle“ im Ruhrgebiet blieb dagegen aus. In gleich drei Großstädten (Gelsenkirchen, Hagen, Duisburg) hatte die AfD die Stichwahlen um den Rathaus-Chefsessel erreicht – sie scheiterte jedoch überall deutlich. Das lag natürlich auch daran, dass sich die anderen Parteien bei den Stichwahlen gegen die AfD verbündeten. So konnte in Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) einen Erdrutsch-Sieg gegen AfD-Kandidat Carsten Groß verbuchen. 

Stichwahlen NRW

Fast 150 Stichwahlen um Bürgermeister-, Oberbürgermeister- und Landratsämter standen am Sonntag im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen an. Hier die Sieger in den wichtigsten Gemeinden:

Dortmund: Alexander Kalouti (CDU)
Gelsenkirchen: Andrea Henze (SPD)
Köln: Torsten Burmester (SPD)
Düsseldorf:
Stephan Keller (CDU) 
Leverkusen: Stefan Hebbel (CDU)
Duisburg: Sören Link (SPD)
Hagen: Dennis Rehbein (CDU)
Münster: Tilman Fuchs (Grüne)
Bonn: Guido Déus (CDU)
Bochum: Jörg Lukat (SPD)
Aachen:
Michael Ziemons (CDU)
Essen: Thomas Kufen (CDU)
Bielefeld: Christiana Bauer (CDU)
Oberhausen: Thorsten Berg (SPD)
Mülheim an der Ruhr: Nadia Khalaf (SPD)

Eine klare Entscheidung gab es auch in Gelsenkirchen. Dort wird Andrea Henze (SPD) neue Oberbürgermeisterin der Schalke-Stadt. Sie setzte sich gegen AfD-Mann Norbert Emmerich durch. Und auch in Hagen hatte die AfD in der Stichwahl keine Chance: Dennis Rehbein (CDU) entschied das Rennen um den Oberbürgermeisterposten gegen den AfD-Konkurrenten Michael Eiche deutlich für sich.

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Die Brandmauer gegen die AfD ist löchriger geworden.

Politologe Stefan Marschall

Münster als Trostpflaster für die Grünen
In Köln blieb eine Sensation aus. Dort hatte sich die grüne Oberbürgermeister-Kandidatin Berivan Aymaz Hoffnungen auf die Ratshausspitze gemacht. Bei der Stichwahl unterlag sie jedoch dem SPD-Politiker Torsten Burmester.  Siegreich war dagegen der grüne Spitzenkandidat in der Studentenstadt Münster. Tilman Fuchs setzte sich gegen den CDU-Kandidaten Georg Lunemann durch.

AfD zeigt sich trotz Stichwahl-Niederlagen kämpferisch
Für die Kommunalpolitik dürfte es jetzt trotzdem schwerer werden, die AfD setzt sich nun auch in den westdeutschen Kommunalparlamenten fest. „Für uns war es von Anfang klar, dass das eine Zwischenetappe ist, dass wir in fünf Jahren darum kämpfen werden, in die Rathäuser einzuziehen und dann auch die Oberbürgermeister zu stellen“, betonte AfD-Landeschef Martin Vinzenz.

Die anderen Parteien werden es nicht so leicht haben, an der Rechtsaußenpartei vorbeizuregieren. „Die Brandmauer ist löchriger geworden“, sagt Politologe Stefan Marschall.

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