Kolumne von David Narr

Die Schmiede für Champions

Tirol
28.09.2025 11:00

In seiner neuen Kolumne in der „Tiroler Krone“ spricht der Tiroler Lehrlingsexperte David Narr über wichtige Argumente, die die Lehre in Tirol hervorheben. Er präsentiert dabei drei Punkte, die man stärken bzw. ausbauen sollte.

In meinem letzten Kommentar habe ich an dieser Stelle auf die bevorstehenden EuroSkills in Dänemark hingewiesen. Nun sind sie bekanntlich geschlagen – und die Freude könnte kaum größer sein: Ein Tiroler kam mit der Goldmedaille nach Hause!

Spitzenleistung kein Zufall
Johannes Gstrein aus Karrösten hat im Bewerb Sanitär- und Heizungstechnik eindrucksvoll sein Können unter Beweis gestellt und sich gegen die europäische Konkurrenz durchgesetzt. Der Weg zu diesem Erfolg war kein Zufall: Johannes hat die Möglichkeiten der dualen Ausbildung genutzt und gezeigt, dass man mit Einsatz weit kommt – sogar bis hin zu europäischen Spitzenleistungen. Es ist auch ein Verdienst seines Ausbildungsbetriebes und all jener, die ihn begleitet und gefördert haben.

Der EuroSkills-Sieg beweist einmal mehr: Unser duales System funktioniert. Es bringt nicht nur Fachkräfte hervor, sondern echte Champions. Doch wie im Spitzensport gilt auch hier: Wer stehen bleibt, verliert. Andere Länder investieren massiv in Ausbildung. Wenn sich die Politik jetzt auf Erfolgen wie diesem ausruht, ist unser Ruf als Schmiede für Champions schneller dahin, als uns lieb ist. Das muss uns allen bewusst sein.

Drei Punkte sind mir dabei besonders wichtig:

  • Die Berufsorientierung ausbauen. In den vergangenen Jahren gab es spürbare Fortschritte. Anstrengungen der Schulen und Plattformen wie beispielsweise www.berufsreise.at helfen jungen Menschen sehr dabei, sich ein konkretes Bild des Berufslebens zu machen. Aber das reicht nicht. Berufsorientierung muss flächendeckend erfolgen und unbedingt auch in der AHS Unterstufe als eigenes Fach unterrichtet werden. Wichtig ist außerdem, dass alle Wege gleichwertig präsentiert werden. Die Lehre ist alles andere als eine Ausbildung zweiter Klasse!
  • Die Polytechnischen Schulen stärken. Das „Poly“ ist ein wichtiges Bindeglied zur Lehre, steht aber unter Druck: sinkende Schülerzahlen, teure Werkstätten, zu wenig Lehrkräfte. Damit es Zukunft hat, braucht es gebündelte Standorte, Kooperationen mit Fachberufsschulen und moderne Infrastruktur. Die Polytechnische Schule ist eine attraktive Drehscheibe in Richtung Lehre und darf von der Politik nicht halbherzig betrieben werden.
  • Die Gleichstellung mit akademischen Ausbildungen. Bis 2040 werden in Tirol rund 40.000 Fachkräfte mit Lehrabschluss fehlen. Ein Grund ist die Schieflage in der Förderung: Akademische Wege werden bekanntlich mit Milliarden von Euro unterstützt, die Lehre dagegen kaum. Dabei ist sie für den Standort unverzichtbar. Deshalb braucht es echte finanzielle Gleichstellung – nur auf diesem Weg sichern wir die Fachkräfte, die unsere Betriebe und deren Kundinnen und Kunden dringend brauchen.

Verbesserungen in diesen drei Punkten werden von den Verantwortlichen immer wieder in Sonntagsreden angesprochen. Betriebe und Jugendliche haben davon herzlich wenig. Es geht nicht ums Reden, sondern ums Tun!

Die gute Nachricht am Schluss: Wir haben in Tirol eine großartige Basis. Erfolge wie jener von Johannes Gstrein zeigen, dass die Lehre internationale Spitzenleistungen hervorbringt. Wenn die Politik diese Basis weiterentwickelt – es müssen etwa die Rahmenbedingungen verbessert werden -, haben auch die kommenden Generationen von Lehrlingen die Chance, Champions zu werden.

Porträt von Tiroler Krone
Tiroler Krone
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