Erst Ende September und viele Lehrer fühlen sich bereits ausgebrannt. Das Ergebnis einer internen Umfrage der Wiener FCG-Lehrergewerkschaft, über die die „Krone“ berichtete, kann ich aus der Praxis nur bestätigen.
Auch ich bin erschöpft wie zu keinem anderen Schulbeginn. Nach meinen Arbeitstagen bin ich oft bedrückt. Kaum Fortschritte, es kommt zu wenig an bei den Schülern. Eigentlich bin ich hauptsächlich beschäftigt, Konflikte zu schlichten. Das kann zermürben. Wären da nicht immer wieder winzige Lichtblicke.
Der 9-jährige Andrei kam dieses Jahr neu aus Rumänien. Um ein Spiel zu gewinnen, hoffte er, eine 4 zu würfeln. Spontan bekreuzigte er sich, bevor er den Würfel nahm. Empörung bei seinen ausschließlich muslimischen Mitspielern.
Na bravo, das Spiel ist gelaufen. Ich muss abbrechen und das klären, dachte ich. Said, ein 11-jähriger syrischer Bub, kam mir zuvor: „Egal, jeder andere Religion. Los, alle weiterspielen!“
Seine Mitschüler waren ebenso überrascht wie ich. Hatten Said und ich doch einige Male Diskussionen bezüglich der Religion geführt. Offensichtlich war meine Botschaft „Leben und leben lassen“ bei ihm angekommen.
Wer gewonnen hat, weiß ich übrigens nicht. Wie Said mir aber nach dem Spiel zugenickt hat, wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Das ist mein Anker, falls ich demnächst wieder einmal befürchten sollte: Sinnlos, es kommt eh nichts mehr an.
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