Maximal 3 Prozent

Laut Studie kaum Stromersparnis durch Smart Meter

Elektronik
13.01.2014 13:50
Die als Stromsparwunder gepriesenen Smart Meter sind weniger wirkungsvoll als gedacht, wie eine Untersuchung der Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) zeigt. Das Fazit des Versorgers: Den Kunden müssen sich aktiv mit dem Thema Stromverbrauch befassen, damit sie tatsächlich Energie sparen. Dennoch schreibt die Branche die intelligenten Stromzähler nicht ab.

Nur jene Kunden, die sich aktiv mit ihrem Verbrauch befassten und sich Gedanken über Energieeffizienz machten, sparten in einem dreijährigen Versuch nennenswert Strom: Die Einsparung betrug dabei maximal drei Prozent, wie die CKW am Montag mitteilte. Das seien für einen Durchschnittshaushalt umgerechnet nicht einmal 24 Euro im Jahr.

Die CKW hatten das Projekt vor vier Jahren mit 1.000 intelligenten Stromzählern im Schweizer Kanton Luzern lanciert. Etwa 400 Geräte wurden in Haushalten installiert, die dies selbst wünschten. 600 Zähler brachte der Energieversorger von sich aus an. Einige wenige Haushalte hatten mehrere Zähler; es nahmen etwas weniger als 1.000 Haushalte am Versuch teil.

Kunden verloren Interesse an Stromverbrauch
Beim Smart Meter können sich Kunden in ihrer Wohnung mithilfe eines Displays über den Stromverbrauch informieren und beispielsweise die Waschmaschine dann laufen lassen, wenn der Strom günstiger ist. Viele der CKW-Kunden mit Smart Meter verloren im Laufe der Zeit aber das Interesse an einer genauen Beobachtung ihres Verbrauchs.

Auch die Bereitschaft, für den Einbau der Geräte zu zahlen, war laut den CKW gering. Die Kosten für die Installation, rund 324 Euro pro Zähler, trug der Versorger selbst. Die CKW ziehen nun den Schluss, dass der Nutzen der neuen Zähler gekoppelt mit dem Willen des Kunden sei, das eigene Verbrauchsverhalten nachhaltig zu verändern. Nur unter dieser Voraussetzung könnten die Messgeräte sinnvoll sein.

Branche will Smart Meter nicht abschreiben
Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Allerdings wird der Anbieter die intelligenten Stromzähler während der nächsten 15 bis 20 Jahre flächendeckend einführen, weil sie Prozesse wie das Stromablesen erleichtern.

Auch der Verband Schweizerischer Elekrizitätsunternehmen will die Geräte keineswegs abschreiben und spricht im Gegenteil sogar von einer Investition in die Zukunft: Der Nutzen sei aus heutiger Sicht gering, wenn man auf den Preis schaue. Dies könnte sich aber ändern, wenn die Kunden den Energieanbieter erst selbst wählen könnten, weil die Technologie der Vergleichbarkeit von Angeboten diene, sagte eine Sprecherin.

"Nicht zu unterschätzende" Kosten
Die CKW planen die breite Einführung der Smart Meter bei Privathaushalten derzeit nicht und weisen darauf hin, dass die Technologie bei einer flächendeckenden Einführung "nicht zu unterschätzende" Kosten verursachen würde. Einen Markt für System-Standardlösungen gebe es nicht. Auch regulatorische und technologische Normen fehlten.

Ein wirkungsvollerer Weg zu mehr Energiesparen sind aus Sicht der CKW im Moment Fördermaßnahmen, auch über finanzielle Anreize. Ein Wechsel der Umwälzpumpe könne den Stromverbrauch beim Heizen beispielsweise um 75 bis 80 Prozent senken, so der Energieversorger. Die Heizkosten betragen rund 30 Prozent der gesamten Stromkosten eines Haushalts.

Die CKW machen ihren Kunden laut einer Unternehmenssprecherin auch eine effizientere Beleuchtung in Stiegenhäusern schmackhaft. Mit Bewegungsmeldern würden etwa in Mehrfamilienhäusern die Stiegenhauslampen weniger lange brennen.

Heimische Anbieter zögern mit Umstellung
In der EU müssen bis 2020 mindestens 80 Prozent aller Haushalte mit einem Smart Meter ausgestattet sein, in Österreich ist hingegen eine Quote von 95 Prozent bis 2019 vorgesehen. Hierzulande stehen nicht nur Verbraucher- und Datenschützer den intelligenten Zählern kritisch gegenüber, sondern auch die Energieversorger EVN und Wien Energie.

Die beiden Konzerne zögern beim Einbau der Geräte. Die heimischen Stromkonzerne würde der Tausch der rund 5,7 Millionen alten Stromzähler etwa zwei Milliarden Euro kosten. Geschätzte Ersparnis für einen Durchschnittshaushalt: 30 bis 50 Euro oder drei bis vier Prozent der Stromkosten.

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