Die Arbeitslosenquote steigt auf knapp sieben Prozent, während Fachkräfte weiter Mangelware sind. Die „Krone“ besucht ein „Zentrum der Zukunft“ – dort wird hart für die Karriere geschuftet.
Sigmundsherberg, tief im niederösterreichischen Waldviertel: In der Halle des 1. Europäischen Klimaschutz-Ausbildungszentrums von BFI und AMS ist es laut, der Geruch von Schmieröl liegt in der Luft, Metallspäne rieseln zu Boden.
Mit Schutzbrille und entschlossenem Blick steht Sara Bohl (23) an der Fräsmaschine. Früher panierte die Klosterneuburgerin Schnitzel, heute bearbeitet sie Edelstahl. „Ich habe Koch gelernt, fünf Jahre in der Gastro gearbeitet – dann war Schluss. Ich wollte raus aus der Küche, rein in einen Beruf mit Zukunft. Und den finde ich hier“, erzählt sie, während die Maschinen dröhnen.
Neben ihr steht Alexander Schneider (26), ebenfalls ein Umsteiger: „Das hier ist kein Zuckerschlecken, wir arbeiten hart für unseren Erfolg.“
Beide haben sich für eine Ausbildung in der Mechatronik, Schwerpunkt Fertigungstechnik, entschieden – eine harte, fordernde, aber vor allem zukunftssichere Ausbildung. Rund 250 Menschen können am Standort gleichzeitig ausgebildet werden, derzeit sind es über hundert, dazu Dutzende Beschäftigte, die über Betriebe weiterqualifiziert werden.
„Zeiten der Sinnlos-Kurse beim AMS sind vorbei“
Beim Lokalaugenschein der „Krone“ zeigt sich: Das ist keine Beschäftigungstherapie. AMS-NÖ-Chefin Sandra Kern bringt es auf den Punkt: „Die Ausbildung ist kein Spaziergang. Wer glaubt, es gibt beim AMS noch Kurse zum Absitzen, der irrt gewaltig. Hier wird geschuftet – und am Ende wartet dann ein guter Job mit Perspektive.“
Während die Maschinen in Sigmundsherberg rattern, kämpft Österreich mit einer Arbeitslosenquote von rund sieben Prozent. Zehntausende suchen derzeit verzweifelt einen Job, viele von ihnen mit kaum verwertbarer Ausbildung. Gleichzeitig bleiben Hunderte Stellen in der Energiewirtschaft, bei Elektrikern, Installateuren oder Technikern unbesetzt.
Wir investieren Tausende Euro in die Fort- und Weiterbildung unserer Kunden. Die Ausbildung in Sigmundsherberg ist ein Vorzeigeprojekt.
Sandra Kern, AMS-NÖ-Chefin
Bild: Molnar Attila
In Niederösterreich kommen auf eine offene Stelle in einem klimarelevanten Beruf gerade einmal 1,5 Arbeitslose – ein krasser Gegensatz zum Bundesschnitt, wo im Mittel mehr als drei Bewerber um einen Posten rittern.
Christian Farthofer, Vorstandsvorsitzender des blau-gelben BFI, erklärt: „Green Jobs sind nicht nur Schlagworte – hier entstehen echte Karrieren und Antworten auf die Fachkräftekrise.“
Sara und Alexander arbeiten schon an ihrer neuen Laufbahn – Stück für Stück, Schraube um Schraube.
Zukunftsbranchen sichern Wohlstand
Der Arbeitsmarkt wandelt sich rasant – und wer nicht mitzieht, bleibt auf der Strecke. Besonders bitter trifft es Menschen ohne Ausbildung: Ihr Risiko, arbeitslos zu werden, ist dreimal so hoch wie bei höher Qualifizierten. Doch es gibt Hoffnung: Politik und AMS setzen mit voller Kraft auf Ausbildungen in Boom-Branchen.
Im Mittelpunkt stehen sogenannte Green Jobs, die digitale Welt und die Pflege – also genau jene Bereiche, in denen Österreich schon heute händeringend nach Fachkräften sucht. „Qualifizierung und Weiterbildung schaffen die besten Chancen für den Arbeitsmarkt – auch in Zukunft“, betont Arbeitsministerin Korinna Schumann.
Zahlreiche Projekte mit viel Sinn
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Mehr als 11.800 Menschen haben im Vorjahr dank des Pflegestipendiums eine Ausbildung im Pflegebereich begonnen. In der Umweltstiftung werden Arbeitslose für Berufe in Klimaschutz und Energiewirtschaft fit gemacht, Tendenz stark steigend.
Gleichzeitig entstehen mit Projekten wie „Coders:Bay“ oder der Ökotech-Akademie in Oberösterreich neue Chancen für den Einstieg in die digitale Arbeitswelt. Und auch Frauen sollen profitieren: Mit dem Programm FiT – Frauen in Handwerk und Technik – unterstützt das AMS gezielt jene, die den Schritt in besser bezahlte technische Berufe wagen wollen.
Die Botschaft ist klar: Wer sich jetzt weiterbildet, hat beste Chancen auf eine gute Zukunft – mit besserer Entlohnung.
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