Bekämpft Schlafapnoe

Pille aus den USA: Hoffnung für starke Schnarcher

Wissenschaft
04.08.2025 08:20

Gehört schlechter Schlaf bald der Vergangenheit an? Bereits kommendes Jahr könnte es in den USA zum ersten Zulassungsantrag für ein als Tablette einnehmbares Medikament gegen die obstruktive Schlafapnoe kommen. Denn auch eine zweite große Wirksamkeitsstudie macht Mut.

Mehr als 600 Patienten zeigte eine positive Wirkung, wie die US-Entwickler mitteilten. „Die LunAIRo-Studie erreichte ihr primäres Ziel und zeigte nach 26 Wochen klinisch bedeutsame und statistisch signifikante Reduktionen der Atemwegsobstruktion. Teilnehmer, die mit AD109 behandelt wurden, erzielten in Woche 26 eine durchschnittliche AHI-Reduktion (Zahl der Atemaussetzer durch Schlafapnoe pro Stunde, Anm.) von 46,8 Prozent gegenüber dem Ausgangswert von minus 6,8 Prozent unter Placebo. Die AHI-Reduktion blieb bis zum Ende der Studie in der Woche 51 statistisch signifikant“, hieß es vor wenigen Tagen in einer Mitteilung des von Bostoner Wissenschaftern gegründeten Pharmaunternehmens Apnimed.

Die häufigsten behandlungsbedingten Nebenwirkungen seien leicht bis mittelschwer gewesen und hätten mit den Erfahrungen aus früheren Studien übereingestimmt. Schwerwiegende Nebenwirkungen seien nicht gemeldet worden.

Was ist Schlafapnoe?
Bei der obstruktiven Schlafapnoe kommt es während des Schlafes häufig zur kurzzeitigen Verlegung der Atemwege durch eine Erschlaffung der Zungenmuskulatur. Die Häufigkeit wird in der wissenschaftlichen Literatur mit rund 30 Prozent bei Männern und mit 13 Prozent bei Frauen angegeben.

Weltweit dürfte rund eine Milliarde Menschen betroffen sein. Bei 80 Prozent fehlt eine entsprechende Diagnose, womit es auch zu keiner Therapie kommt. Übergewicht und Adipositas sind treibende Faktoren. Alkoholkonsum vor dem Schlafengehen verstärkt eine Schlafapnoe. Die Folgen können chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, aber langfristig auch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein.

Die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten waren bisher eine Maskenbeatmung (CPAP-Beatmung) oder ein sogenannter Zungenschrittmacher. Längst nicht alle Betroffenen konnten sich mit diesen Therapien „anfreunden“.

Medikament stützt Nervenaktivität
Wissenschafter der Harvard University in Boston in den USA haben bereits vor einigen Jahren mit der Entwicklung des ersten wirksamen Medikaments gegen obstruktive Schlafapnoe begonnen. Sie gründeten dafür schließlich ein eigenes Unternehmen (Apnimed; Cambridge/Massachusetts).

Die „Pille gegen Schlafapnoe“ besteht aus zwei Komponenten: 2,5 Milligramm eines Anticholinergikums (Aroxybutynin) und 75 Milligramm des Noradrenalin-Reuptake-Hemmstoffes Atomoxetin). Anticholinergika, ähnlich Aroxybutynin, sind zur Behandlung von Harninkontinenz zugelassen. Atomoxetin wird in den USA zur Therapie des Hyperaktivitätssyndroms ADHS verwendet. Vor dem Schlafen eingenommen, soll die Wirkstoffkombination (AD109) die Erschlaffung der Zungenmuskulatur hemmen und auch im Schlaf die Nervenaktivität im Rachenraum stützen.

„Vollständige Kontrolle“
Für die Zulassung durch Arzneimittelbehörden sind in der Regel zwei groß angelegte Wirksamkeitsstudien (Phase III; Wirksamkeit und Nebenwirkungen) notwendig, die ähnliche bis gleiche Ergebnisse bringen sollen. Bereits im Mai dieses Jahres hatte Apnimed die Ergebnisse der ersten derartigen klinischen Untersuchung bekanntgegeben.

In die erste wissenschaftliche Untersuchung waren mehr als 600 Patienten mit leichter bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe aufgenommen worden, die mit den herkömmlichen Therapien nicht zurechtkamen oder ungeeignet dafür waren. Es kam demnach zu einer Verringerung des sogenannten Apnoe-Hypapnoe-Index (AHI) als Maßzahl der Schwere der Symptome um fast 56 Prozent. Bei etwas mehr als einem Fünftel der Behandelten nahm die Häufigkeit von Apnoe-Phasen pro Stunde auf weniger als fünf ab. „22,3 Prozent der mit AD109 behandelten Teilnehmer erreichten damit eine vollständige Kontrolle der obstruktiven Schlafapnoe-Erkrankung“, hieß es in einer Aussendung des US-Pharma-Unternehmens. Zusätzlich dazu hätte sich eine signifikant bessere Sauerstoffversorgung mit einer starken Erhöhung der Sauerstoffsättigung im Blut gezeigt.

US-Zulassungsantrag im kommenden Jahr
Das Unternehmen hat bereits bekanntgegeben, im kommenden Jahr in den USA einen Zulassungsantrag für das Mittel stellen zu wollen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren in der klinischen Untersuchung Mundtrockenheit, Harnverhalten und Schlaflosigkeit.

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