Schlafapnoe ist weit verbreitet. Patienten sind erhöhtem Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko ausgesetzt. Ärzte-Team in St. Pölten hat Abhilfe.
Für viele Menschen in Niederösterreich bedeutet Schlaf nicht Erholung, sondern akute Lebensgefahr. Atemstillstände durch sogenannte obstruktive Schlafapnoe rauben nicht nur den Schlaf, sondern setzen den Körper unter Dauerstress – mit gefährlichen Folgen.
Was viele nicht wissen: Die obstruktive Schlafapnoe – medizinisch kurz OSAS – ist eine weitverbreitete, oft unterschätzte Erkrankung. Dabei fällt im Schlaf die Zunge zurück oder es erschlafft die Muskulatur im Rachen, wodurch die Atemwege blockiert werden. Es kommt zu Atemaussetzern. Die Folge: Sauerstoffmangel, ständiges Aufwachen – und ein massiv erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und sogar Schlaganfall.
Medizinischer Meilenstein
Doch jetzt gibt es für Betroffene neue Hoffnung in Form eines winzigen Geräts, das wie ein Taktgeber für die Zunge wirkt. Am Universitätsklinikum in St. Pölten wurden nun zwei solche „Hypoglossus-Stimulatoren“ erfolgreich implantiert. Ein medizinischer Meilenstein, ermöglicht durch drei Top-Mediziner: Spitzenchirurg Primar Georg Sprinzl, Oberärztin Edda Menke-Lechner, Leiterin der OSAS-Ambulanz, und Assistenzärztin Ariane Leodolter.
Impulse für die Zunge
Sprinzl, der viele Jahre am Wiener AKH tätig war, hat die Methode in Österreich maßgeblich mitentwickelt und perfektioniert. Mit seiner Erfahrung zählt er heute zu den führenden Spezialisten auf diesem Gebiet. Das Prinzip hinter dem innovativen Eingriff ist so einfach wie genial: Der Stimulator wird operativ unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt und über eine feine Elektrode mit dem Zungennerv verbunden. Während des Schlafs aktiviert das Gerät gezielt die Zungenmuskulatur – und hält so die Atemwege offen.
„Mit dem Stimulator steht uns eine hochmoderne Alternative zur CPAP-Maske zur Verfügung, die nicht nur die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten deutlich verbessert, sondern auch das Risiko schwerer Folgeerkrankungen senkt“, versichert Sprinzl.
Müdigkeit, Schwindel, Konzentrationsprobleme
Zu den ersten Patienten, denen in St. Pölten auf diese Weise geholfen wurde, zählt Peter Kahrer (60) aus Matzendorf im Bezirk Wiener Neustadt. Jahrelang litt er wegen Schlafapnoe unter Müdigkeit, Schwindel und Konzentrationsproblemen. Jetzt sagt er mit leuchtenden Augen: „Es ist, als hätte mir jemand die Nacht zurückgegeben.“
Dass Technik allein nicht reicht, zeigt der langjährige Einsatz des Teams: Bereits 2019 wurde durch Sprinzl in St. Pölten der erste Stimulator implantiert. Seitdem besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Schlaflabor im Landesklinikum Melk. „Nur durch interdisziplinäre Arbeit können wir Betroffene individuell und wirksam behandeln“, sagt Dr. Menke-Lechner.
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