Starkes Engagement

Tierschutz-Staatssekretärin im Sommergespräch

Tierecke
06.08.2025 08:01

Was ist ein Tierleben wert – in einer Gesellschaft, die Hunde wieder auf Menschen hetzen will und Kälber über 1.000 Kilometer transportiert, als wären sie Frachtgut? Die „Krone“ traf Tierschutz-Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig zum Gespräch.

Im Herzen der Wiener Innenstadt sprach die „Krone“ mit Tierschutz-Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) über Missstände, die nicht länger ignoriert werden dürfen. Es ging um die österreichische Realität des Tierschutzes – eine Wirklichkeit zwischen gesetzlichen Lücken und politischen Machtspielen.

Der Hund als Waffe?
Ein zentrales Thema des Gesprächs: Die aktuelle Klage beim Verfassungsgerichtshof gegen das Verbot des „Beiß- und Angriffstrainings“, wo Hunde gezielt auf den Biss in den menschlichen Unterarm trainiert werden. Eine Entscheidung, die im Sinne des Tierschutzes längst gefallen war, soll nun auf Betreiben einer „bissigen Lobby“ mit juristischen Winkelzügen wieder ausgehebelt werden.

Königsberger-Ludwig macht deutlich, wie ernst die Lage ist: „Wenn das Verbot aus formalen Gründen aufgehoben wird, könnte die Abteilung C (Anm.: Schutzdienst) im Rahmen des Gebrauchshundesports schneller zurückkehren, als man denkt.“

Tierwohl zwischen Paragrafen 
Der private Schutzdienst diene weder der öffentlichen Sicherheit noch dem Katastrophenschutz, sei aber geeignet, Hunde dauerhaft unter Stress zu setzen und zu Aggressionsverhalten zu verleiten. Derartige Praktiken hätten im modernen Tierschutz nichts verloren – und sie sollten auch nicht durch juristische Ausreden ein Comeback feiern dürfen.

Tierschutz-Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig im Gespräch mit „Krone“-Tierecke-Chefin ...
Tierschutz-Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig im Gespräch mit „Krone“-Tierecke-Chefin Maggie Entenfellner.(Bild: Regina Aigner/BKA)

Das Problem dabei: Der Verfassungsgerichtshof prüft Gesetze nur formal – ob die Begründung des Verbots „sauber“ war, ob der Gesetzgeber korrekt gearbeitet hat und nicht, ob gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wird. Was mit den Hunden passiert, wie sie leiden oder gebrochen werden – all das zählt dort nicht. Sollte das Verbot fallen, müssten Justizministerium und Parlament sofort gesetzlich nachbessern, macht „Krone“ Tierecke Chefin Maggie Entenfellner im Gespräch mit der Staatssekretärin klar: „Sonst ist das nicht nur eine juristische Niederlage, sondern ein Verrat am Tier.“

Hölle auf Rädern
Mindestens ebenso bedrückend ist eine zweite Baustelle: die Tiertransporte. Sie passieren täglich, legal, quer durch Europa – und bis in den Nahen Osten. Kälber, Schweine, trächtige Rinder – über Stunden, manchmal über einen ganzen Tag, eingepfercht, oft ohne ausreichende Versorgung, bei sengender Hitze. Temperaturmessung, Pausenzeiten, Dokumentation – auf dem Papier sieht vieles gut aus. Die Realität auf Europas Autobahnen ist eine andere.

Königsberger-Ludwig spricht von einer „europäischen Agenda“, die man nur gemeinsam mit anderen Staaten umsetzen könne. „Österreich hat mitunter die strengsten Richtlinien“, so die Staatssekretärin. Doch was nützen Papiervorschriften, wenn sie an Grenzen enden – oder bewusst ignoriert werden? 

Zitat Icon

Wir haben ein ambitioniertes Programm, das wir umsetzen werden, um das Leben von Mensch und Tier zu verbessern.

Ulrike Königsberger-Ludwig, Tierschutz-Staatssekretärin

Transporte erleichtern Ausbreitung
Auch das Thema Seuchengefahr ist eng mit Tiertransporten verknüpft. „Gerade erst wurden die Maßnahmen gegen die ‘Maul und Klauenseuche‘ gelockert, jetzt müssen wir uns mit dem hochansteckenden ‘Lumpy Skin Disease‘ (LSD) beschäftigen“, so Königsberger-Ludwig. „Die Lage im Frühjahr war komplex, die Zeit knapp, der Druck enorm. Besonders beeindruckt hat mich die Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: ein echtes Musterbeispiel für politische Kooperation über Parteigrenzen hinweg. Ich erinnere mich noch gut an ein Telefonat spätabends in der heißen Phase – da ging es nicht um Parteitaktik, sondern nur um eines: Wie wir unsere Tiere schützen und die Landwirtschaft absichern können.“

Anlass zur Sorge?
Doch wie groß ist also die Gefahr, dass uns LSD trifft? „Spekulationen helfen niemandem – Vorsorge schon. In Österreich gibt es aktuell keinen einzigen Fall der Lumpy Skin Disease, aber die Entwicklungen in Italien und Frankreich geben Anlass zur Sorge. Die Behörden arbeiten deshalb mit Hochdruck an umfassenden Vorbereitungen“, so Königsberger-Ludwig.

Es gibt viel zu tun im Tierschutz, dessen ist sich Ulrike Königsberger-Ludwig bewusst. Doch sie zeigt sich kämpferisch: „Wir haben ein ambitioniertes Programm, das wir umsetzen werden, um das Leben von Mensch und Tier zu verbessern.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt