Debatte in Südtirol
„Voller Proleten“: Touristen überrennen Dolomiten
Hunderte Menschen, die Schlange stehen, um mit der Seilbahn auf den markanten Gipfel der Seceda gelangen. Aufnahmen aus den Südtiroler Dolomiten, die in den sozialen Medien viral gingen, haben eine heftige Debatte über Massentourismus ausgelöst.
Warten statt Wandern: Über Hunderte Meter windet sich die Schlange von Menschen, die in der Julihitze anstehen. Sie wollen mit der Seilbahn auf die Seceda in den Dolomiten gelangen. Von der Bergstation sind es nur noch zehn Minuten auf den markanten Gipfel, um von dort die Aussicht zu genießen. Schaffbar für jeden Touristen, egal wie schlecht ausgerüstet.
Die viralen Aufnahmen haben einen Aufschrei gegen Massentourismus in den Dolomiten ausgelöst. Prominentester Vertreter ist der Präsident des Südtiroler Alpenvereins, Carlo Alberto Zanella. Er zeigt sich entsetzt über den Massentourismus in den Bergen.
„So sollten die Berge nicht sein“
„Mir lief es kalt den Rücken herunter, als ich dieses Video sah“, meinte er gegenüber der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“. Früher seien Wanderer gut vorbereitet gewesen, nun würden viele mit Flip-Flops anreisen. „So sollten die Berge nicht sein. Heute sind sie voller Naivlinge und Proleten“, polterte Zanella.
In Südtirol ist bereits eine heftige Debatte entbrannt, der Ruf nach drastischen Maßnahmen wird laut. Um dem Ansturm Herr zu werden, werden etwa eine saftige Preiserhöhung oder gar die Schließung der Sommerseilbahnen gefordert. Beklagt wird auch, dass durch den Massentourismus die Lebenshaltungskosten steigen.
Die Betreibergesellschaft der Seilbahn will den gegenteiligen Weg einschlagen und fordert, die Kapazität der Anlage von derzeit 800 Personen pro Stunde zu verdreifachen. Der Südtiroler Alpenverein sei „absolut dagegen“, betonte Präsident Zanella gegenüber dem „Corriere della Sera“. Es sei ein Skandal, wenn die Provinz Bozen das Geld dafür bereitstellen würde. Die Provinz hat unterdessen bereits eine Umweltverträglichkeitsprüfung angesagt.
Drehkreuz brachte gegenteiligen Effekt
Ironie der Geschichte: Um gegen den zunehmenden Strom an Touristen zu protestierten, stellte Anfang Juli ein Landwirt, durch dessen Grundstück der beliebte Seceda-Panoramaweg verläuft, ein kostenpflichtiges Drehkreuz auf. Wer den Weg fortsetzten wollte, sollte fünf Euro zahlen. Die Aktion hatte aber den gegenteiligen Effekt. Denn der Medienrummel sorgte dafür, dass noch mehr Touristen kamen. Weil das Drehkreuz ohne Genehmigung im Naturpark Puez-Geisler errichtet worden war, haben die Behörden übrigens bereits deren Entfernung angeordnet, wie „Nordest24“ berichtete.
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