Neue Fotos aufgetaucht

„Ballast“: Putin lässt eigene Soldaten hinrichten

Ausland
28.07.2025 06:00

Neue Drohnenvideos zeigen, wie russische Soldaten im Ukraine-Krieg gegen ihre eigenen verletzten Kameraden vorgehen. Anstatt ihnen zu helfen, werden sie getötet. Dieses brutale Vorgehen ist Teil der Kriegsstrategie des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Jüngste Überwachungsaufnahmen der ukrainischen Armee verdeutlichen die brutale Kultur, die bei den russischen Streitkräften weit verbreitet ist.

Grausame Aufnahmen
Ein Video, das in den sozialen Medien kuriert, zeigt etwa, wie ein verletzter Russe in einem Graben liegt, er kann aber noch Kopf und Arme bewegen. Ein Kamerad inspiziert ihn kurz und schlägt ihm dann mit drei Gewehrkolben-Hieben den Schädel ein. Anschließend steigt er über den toten Kameraden und geht einfach weiter.

Eine weitere Aufnahme dokumentiert, wie ein Soldat durch einen Drohnenangriff verletzt wird, aber noch lebt. Statt ihm zu helfen, exekutiert ihn ein Kamerad aus nächster Nähe. Danach läuft er davon. 

Dieses Bild zeigt russische Soldaten auf der Flucht vor einer Drohne, die wenig später ...
Dieses Bild zeigt russische Soldaten auf der Flucht vor einer Drohne, die wenig später einschlägt.(Bild: Screenshot/Twitter.com)

Kamerad-gegen-Kamerad-Tötung
Die grausamen Videos sind nur die jüngsten Beispiele aus in einer Reihe von „Blue-on-Blue“ – also Kamerad-gegen-Kamerad-Tötungen innerhalb des russischen Militärs. Im Juni 2024 wurden etwa drei russische Soldaten von einer Kamikaze-Drohne attackiert. Nachdem der Mittlere getroffen zu Boden ging, schoss ihm sein hinter ihm laufender Kamerad im Vorbeigehen kurzerhand in den Kopf, marschierte dann weiter. Zahlreiche weitere Videos sind in den sozialen Medien im Umlauf. Meist wurden die Soldaten zuvor vom ukrainischen Militär verletzt.

Das steckt dahinter
Hintergrund der Morde: Es gibt keine Rettungskette für russische Angriffstruppen in der Ukraine. Eine Evakuierung bindet Personen, die Russland an vorderster Front nicht eingeplant hat. „Im Gegensatz zur ukrainischen Armee, die täglich das Leben Dutzender Soldaten zur Evakuierung verwundeter Soldaten riskiert, operieren Russlands Offensivkräfte am Boden auf einer ,Einbahnstraße‘, wie ein ukrainischer Koordinator der Verteidigung in der Nähe von Pokrowsk gegenüber der „Bild“-Zeitung erklärte.

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Putin steht in bester Sowjet-Tradition: Wer nicht kämpft, wird beseitigt.

Russland-Experte Jörg Friedrich

„Russlands Präsident Wladimir Putin steht in bester Sowjet-Tradition: Wer nicht kämpft, wird beseitigt“, betont Russland-Experte Jörg Friedrich gegenüber der „Bild“. So sei es das typische Vorgehen in der russischen Armee, die verwundeten Soldaten nicht abzutransportieren und in ein Lazarett zu bringen. Stattdessen wird der verwundete Kamerad kurzerhand umgebracht. Auch der Osteuropa-Historiker Jan C. Behrends zeigt nicht überrascht von den brutalen Hinrichtungen, er sagt: „Die russische Armee ist eine Armee ohne Gesetzlichkeit.“ Verwundete seien keine Kameraden mehr – sondern Ballast.

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Die russische Armee ist eine Armee ohne Gesetzlichkeit. Verwundete sind keine Kameraden mehr – sondern Ballast.

Osteuropa-Historiker Jan C. Behrends

Bisher keine Konsequenzen
Interne Konsequenzen oder Bestrafungen gebe es keine: „Es gibt keinen einzigen bekannten Fall, in dem ein Soldat in Russland für die Tötung eines verwundeten Kameraden vor Gericht kam“, so Behrends. 

Wobei: Auf Grundlage der Genfer Konvention, die auch Russland unterschrieben hat, ist das Töten von Verletzten verboten. Darunter fallen auch Hinrichtungen ohne vorhergehendes Urteil eines Gerichtes. Zudem müssen Verwundete und Kranke geborgen und gepflegt werden. Rechtlich könnten die Soldaten wegen Mordes also angeklagt werden – das ist zumindest bei ähnlichen Fällen in anderen Ländern bereits geschehen. Inwiefern die veröffentlichten Fälle überhaupt Konsequenzen nach sich ziehen wird, ist fraglich.

Stellungen sollen bis zum Tod verteidigt werden
„Newsweek“ zitierte Jason Jay Smart, einen politischen Berater mit Expertise für post-sowjetische Staaten. Ihm zufolge hat der Beschuss der eigenen Truppen in der russischen Militärgeschichte ebenfalls eine lange Tradition. Auch im Krieg gegen die Ukraine sei das üblich. Zu den neu aufgetauchten Videos sagte er: „Dieser Vorfall, der einen völligen Mangel an Sorge oder Interesse am Schutz von Menschenleben zeigt, ist der Inbegriff dafür, wie das russische Militär denkt und sich verhält.“

Armeen in Kriege

Russlands Armee ist nicht die erste, die Verwundete eher tötet, als sie zu evakuieren.

Bereits unter Sowjet-Diktator Josef Stalin töteten Blockabteilungen oder Sperrtruppen mitunter verwundete oder kampfunfähige Soldaten.

Auch bei Wehrmacht und Waffen-SS gibt es vereinzelt dokumentierte Fälle von „Gnadenschüssen“ oder Tötungen verwundeter Kameraden, wenn Evakuierung unmöglich war und der Tod sicher schien.

Das britische Verteidigungsministerium hatte schon im November 2022 berichtet, das russische Militär habe damit begonnen, Blockadeeinheiten aufzustellen, die Soldaten am Rückzug von der Front hindern sollen, auch wenn die Lage dort völlig aussichtslos sei. Russische Generäle wollten demnach, dass nach einer Warnung auf Deserteure geschossen werde. Der britische Geheimdienst sah das damals als Beleg für die niedrige Moral und die Disziplinlosigkeit innerhalb der russischen Armee, die gerade im Rahmen der Teilmobilisierung um viele unerfahrene und schlecht ausgerüstete Kämpfer aufgestockt worden war.

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