Das Frauenressort der Stadt Linz sagt mit einer Kampagne K.-o.-Tropfen den Kampf an und fordert ein Umdenken in der Gesellschaft. Denn nicht selten würden Frauen nach Vergewaltigungen zu (Mit)Tätern gemacht. Eine Betroffene erzählt, wie sie nach einem Filmriss erst wieder in einem Gebüsch zu sich kam.
„Das erste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich in einem Gebüsch im Park war und von einem Unbekannten vergewaltigt wurde“, erzählt Nina Fuchs, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Vereins K.O.-Kein Opfer. „Wie ich dort hingekommen bin, weiß ich nicht. Auch an die ein bis zwei Stunden davor fehlt mir jegliche Erinnerung. Ich weiß nur mehr, dass ich mit Kumpels in einem Lokal war.“
Verfahren eingestellt
Am nächsten Morgen vertraute sich Fuchs ihrer Schwester an, die motivierte sie, die Vergewaltigung anzuzeigen. Trotz Spermaspuren wurde das Verfahren gegen den Täter eingestellt. Fuchs ging in die Offensive und setzt sich seither in der Präventions- und Aufklärungsarbeit von sexualisierter Gewalt ein. Denn sie weiß: „Was ich erlebt habe, ist kein Einzelschicksal.“
Hohe Dunkelziffer
Wie viele Betroffene es gibt, ist unklar, denn genaue Zahlen werden nicht erhoben. Mit einer Kampagne will das Frauenressort der Stadt Linz den geruchs- und geschmacklosen K.O.-Tropfen den Kampf ansagen und aufzeigen, dass die Opfer niemals schuld seien. „Hättest du besser auf dein Glas aufgepasst, sind Sprüche, die Betroffene oft hören. Dabei sind K.O.-Tropfen ein Extrembeispiel für nicht vorhandenen Konsens und der Gebrauch strafbar“, sagt Frauenstadträtin Eva Schobesberger.
Umdenken in Gesellschaft nötig
Besonders perfide: Die legal erhältlichen Substanzen sind nur kurz nachweisbar, im Urin bis zu zehn Stunden. Die in Drogerien erhältlichen Test-Armbänder würden nur auf wenige Substanzen ansprechen und trügerische Sicherheit vermitteln. Außerdem: „Warum sollen Frauen dafür bezahlen müssen, dass sie sicher ausgehen können“, fordert Fuchs ein Umdenken und Schobesberger ergänzt: „Jeder Vorwurf an die Opfer schützt indirekt die Täter.“
„Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“, könnte man sagen, wenn es um Frauenrechte in Österreich geht. Immerhin: Seit 1975 dürfen Frauen ohne Zustimmung des Mannes einer Arbeit nachgehen, 1989 wurde die Vergewaltigung in der Ehe strafbar.
Gerade, was sexualisierte Gewalt betrifft, ist aber gelinde gesagt noch Luft nach oben. Denn solange wir nach Vergewaltigungen die Schuld bei den Opfern suchen, wird die Dunkelziffer dieser Straftaten weiter hoch bleiben. Nicht Frauen müssen besser auf ihr Glas aufpassen, sondern Männer müssen damit aufhören, ihnen K.O.-Tropfen in die Drinks zu mischen!
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