Männer verprügelt

17-jährige „Pedo-Hunter“ genossen Nervenkitzel

Steiermark
02.07.2025 05:55

Sexualstraftaten an Kindern sorgen regelmäßig für Fassungslosigkeit. Dennoch darf man die Strafverfolgung nicht selbst in die Hand nehmen. Drei Jugendliche wurden jetzt in Graz verurteilt. Sie hatten angebliche Pädophile in einen Hinterhalt gelockt, verprügelt und ausgeraubt. „Ein Nervenkitzel“, wie sie selbst zugaben.

„Die Angeklagten haben unter dem Deckmantel der Selbstjustiz – und das allein ist schon verwerflich und nicht zu tolerieren – ihre Aggressionen und ihren Hass auf Homosexuelle ausgelebt und dabei auch noch Geld verdient“, findet Staatsanwältin Julia Steiner am Dienstag vor Gericht klare Worte. „Und dafür haben sie sich von Gleichgesinnten feiern lassen.“

Laut Anklage war der erstangeklagte, arbeitslose Lehrling in mehreren Online-Gruppen, in denen sich die Mitglieder darüber austauschten, wie sie anderen Männern auflauern, die sich mit vermeintlich Minderjährigen zum Sex verabreden.

Als 13-Jährige in Hinterhalt gelockt
Irgendwann fasst der damals 17-Jährige den Entschluss, ebenfalls homosexuelle Männer, die Sex-Kontakte mit Minderjährigen aufnehmen wollen, unter falschen Vorgaben in einen Hinterhalt zu locken. Die beiden Mitangeklagten – zur Tatzeit ebenfalls 17 – unterstützen ihn.

Am vereinbarten Treffpunkt – sie gaben sich als 13-jährige Buben aus – wurden die angeblichen Pädophilen dann erniedrigt („Sie mussten vor den Angeklagten knien“), geschlagen und ausgeraubt. Die selbst ernannten Rächer fotografierten deren Führerscheine und veröffentlichten die Namen in Netz.

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Ist Ihr Leben zu langweilig, weil Sie sich ansehen müssen, wie Menschen herabgewürdigt werden?

Richter Raimund Frei zu einem Zeugen

Opfer sprang in Panik in Teich
Die Taten selbst wurden gefilmt und live im Internet übertragen. Eines der Opfer konnte sich in Panik nur mit einem Sprung in einen Badeteich retten. Minutenlang rief der Mann dort um Hilfe. Die Angeklagten gestanden, den Nervenkitzel genossen zu haben.

„Ist Ihr Leben zu langweilig, weil Sie sich ansehen müssen, wie Menschen herabgewürdigt werden, damit Sie dann darüber lachen können?“, fragt Richter Frei einen Zeugen, der sich diese Live-Videos in der „Pedo-Hunting Austria“-Gruppe ansah. „Helfen Sie mir, dass ich verstehe, warum man in so einer Gruppe ist!“ – Plausible Antwort kommt von dem 17-Jährigen aber keine.

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Die Angeklagten sagen, dass sie Sie hingelockt haben, unter dem Vorwand, dass Sie Sex mit einem Jungen haben könnten.

Der Richter zu einem Opfer

„Ich bin nur gerannt“
Per Video-Anruf wird dann eines der Opfer befragt. Er sei nur durch Zufall genau in dem Park gewesen, das Handy habe ihn hingeführt, nachdem er Park und Natur eingegeben hatte, sagt der Mann. „Es war aber ganz schön spät“, wirft der Richter ein. „Ich habe lang gearbeitet und wollte noch Luft schnappen.“ Mit Kapuzenpullis und Sturmhauben seien drei Unbekannte dann auf ihn zugestürmt. „Ich bin nur gerannt.“ In einem Vereinshaus fand der Projektleiter Hilfe.

„Die Angeklagten sagen aber, dass sie Sie unter dem Vorwand hingelockt haben, dass Sie Sex mit einem Jungen haben könnten?“ – „Das stimmt nicht“, betont der Zeuge. Dass seine Nachrichten gelöscht waren, kann er sich nicht erklären. „Ich hatte von denen ja gar keine Nummer.“

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In ihrer jugendlichen Verblendung haben sie vielleicht gedacht, dass sie etwas Gutes tun.

Verteidiger Bernhard Lehofer

„Jugendliche Verblendung“
„Jugendliche machen leider Blödsinn“, sagt Verteidiger Bernhard Lehofer in seinem Schlussplädoyer. „In ihrer jugendlichen Verblendung haben sie vielleicht gedacht, dass sie etwas Gutes tun.“ Auch wenn er die Taten natürlich nicht gutheißen will.

Der Schöffensenat verurteilt das Trio schließlich zu Haftstrafen zwischen zwölf Monaten auf Bewährung und 18 Monaten teilbedingt. „Ihr bestimmt nicht, wer schuldig ist. Dafür gibt es Behörden!“, so der Richter abschließend. Die Angeklagten erbaten sich Bedenkzeit. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Erst im März gab es mit der nach der Jägerspinne benannten Operation „Venator“ einen großen Schlag gegen die sogenannte Pedo-Hunter-Szene in Österreich. Federführend ist dabei die Staatsanwaltschaft Graz. Derzeit wird gegen 31 Beschuldigte und (noch) unbekannte Täter ermittelt. „Auch Sachverständigen-Gutachten sind noch offen“, bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Arnulf Rumpold, auf „Krone“-Anfrage.

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