Alle Hoffnung war vergebens: Drei Jahre nachdem 52 ukrainische Waisenkinder im Burgenland ein neues Zuhause gefunden hatten, wurden sie in einer Nacht- und Nebelaktion abtransportiert, krone.at berichtete. In Bussen, begleitet, von der Polizei, begann die Rückholaktion in ihre alte Heimat, auf die immer noch russische Bomben fallen.
Es sind herzzerreißende Bilder in der sonst bedrückenden Stille der Nacht: Betreuer wollen sich ihre Traurigkeit nicht anmerken lassen, mehrere Kinder weinen leise, andere klammern sich beim Warten aufs Einsteigen in die Busse an ihre Stofftiere. Brav gelernt, gehen die Kinder Hand in Hand auf den stockfinsteren Parkplatz.
Dort warten zwei Busse mit insgesamt vier ukrainischen Chauffeuren. In einer ersten Etappe werden die Waisen nach Przemyśl ins polnische Grenzgebiet gebracht. Vor hier soll es dann am heutigen Sonntagabend per Zug weiter in die Ukraine gehen. Kurz nach 2 Uhr früh ist es so weit. Begleitet von Polizisten, die die ukrainische Botschaft als Begleitschutz angefordert hat, geht es los. Hinter den dunklen Scheiben sitzen die Kinder, in Decken gehüllt, ruhig auf ihren Plätzen – siehe auch Video oben ...
Evakuiert aus Bombenhagel – jetzt zurück in den Krieg
Blenden wir zurück: Vor drei Jahren wurden die 52 Mädchen und Buben ohne Eltern – damals viele noch Babys, keines älter als sechs Jahre – aus dem Waisenhaus der Industriestadt Kropywnyzki im Zentrum des Landes gerettet. Dort, im Keller der Einrichtung, suchten sie am Anfang des russischen Angriffskrieges Schutz vor dem Drohnen- und Raketenhagel.
In einem ehemaligen 4-Sterne-Golfhotel der Senacura-Gruppe in Burgauberg-Neudauberg (Bezirk Güssing) fanden die Waisen ein neues Zuhause. Besonders rührend kümmerte sich Pascale Vayer mit dem Verein „Kleine Herzen“ um die kleinen Ukrainer. Sie hat sich schon vor einigen Tagen von den Kindern verabschiedet. Die Operation Rücktransport will sie nicht mitansehen. Beim „Krone“-Telefonat Sonntag früh kann Vayer die Tränen nicht zurückhalten.
Betreuer erschüttert: „Es ist leider zu spät“
Neben den seelischen Narben hat ein Drittel ihrer Schützlinge eine Beeinträchtigung, sechs sind schwerstbehindert. Jetzt holte die Ukraine ihre Kinder heim. Ein Teil der Waisen kommt zu Adoptiveltern, ein anderer zu Pflegeeltern bzw. in familienähnliche Strukturen. Die Schwerbehinderten kommen wohl wieder ins Waisenhaus zurück.
Die Proteste waren vergebens, nichts hat letztlich geholfen. Die Hoffnungen, dass es doch noch eine Lösung oder einen Aufschub in letzter Sekunde geben könnte, haben sich zerschlagen. Auch für Johannes Wallner von der Senacura-Gruppe ist es ein Abschied für immer. „Es ist leider zu spät. Wir können nur hoffen, dass es den Kindern in der Ukraine gut gehen wird“, sagt er, als ihn Pascale Vayer verzweifelt mit dem Handy anruft.
Auf dem leeren Parkplatz bleiben als trostloses Symbol sechs Rollstühle und Kinderbuggys zurück ...
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