52 Waisenkinder aus der Ukraine müssen am 1. Juni in den Krieg zurück – trotz großer Protesten von UNHCR und dem Unterkunftgeber. Alle rechtlichen Mittel seien ausgeschöpft.
Es ist eine Entscheidung, die für Aufsehen und Empörung sorgt. Am 1. Juni sollen 52 ukrainischen Waisenkinder, die seit ihrer Evakuierung zu Kriegsbeginn im Burgenland untergebracht sind, in ihr Heimatland zurückgebracht werden. Die Rückführung ist von den ukrainischen Behörden angeordnet und der dafür zuständigen Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschaft Güssing abgesegnet.
Kritik von UNHCR und Sene Cura
Eine Entscheidung, die jedoch für heftige Kritik sorgt, unter anderem auchvom Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR), wo man darauf verweist, dass eine Rückführung in ein Land im Kriegszustand ausschließlich auf freiwilliger Basis und nach einer sorgfältigen Kindeswohlprüfung erfolgen dürfe. Auch SeneCura, Eigentümer der Unterkunft, hat sich klar positioniert. Man habe alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft, um die Rückführung zu verhindern – zuletzt durch eine Anzeige wegen Gefährdung des Kindeswohls eingebracht, um ein Verbleiben zu ermöglichen – allerdings erfolglos.
Seitens des Landes verweist man in der Causa auf die bestehenden Obsorgeverfügungen der Ukraine. Man habe im Interesse des Kindeswohls umfassende Informationen über Qualität, Sicherheit und Umstände der Heimbringung der Kinder eingeholt und von staatlicher Seite Auskünfte erhalten, sodass diese Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen sei. Sollte die Ukraine die Rückkehr auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, seien die Kinder weiter willkommen. Hierzu bedürfte es allerdings ein aktives Zutun des Außenministeriums auf diplomatischer Ebene.
Denkbar schlechter Zeitpunkt
Die Hintergründe in der Caus sind undurchsichtig: Einerseits wäre das Interesse der Ukraine derzeit sehr groß, alle geflüchteten Menschen ins Land zurückzuholen. Im Fall der Kinder war auch die Rede davon, dass man Angst habe, dass sie den Bezug zu ihrer Heimat verlieren. Mehr als die Hälfte soll zur Adoption freigegeben werden. Aus Sicht der Sene Cura heißt es noch, dass man die Entscheidung der Behörden akzeptiert, allerdings mit Bedauern. Die Evakuierung des Waisenhauses sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, als die betroffene Stadt noch nicht unter Beschuss stand – inzwischen befinde man sich in einer Eskalationsphase des Krieges, was die Rückführung gerade jetzt besonders riskant mache.
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