Nach großem Anklang beim Publikum geht das Stück „Regen“ (nach Ferdinand von Schirachs gleichnamiger Erzählung) im Theater im Lendbräukeller in Schwaz in die Verlängerung. Markus Plattners Monolog eines verlorenen Mannes geht mitten ins Herz.
Regengeräusche, das hören sich Menschen zum Einschlafen an. Man nennt das dann „White Noise“, zu Deutsch „Weißes Rauschen“. Mit dieser Erklärung fängt das Stück „Regen“, eine Adaption der gleichnamigen Erzählung von Ferdinand von Schirach anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Lendbräukellers Schwaz – wie berichtet -, an. Weißes Rauschen ist die Überlagerung verschiedener Frequenzen. Als Weißes Rauschen könnte auch „Regen“ bewusst geschrieben worden sein.
Welche Strafe gibst du dir selbst?
Diverse Ebenen schieben sich ineinander: Da wäre der Plot, der Protagonist, der in einer Bar erzählt. Er wurde als Schöffen einberufen, um über einen Mann, der eine Frau erstochen hat, zu urteilen. Doch unser Protagonist sträubt sich, ein Urteil zu fällen. Und tut es schlussendlich doch, mit der Frage „Welche Strafe würden Sie sich selbst geben?“
Was so nicht geht: Vorverurteilung – die Frage hätte lauten müssen, ob überhaupt eine Strafe angebracht ist, nicht welche. Dabei merkt man, dass es gar nicht um die Schuld des anderen geht, sondern um die eigene, dass er sich selbst etwas nicht verzeihen kann.
„80 Prozent von allem ist schlecht“
Hineingeflochtene Ebenen: Er, ein Schriftsteller, der nicht mehr schreibt. Dessen große Liebe gestorben ist. Er leidet. Zwischen Zynismus, Wutausbrüchen („Ich sage Ihnen, 80% von allem ist schlecht“) und philosophischen Überlegungen sieht man einen verlorenen Mann. Einen, der an sich selbst scheitert.
Nicht so jedoch Markus Plattner, Leiter des Lendbräukellertheaters, der Schirachs Protagonisten gekonnt spielt. Das gebrochene Herz als Hintergrundrauschen löst die Regengeräusche treffsicher ab. Prädikat: wertvoll.
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