Vor der Haftrichterin

„Hatte keine Ahnung“: So belastet Benko seine Frau

Wirtschaft
19.05.2025 15:55

René Benko wird in der U-Haft mit der Frage konfrontiert, warum seine Frau just rund um seine persönliche Pleite im März 2024 bei Verwandten einen Safe aufstellen ließ, in dem Ermittler unter anderem wertvolle Herrenuhren fanden. Auch die Haftrichterin bohrte nach. Die „Krone“ kennt das Protokoll.

War René Benkos Ehefrau Nathalie dem Milliardenpleitier dabei behilflich, persönliche Wertgegenstände vor dem Zugriff seiner Gläubiger zu schützen? Diesem Verdacht gehen die Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) mittlerweile nach. Frau Benko findet sich neuerdings als mögliche Beitragstäterin auf der Liste der Beschuldigten – auch sie bestreitet die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.

Ein Teil der Nachforschungen dreht sich, wie berichtet, um einen Safe, der in der sensiblen Phase der Insolvenzanmeldung des 47-jährigen Tirolers Anfang März 2024 angeschafft und bei Frau Benkos Verwandten in einem Haus im Tiroler Pfunds aufgestellt worden war. Darin fanden Fahnder Soko Signa im Zuge einer Hausdurchsuchung neben sieben wertvollen Damen-Ringen unter anderem hochpreisige Männeruhren, die René Benko zugerechnet werden.

Benko betonte in einer Beschuldigtenvernehmung im April bereits: Er habe je vier Herrenarmbanduhren seinen damals sehr jungen Söhnen geschenkt. Von der Installierung des Tresors habe er erst später, also nach seinem Offenbarungseid, erfahren. Doch bei der jüngsten Haftverhandlung am 6. Mai hakte auch die Richterin noch einmal nach. Die „Krone“ veröffentlicht Auszüge des Protokolls.

Richterin: Offensichtlich stellt sich das so dar, dass dieser Tresor tatsächlich im März 2024 ziemlich zeitnah mit Ihrem Privatinsolvenzantrag bzw. Eröffnung des Konkursverfahrens angeschafft worden ist? Wo waren die Uhren davor? Waren die Gegenstände vorher im Haus in Igls und wurden dann nach Pfunds verschafft oder haben Sie irgendeine Erklärung, warum genau zu dem Zeitpunkt die Gegenstände verlagert worden ist?

Benko: Wie gesagt, ich hatte am Anfang der Anschaffung auch gar keine Ahnung, dass ein Safe angeschafft wurde.

Richterin: So wie sich das darstellt, hat das alles Ihre Frau irgendwie organisiert?

Benko: Ja, eben, darum sage ich ja.

Richterin: Aber Sie haben danach vom Tresor gewusst, weil Sie waren ja dann im Sommer 2024 bei diesem Tresor?

Benko: Ja.

Richterin: Aber warum hat das Ihre Frau genau zu der Zeit gemacht?

Benko: Da müssen Sie sie fragen, aber Fakt ist, ich glaube, das haben alle gesagt (...) dass ich am Anfang gar nichts davon gewusst habe. Tatsächlich habe ich von der Anschaffung vom Safe anfangs nichts gewusst und erst später davon erfahren (...)

Richterin: Aber es gibt hier schon eine zeitliche Nähe zu Ihrem Antrag auf Privatinsolvenz. Das ist unbestritten, oder?

Benko: Das ist unbestritten, wenn das so wäre, ja.

Kiste mit Bargeld am Dachboden
In weiterer Folge hinterfragt die Richterin, ob die Wertgegenstände vorher in der damaligen Familienvilla in Innsbruck-Igls verwahrt waren. Das Anwesen stand bekanntlich auch nach dem Konkurs rund um die Uhr unter der Bewachung von Sicherheitspersonal.

Schauplatz mehrerer Hausdurchsuchungen: die ehemalige Benko-Familienvilla in Innsbruck-Igls
Schauplatz mehrerer Hausdurchsuchungen: die ehemalige Benko-Familienvilla in Innsbruck-Igls(Bild: zVg)

Benko: Ich gehe davon aus, ja, aber wie gesagt, ich wusste definitiv nichts von der Anschaffung (des Tresors, Anm.) am Anfang.

Richterin: Aber warum macht sie (Frau Benko, Anm.) das?

Benko: Weil sie offensichtlich das Bedürfnis hatte, gewisse Dinge zu separieren, ja. Also noch einmal, ich kann Ihnen auch nicht mehr dazu sagen. Sie hat mir zwar dann davon erzählt, aber ich habe z.B. auch nicht gewusst, dass meine Ehefrau auch eine Kiste mit weiteren Unterlagen und auch Bargeld am Dachboden hatte. Also auch da ist es jetzt nicht so, dass wir jedes Detail besprochen haben.

Richterin: Aber im Sommer 2024 waren Sie ja dann beim Tresor, spätestens dann müssten Sie von dessen Existenz gewusst haben?

Benko: Sie hat mir davon erzählt, ja, klar, aber erst später, nicht unmittelbar in der Zeit.

Richterin: Aber warum sie das gemacht hat, hat sie Ihnen nicht erklärt?

Benko: Nein, ich kann es wirklich beim besten Willen nicht erklären. Es hat auch in Summe, sage ich mal, keine Logik. Fakt ist, warum ihre sieben Ringen und den anderen Schmuck nicht, also auch da tue ich mir schwer, Ihnen, wenn Sie mich fragen würden, eine Antwort zu geben.

Schwer bewachte Familienvilla
Das von den Benkos bis vor Kurzem genutzte Anwesen in Innsbruck Igls, das in den Büchern der Eigentümergesellschaft zwischenzeitlich mit rund 80 Millionen Euro bewertet war, sollte übrigens über einen eigenen Tresorraum verfügen. Zumindest wurde ein derartiges Zimmer in der Planungsphase intensiv mit den Architekten abgestimmt. Einen Einblick in den Entwurf dieses Raumes, in dem sich teure Schmuckstücke gut lagern ließen, finden Sie hier:

Architekten-Entwurf eines Tresorraums in der Villa in Igls
Architekten-Entwurf eines Tresorraums in der Villa in Igls(Bild: zVg)

Dazu kommt, dass die noble Liegenschaft schwer bewacht war. Auch nach der Pleite kümmerten sich bewaffnete Personenschützer rund um die Uhr um die Sicherheit.

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