Der JJ-Effekt für den Austragungsort: Wer draufzahlt und wer daran verdient. Und wie sieht es eigentlich mit der Sicherheit bei solch einem Großevent aus?
Großes Zittern beim ORF und auch die Stadt Wien dürfte mit Blick auf das Budget eher ambivalente Gefühle verspüren – denn TV-General Roland Weißmann und die neue Finanzstadträtin (vermutlich Barbara Novak) werden diejenigen sein, die nach dem Sieg von JJ für den Song Contest im kommenden Jahr tief in die Tasche greifen müssen.
Nach dem Triumph von Conchita vor mehr als zehn Jahren musste Wien damals 11,7 Millionen Euro zuschießen. Im Vergleich zu den aktuellen Kosten ein Schnäppchen. Die Schweizer könnte die Austragung heuer stolze 60 Millionen Euro kosten.
Aber: alle anderen sind die Gewinner. Das hat alleine die Bilanz aus dem Conchita-Jahr 2015 gezeigt: 1,3 Millionen Nächtigungen verzeichnete die Stadt Wien im Mai. In diesem Jahr waren alleine mehr als 1500 Journalisten akkreditiert.
Werbewert von rund 100 Millionen Euro
100.000 Menschen fieberten bei insgesamt neun Shows in der Wiener Stadthalle mit, Zehntausende besuchten die ESC-Sideevents im ganzen Land. Der Song Contest würde Wien einen zusätzlichen Werbewert von rund 100 Millionen Euro und eine Umwegrentabilität von mehr als 20 Millionen Euro bringen.
1,3 Nächtigungen verzeichnete die Stadt nach dem Sieg von Conchita beim Wiener ESC im Jahr 2015. Es kam zu Preissteigerung von über 80 Prozent.
Wien hat im Kampf um den Austragungsort aktuell die besten Karten. Dafür beworben hat sich auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ): „Bereits 2015 haben wir eindrucksvoll bewiesen, dass wir internationale Großereignisse mit Professionalität, Gastfreundschaft und kultureller Strahlkraft ausrichten können. Wien ist bereit, auch diesmal Bühne Europas zu sein.“
Erhöhtes Sicherheitsrisiko: Stadt braucht lückenloses Konzept
Großevents bringen immer auch ein hohes Sicherheitsrisiko mit sich – „bestes“ Beispiel sind die Taylor Swift-Konzerte vergangenen Sommer, die letzten Endes aufgrund von Anschlagsplänen abgesagt werden mussten. So weit kommt es beim Songcontest nächstes Jahr hoffentlich nicht. Klar ist aber jetzt schon, dass es ein lückenloses Sicherheitskonzept braucht. Anfeindungen gegenüber der LGBT-Gemeinschaft verstärken den Ernst der Lage. Das alleine könnte eine erhöhte Terrorwarnstufe zur Folge haben.
Blicken wir zum heurigen Austragungsort Basel, wie ist man hier mit dem Thema Sicherheit umgegangen? Alleine für die Bewältigung des Song Contests standen im Kanton Basel-Stadt während der ESC-Woche rund 1300 Polizisten im Einsatz, rund die Hälfte reisten aus umliegenden Kantonen an. Ähnlich wird es in Wien mit den Bundesländern sein.
Polizei alleine wird Großevent nicht stemmen
Auch hier wird es die Wiener Polizei nicht alleine bewerkstelligen können. Mit Polizeipräsenz alleine ist es aber nicht getan. In Basel etwa gab es zusätzlich zur klassischen Security einen Sicherheitsdienst, der auf Gewaltprävention und Unterstützung von Gewaltopfern spezialisiert war. Zudem waren Awareness-Teams im Einsatz, wie es sie auch in Wien gibt. Auf alle diese zusätzlichen Ressourcen wird Wien zugreifen müssen, um einen sicheren Ablauf des ESC gewährleisten zu können. Genauso wie der Tourismus wird sich also auch die Exekutive gemeinsam mit der Stadtregierung ein Konzept überlegen müssen.
Die Kosten dahinter sind auch nicht ohne: Basel kam die Sicherheit mit umgerechnet knapp 8,5 Millionen Euro nicht billig. Immerhin, der Tourismus wird einiges in die Kassen spülen.
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