„Krone“-Rezension

ATV: Übergehende Teiche und unterwürfige Frauen

Peter Fäustl hat mit seiner Joy in Thailand scheinbar das große Liebesglück gefunden.(Bild: ATV)

Nach zahlreicher und teils harscher Kritik hat ATV seine Trash-Sendung „Das Geschäft mit der Liebe“ überarbeitet – und kehrte am Mittwoch wieder ins Fernsehen zurück. Wir haben die erste Folge gesehen und analysiert.

Kurz vor dem geplanten Liebesflug nach Kasachstan wärmt sich Alex Brozek noch promillehaltig auf. „Immer Vuigas – genau mein Ding. Heut’ geht der Teich über.“ Ihm zur Seite steht Gerhard „Gerdschi“ Klein, der sich vergleichsweise altersmilde zeigt und das hemmungslose Vorglühen seines jungen Kollegen früher verlässt. Währenddessen empfängt der Tullnerfelder Michi seinen guten Freund Daniel – vor dem Flug nach Thailand gilt es bei einem kühlen Bier die Taktik für das Kommende auszuloten. „I brauch kane mit am Schwaf“, macht Daniel unmissverständlich klar, sein Kumpel zeigt sich ob der Mission optimistisch: „Zum Pudan find i schon was.“

Neue Kontextsetzung
Willkommen in der wunderbaren Welt von ATV. Mittwochabend kehrte das Erfolgsformat „Das Geschäft mit der Liebe“ (immer mittwochs in Doppelfolgen ab 20.15 Uhr) nach harscher Kritik aus medialen und politischen Kreisen überarbeitet zurück. An den derben Sprüchen und sexistischen Ansichten der Protagonisten hat sich wenig geändert, dafür kümmert sich der Sender um eine neue Kontextualisierung. Der beigesteuerte Off-Text weist klarer auf eventuelles Fehlverhalten hin und auf einer neuen Metaebene schaut sich Ex-Darsteller Robert Nissel mit thailändischen Frauen die Sendung an und kommentiert diese.

Vor allem der Thailand-Erzählstrang geriet mit seiner missverständlichen Bebilderung ins Kreuzfeuer der Kritiker. Nicht nur von Sexismus, sondern gar von Menschenhandel war die Rede – in den frühen Folgen der überarbeiteten elften Staffel soll diesen Vorwürfen aber der Wind aus den Segeln genommen werden. Nach der ersten Folge kann man vorerst nur vermuten, wohin die qualitative Reise gehen wird. Dass es auch gehaltvoller geht, beweist der Niederösterreicher Peter Fäustl, der in Thailand sein Glück fand und seine Angebetete nun zu sich nach Hause bittet. „Ihre Eltern glauben, ich würde sie zu mir holen und dann in die Prostitution schieben – aber das ist überhaupt kein Thema und das werden wir allen zeigen.“

Gerhard Klein aka „Wodka-Gerdschi“ gehört zu den am längsten dienenden Liebessuchenden in der ATV-Sendung.(Bild: ATV)

Auf die Männerbrust klopfen
Wem gewisse Szenen bereits bekannt vorkommen – die Staffel beginnt noch einmal von vorne, wurde aber komplett anders zusammengeschnitten. Ein Novum am hiesigen Fernsehmarkt. Das ändert aber wenig daran, dass Autowaschanlagen-Besitzer Max Macho (nomen est omen) vor der Kasachstan-Reise mit Brozek und Klein metaphorisch auf die stolz geschwellte Männerbrust klopft: „Ich will im Leben nix Normales – das betrifft alles. Jeder Mann braucht im Prinzip drei Frauen. Eine fürs Bett, eine für den Haushalt und eine zum Herzeigen.“ Machos Ex-Freundin Tukta jedenfalls lässt kein gutes Haar am Testosteron-gesteuerten Liebessuchenden und erklärt vor der Kamera das schwierige Zusammensein, das für beide zum Aus führte.

Der neue „Code Of Conduct“ mit einer verbesserten Zugangsweise mag durchaus löbliche Ansätze haben, an der grundsätzlichen Frage, ob Formate mit Aussagen wie „die Frau soll nicht nur unterwürfig sein, aber der Mann bin ich“ noch zeitgemäß sind, rütteln sie aber nicht. In der adaptierten Version vom „Geschäft mit der Liebe“ werden die antiquierten und zuweilen unfassbaren Verhaltensweisen der Hauptdarsteller zwar kritischer und noch ironischer betrachtet, doch in Zeiten grassierender Frauenfeindlichkeit von Influencern auf Social-Media-Portalen kann man die von Produzent Andreas Mannsberger in einem „Standard“-Interview aufgeworfene Frage, ob die Zeit für solche Sendungsformate möglicherweise abgelaufen sei, zumindest wieder aufwerfen. Am Ende werden die Quoten zeigen, ob das Trash-Liebkind des Privatsenders weiter floriert.