Wer bietet mehr?

Sogar Oberwart will Wien den ESC wegschnappen

Adabei Österreich
18.05.2025 12:38

Die Sensation ist perfekt: Österreich hat elf Jahre nach dem Triumph von Conchita erneut den Eurovision Song Contest gewonnen. Der 24-jährige Countertenor JJ sorgte mit seiner Performance dafür, dass die Republik wieder in der Auslage steht. Mehrere Städte liebäugeln bereits mit der ganz großen Bühne ...

Wer bietet mehr? Nur wenige Stunden nach dem grandiosen Sieg von JJ ist ein gnadenloser Wettstreit um den ESC entstanden. Mehrere Städte, vom Burgenland bis nach Tirol, wollen Wien den Rang als Veranstaltungskaiser streitig machen. Denn bis jetzt hat die Hauptstadt nur ein Spektakel fix: Unser Gewinner wird dort gegen 16.25 Uhr landen und danach am Küniglberg eine Pressekonferenz geben.

Was danach passiert, ist aktuell ungewiss. Es drängt sich die Frage auf: Schaffen wir es überhaupt im kommenden Jahr, den kostenintensiven ESC auszutragen? Obwohl das Wie nicht geklärt ist, will sich Österreich den prestigeträchtigen Musikzirkus offenbar leisten.

Eine der Personen, die das entscheiden können, ist ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, die am Küniglberg trotz Sparzwang der Politik das Unmögliche möglich machen möchte: „Bei allem Aufwand, den das für den Sender bedeutet, darf man nicht antreten, wenn man sich das ersparen will.“ 

Stadthalle als Veranstaltungsort wackelt
Jetzt müsse man eben alles zusammenkratzen, was finanziell vorhanden sei, und werde auch mit einem Klingelbeutel durch die Lande ziehen. „Und einem Juwel wie JJ zu wünschen, dass er nicht gewinnt, wäre gemein!“ Kultur- und Medienminister Andreas Babler (SPÖ) freute sich am Sonntag bereits auf eine Rückkehr des Events nach einem guten Jahrzehnt.

Alles andere als fix scheint, ob Wien den ESC im nächsten Jahr beheimaten wird. „In den vergangenen Jahren sind keine großen Hallen in Österreich gebaut worden, die den ESC beheimaten könnten. Aber ich möchte jetzt in der Stunde Null niemanden abhalten, eine gute Idee zu haben und sich an uns zu wenden“, lockte die ORF-Verantwortliche mögliche Interessenten.

Neben Wien gilt Graz als heißer Kandidat. Auch Innsbruck meldete am Sonntag bereits Interesse an einer Bewerbung an, ebenso wie Oberwart im Burgenland und Wels in Oberösterreich.

„Österreich ist größer!“
Schließlich müsse ja nicht „alles in Wien“ stattfinden, so der Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA): „Österreich ist größer.“ Die Olympiahalle mit einem Fassungsvermögen von bis zu 12.000 Zuschauern sei „prädestiniert“ für ein solches Event. Anzengruber stand bereits im Austausch mit dem Tourismusverband und den Verantwortlichen der Olympiahalle: „Wir werden ein Topangebot liefern.“

JJ holt den Song Contest nach Österreich!
JJ holt den Song Contest nach Österreich!(Bild: AFP/FABRICE COFFRINI)

Ebenfalls seinen Hut in den Ring warf die drittgrößte Stadt Burgenlands, Oberwart. Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP) sah ebenfalls „alle Voraussetzungen“, solche Events zu veranstalten. Einziges „Handicap“ ortete er in der Verfügbarkeit von Quartieren, allerdings habe man in den nahe gelegenen Orten Stegersbach und Bad Tatzmannsdorf Möglichkeiten. „Grundsätzlich wäre das Interesse da. Oberwart steht zur Verfügung“, hielt Rosner fest.

„Wir bauen gerade eine neue Messehalle, die im März 2026 fertig wird, und investieren dafür rund 30 Millionen Euro. Wels möchte sich jedenfalls bewerben“, ließ Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) von Wels aus Grüße an den Küniglberg schicken. Klagenfurt winkte bereits ab. Die Austragung im Wörthersee Stadion sei „nicht möglich“.  Salzburg winkte ebenfalls ab.

Österreichs Hauptstadt will sich allerdings nicht kampflos geschlagen geben (siehe Tweet oben). Wiens Bürgermeister Michael Ludwig hat deutlich durchblitzen lassen, dass er einen Anspruch auf die Veranstaltung erhebt: „Wien ist bereit, auch diesmal Bühne Europas zu sein.“

Ein Wettbieten um den prestigeträchtigen Musikzirkus ist also in vollem Gange. Doch der ESC kommt mit einem Preis. Für die heurige Ausgabe werden die Gesamtkosten mit rund 64 Millionen Euro beziffert. Der öffentlich-rechtliche Sender SRF musste satte 20 Millionen Euro aus der eigenen Tasche zahlen. Der Rest wurde von der Stadt Basel gestemmt. Einen Bruchteil davon trug zudem die European Broadcasting Union (5,3 Millionen) bei.

Schweiz erwartet enorme Wertschöpfung
Fest steht allerdings auch, dass die Veranstaltung – wo auch immer sie stattfindet – Millionen-Einnahmen bringen wird. Schweizer Ökonomen rechnen mit einer Wertschöpfung von 60 Millionen Franken für die Stadt Basel. Die Hotelpreise hatten sich während der ESC-Woche auf durchschnittlich 457 Euro pro Nacht verdoppelt. Unterm Strich bleibt also einiges hängen.

TV-Stationen sind aber kein Hotel. Beim klammen ORF rechnet man intern schon jetzt mit einem Nettoverlust, wie die „Krone“ in Erfahrung bringen konnte. Übrigens: Das Siegerland muss den ESC nicht zwingend veranstalten. Bereits sechs Mal wurde das Veranstaltungsvorrecht – meist wegen hoher Kosten – abgegeben.

Babler, der sich über einen „großen Moment für die österreichische Musikszene“ freute, zeigte sich zuversichtlich, dass man die Finanzierung des Megaevents zustande bringen werde. Man sei bereits „in guten Gesprächen mit dem ORF, wie die Veranstaltung organisiert und finanziert werden kann“.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt