Die nächste Baustelle für Schwarz-Rot-Pink: die elektronische Gesundheitsakte (ELGA). Sie könnte Patienten und Ärzten das Leben merklich erleichtern und dabei dem Gesundheitssystem Geld sparen. Doch erst kürzlich hat der Rechnungshof kritisiert, dass ELGA zehn Jahre nach ihrer Einführung noch immer nicht vervollständigt sei und es deshalb zu unnötigen Doppeluntersuchungen komme.
Als ELGA im Jahr 2015 in öffentlichen Spitälern und Pflegeeinrichtungen startete und 2018 und 2019 auch im niedergelassenen Bereich ausgerollt wurde, setzte der Staat große Hoffnungen in sie. Das Ziel: Diverse Patientendokumente wie Befunde, Impfpässe oder Medikamentenverschreibungen zu digitalisieren, sodass sämtliche Gesundheitseinrichtungen permanenten Zugriff darauf haben und diese auch Einträge aus der Vergangenheit auf einen Blick erfassen können. Der erhoffte Erfolg hat sich jedoch nur teilweise eingestellt.
Rechnungshof sieht großes Verbesserungspotenzial
Während viele Ärzte von Anfang an gegen ELGA protestierten und sowohl administrativen Mehraufwand fürchteten, als auch vor Sicherheitslücken warnten, übte auch der Rechnungshof in seinem Bericht aus dem Herbst 2024 Kritik an dem millionenschweren Projekt. Es habe keine konkreten Ziele gegeben, was ELGA leisten solle. „Inkonsistent und nur schwer lesbar“ sei das zentrale Gesundheitstelematikgesetz, hieß es vom Rechnungshof. Die Regeln ließen so „unterschiedliche Interpretationen“ zu. Empfohlen wurde die Ausarbeitung einer bundesweiten eHealth-Strategie.
Kritik gab es an der lückenhaften Ausstellung elektronischer Befunde. Bisher würde es diese fast nur in Krankenanstalten geben, bemängelt der RH. Die eBefunde solle es aber bei allen Gesundheitsanbietern, etwa auch Facharztpraxen, Radiologie-Instituten und Laboren, geben. Dann könnten auch Bilddaten und Blutwerte übermittelt werden. Weiter ausbauen würde der Rechnungshof zudem die Anwendungen eImpfpass und eMedikation.
CT- und MRT-Untersuchungen sollen elektronisch zugeteilt werden
Die Gesundheitskasse (ÖGK) möchte Terminvergaben für CT- und MRT-Untersuchungen künftig mittels zentraler, elektronischer Zuweisung steuern. So sollen Anfragen nicht nur medizinisch geprüft, sondern Untersuchungen auch möglichst wohnortnah erfolgen. Krebspatienten sollen schneller zu Terminen kommen. Neben Einsparungen geht es um mehr Effizienz, die im Gesundheitssystem dringend notwendig ist und (auch) mittels Digitalisierung erreicht werden soll.
ELGA könnte mit den entsprechenden Tools die Terminvergabe, Dokumentation und Patientenkommunikation automatisieren. Dazu zählen Transkription, Übersetzung von Artgesprächen für fremdsprachige Patienten und digitale Sprechstunden. Das Ziel: Entlastung für Ärzte und mehr Effizienz.
Datenvernetzung fehlt
Neben der noch nicht vollständigen Datenerfassung hakt es derzeit noch beim Abrufen von vorhandenen Daten und auch bei der Kommunikation zwischen verschiedenen Akteuren. Genau hier möchte etwa das Kommunikationsunternehmen Vodia ansetzen und sowohl für Ärzte als auch für Patienten Mehrwert schaffen. „Unsere VoIP-Kommunikationslösung kann entweder direkt bei Gesundheitsdienstleistern eingesetzt oder in ELGA integriert werden. Auch eine eigene Kommunikationsplattform für den österreichischen Gesundheitsmarkt aufzubauen ist denkbar“, erklärt Christian Stredicke, CEO von Vodia.
Während der Arbeitsalltag für Ärzte und administratives Personal etwa durch smarte Anrufsteuerung und Sprachassistenten effizienter werden könnte, sollen auch Patienten rascher an ihr Ziel kommen. So lassen sich beispielsweise Notfälle vorreihen oder Behandlungstermine einfacher buchen, gleichzeitig können Krankschreibungen sowie die Verschreibung von Medikamenten oder auch die Abfrage von Labor-Befunden über die Vodia-Lösung erfolgen. Derzeit befindet sich Vodia in informellen Gesprächen mit dem IT-Service der Sozialversicherung (ITSV), um die Optionen und das Potenzial einer Zusammenarbeit bei ELGA auszuloten.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.