Zeitplan hält nicht

Telekom-Prozess: Rumpolds Ex-Frau nicht erschienen

Wirtschaft
10.06.2013 15:10
Mit der Absage einer zentralen Zeugin ist am Montag am Wiener Straflandesgericht der zweite Telekom-Prozess fortgesetzt worden. Die Ex-Frau des Erstangeklagten Gernot Rumpold (re.), Erika Daniel (li.), hat sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen lassen. Das Gericht dürfte nun auf eine Befragung verzichten. Trotzdem kann entgegen dem ursprünglichen Zeitplan am Freitag noch kein Urteil fallen, weil nun ein weiterer Sachverständiger über den Wert der umstrittenen Marketingkonzepte, für welche die Telekom Austria 600.000 Euro zahlte, befinden soll.

Als erste Zeugin sagte am Montag Rumpolds ehemalige Sekretärin Natascha R. aus. Sie arbeitete von 2000 bis 2006 bei Rumpold bzw. seiner damaligen Frau - vorwiegend für die Firma "100 % Communications", aber auch für die im gleichen Haus befindliche "mediaConnection", etwa im Telefondienst. Zwischendurch habe sie Rechnungen geschrieben, darunter auch jene an die Telekom, bestätigte sie.

Die Vorkonzepte für die Telekom habe sie gekannt, wer sie erstellt hat, wisse sie aber nicht. Sie habe die Dokumente, für die der Staatskonzern 600.000 Euro zahlte, ausgedruckt und verschickt. Ob es darüber hinaus noch Unterlagen gab, wisse sie nicht, so die Zeugin. Die Staatsanwaltschaft sieht den Deal als versteckte Parteispende an die FPÖ, für die Rumpolds Agentur Wahlkämpfe organisierte.

Telekom-Zahlungen für Ex-Sekretärin "nicht ungewöhnlich"
Ungewöhnlich seien die von der Telekom geleisteten Vorauszahlungen laut R. jedenfalls nicht gewesen. Schließlich habe man vermeiden wollen, auf bereits angefallenen Kosten sitzen zu bleiben. Hauptkonzepte habe sie nicht gesehen, so R. weiter. Erika Rumpold (heute Daniel) habe aber damals wegen einer Erkrankung viel von zuhause aus gearbeitet.

Nach R. bestätigte auch der frühere Rumpold-Büroleiter Thomas E., dass die umstrittenen Marketingpapiere lediglich "Präkonzepte" gewesen seien. Der Zeuge gab an, er habe 2003 und 2004 bei zwei Papieren mitgearbeitet. Die Unterlagen habe er gemeinsam mit Rumpolds Ex-Frau erstellt.

Staatsanwaltschaft: "Wertlose Vorkonzepte"
Die Mitangeklagten ehemaligen Telekom-Manager Rudolf Fischer und Michael G. hatten am ersten Prozesstag im Mai gestanden, die Aufträge an den früheren FPÖ-Geschäftsführer Rumpold nur erteilt zu haben, um dem damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider einen Gefallen zu tun. Die gelieferten Konzepte seien "etwas dünn" gewesen, sagte der damals zuständige Prokurist G. aus. Die Staatsanwaltschaft hält die Papiere überhaupt für "vier wertlose Vorkonzepte".

Rumpold selbst bemühte sich am Montag, den Wert der Marketingkonzepte zu verteidigen. Sein Anwalt legte eine Reihe von Rechnungen vor, die belegen sollen, dass andere Unternehmen eines der Konzepte erfolgreich umgesetzt hätten. Dabei ging es um die Verwendung von öffentlichen Fahrradständern in Wien als Werbeträger. Verkauft wurde das von Rumpolds Partnerfirma TCI entwickelte Konzept ab 2003 an Wien Energie, die Wiener Städtische Versicherung sowie an den Telekom-Konkurrenten Telering - und zwar jeweils "branchenexklusiv", wie Rumpold erklärte.

Wie exklusiv war Konzept wirklich?
Das "exklusive" Telering-Konzept verkaufte Rumpold jedoch schon ein Jahr später an die Telekom. Laut Richter Michael Tolstiuk könnte ihm daher auch der Vorwurf des Betruges gemacht werden. Rumpold argumentierte, dass die Telekom mit der Umsetzung seines Konzeptes erst nach Auslaufen des Vertrages mit Telering 2005 starten hätte sollen.

Ex-Büroleiter E. sagte, das Konzept sei nicht für die Telekom angepasst worden, lediglich im Briefpapier hätten sich die Dokumente unterschieden. Man wollte bei der Erstangebotslegung "nicht gleich die Hosen runter lassen", so der Zeuge. "Ein Angebot ist immer standardisiert und wird dann konkretisiert, im Gespräch mit dem Kunden." Intern seien die Entwürfe nicht als "Präkonzepte", sondern als "Ideensammlungen, Grundkonzepte und ausbaufähige Vorkonzepte" bezeichnet worden.

Strafrahmen ein bis zehn Jahre
Neben Rumpold, Fischer und G. sind auch der frühere FPÖ-Bundesgeschäftsführer Arno Eccher und Ex-Finanzreferent Detlev Neudeck wegen Untreue bzw. Beitragstäterschaft angeklagt. Der Strafrahmen beträgt zwischen einem und zehn Jahren Haft. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

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