"Schiefgelaufen"

Wien: 8,5 Jahre Haft für notorischen Heiratsschwindler

Österreich
28.05.2013 13:03
Ein notorischer Heiratsschwindler ist am Dienstag in Wien wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs - nicht rechtskräftig - zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Seit Jahrzehnten war der "König der Hochstapler" Ludwig L. darauf spezialisiert, wohlhabende Frauen mit erfundenen Geschichten zu beeindrucken. Er präsentierte sich unter anderem als Pilot, Airline-Besitzer oder Chef eines deutschen Unternehmens mit 400 Mitarbeitern - wahr war davon allerdings nichts.

Für Beteiligungen an seinen vorgeblichen Geschäften luchste der Mann seinen gutgläubigen weiblichen Opfern allerdings beträchtliche Bargeld-Beträge ab, nachdem er mit ihnen Liebschaften begonnen und ihnen teilweise auch die Ehe versprochen hatte. "Seit 1971 sind Sie 27 Mal verurteilt worden. Insgesamt sind Sie seither 27 Jahre und zehn Monate im Gefängnis gesessen", belehrte Richter Gerhard Wagner den mittlerweile 60-Jährigen - und fügte am Ende hinzu: "Offensichtlich hat's nichts genützt."

Während Haft bereits auf Opfersuche
Nachdem Ludwig L. 2008 in Salzburg zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, bereitete er bereits in der Justizanstalt Graz-Karlau seine nächsten Betrügereien vor. Er registrierte sich bei einer Online-Partner-Agentur und hielt nach vermögenden, gut situierten Frauen Ausschau. Dass er in seiner Zelle verbotenerweise über ein Mobiltelefon verfügen konnte, erleichterte es ihm, mit seinen Opfern per SMS oder telefonisch Kontakt aufzunehmen.

Auf Freigängen lernte er die Damen dann persönlich kennen. Zumindest vier Frauen fanden an dem fast kahlköpfigen, untersetzten Mann Gefallen, darunter eine Ärztin und eine erfolgreiche Managerin. Er erzählte ihnen, im Auftrag eines Rolex-Erben ein Flugzeug ankaufen zu müssen oder eine private Fluglinie in Dubai sein Eigen zu nennen.

60-Jähriger knöpfte Opfern insgesamt 260.000 Euro ab
Einer der Frauen luchste er im Zeitraum Juli bis März 2011 insgesamt 178.500 Euro ab. Er machte ihr vor, für einen Investor eine Cessna zu erwerben. Mit derselben Masche wickelte er auch die Ärztin um den Finger, die ihm schließlich 60.000 Euro überließ. 

Als er im November 2011 vorzeitig bedingt entlassen wurde, fand der 60-Jährige noch zwei weitere Opfer. Insgesamt habe sich der Mann bis zu seiner neuerlichen Festnahme um 260.000 Euro bereichert, sagte Staatsanwältin Kristina Jahn.

"Bei diesen Geschäften ist einiges schiefgelaufen"
Vor Gericht gab Ludwig L. bis zuletzt den seriösen Unternehmensberater, wie er sich derzeit bezeichnet: "Tut mir leid, dass bei diesen Geschäften einiges schiefgelaufen ist. Ich werde mich bemühen, dass die Geschädigten die Gelder zurückbekommen." Er habe auf diversen Konten Beträge "geparkt", aber noch keinen vertrauenswürdigen Anwalt gefunden, über den er die Rückzahlung abwickeln könne. "Das könnte man als Geschädigter fast als Provokation auffassen", kommentierte der Richter diese Verantwortung.

Nach dem Urteil erbat sich Ludwig L. Bedenkzeit, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab.

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