20 Jahre Internet

Erste Internetseite der Welt ab sofort wieder online

Web
30.04.2013 14:33
Am 30. April 1993 wurde das Internet für die Öffentlichkeit freigegeben. Das Schweizer Kernforschungsinstitut CERN, wo der britische Physiker Tim Berners-Lee schon 1989 den Grundstein für das Internet, wie wir es heute kennen, legte, stellte anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des World Wide Web die erste Website der Welt wieder unter ihrer originalen Internetadresse ins Netz. Bei der Seite, von der CERN eine Kopie aufbewahrte, handelt es sich um nichts Geringeres als Berners-Lees Erklärung, was das Internet eigentlich ist.

Schwarzer Text auf weißem Grund, vereinzelt blaue Links zu Unterseiten, auf denen die damals futuristischen neuen Begriffe des World Wide Web und ihre Funktionsweise erklärt werden – so sah 1991 die erste Website aus, die jemals über das Internet abgerufen werden konnte.

Anlässlich des 20. Geburtstags des Internets hat das europäische Kernforschungsinstitut CERN eine Kopie der Originalwebsite aus dem Jahr 1992 – eine ältere Version der Seite konnte man leider nicht mehr finden – wieder unter exakt jener Adresse bereitgestellt, unter der sie einst in die Geschichte eingegangen ist.

Erste Website stellte das "World Wide Web" vor
Unter http://info.cern.ch/hypertext/WWW/TheProject.html (Hinweis: Aufgrund des großen Interesses kann es beim Aufrufen der Seite zu Verzögerungen kommen) stellte Berners-Lee 1991 erstmals das Projekt vor, welches das Leben der Menschheit nachhaltig verändern sollte. Begriffe wie "World Wide Web" und "HyperText" wurden dort einer breiten Öffentlichkeit erklärt.

Zudem fand sich auf der ersten Website des Internets eine Liste der ersten Webserver, die heute freilich allesamt längst offline sind. Auch ein Register aller Themenbereiche, die das damals hauptsächlich von Forschern genutzte Internet abdeckte, war auf Berners-Lees erster Website zu finden.

Beim CERN ist man stolz darauf, einen zentralen Beitrag zur Erfindung des Internets geleistet zu haben. "Es gibt keinen Bereich der Gesellschaft, der nicht von dieser Erfindung verändert wurde", teilte der heutige CERN-Generaldirektor Rolf Heuer mit. Das Netz habe Kommunikation und Leben der Menschen verändert. "Das Web ist ein mächtiges Beispiel dafür, wie Forschung die Menschheit weiterbringen kann."

Das Web eroberte von Europa aus die Welt
Doch der Siegeszug des Internets ist nicht alleine CERN geschuldet. Nachdem Berners-Lee zum Weihnachtsfest 1990 bei CERN auf einem NeXT-Computer, einer frühen Schöpfung von Apple-Gründer Steve Jobs, den ersten Webserver der Welt aufgesetzt hatte und auf diesem später die erste Website gehostet wurde, erreichte die neue Technologie schnell die anderen Kontinente.

Im September 1991 wurde der erste Web-Server in den USA eingerichtet, wieder bei einer Forschungseinrichtung für Kernphysik, am Teilchenbeschleuniger SLAC im kalifornischen Stanford. Dann entwickelte der Student Marc Andreessen 1993 die Software Mosaic, einen der ersten Browser für das World Wide Web, und legte so die Grundlagen für die allgemeine Nutzung.

Anfangs herrschte Skepsis gegenüber dem WWW
"Der Anfang war sehr zäh", erinnert sich der Netztechnik-Pionier Michael Rotert, der einen der ersten Internet-Provider in Deutschland mitgegründet hat, die Firma Xlink in Karlsruhe. "Wir hatten ein Henne-Ei-Problem", sagt Rotert. "Die Firmen haben gesagt: 'Warum sollen wir eine Webseite einrichten, wer soll das denn anschauen?' Und die breite Masse hat gesagt: 'Was sollen wir im World Wide Web? Da gibt es doch nichts.'"

Nach dem zähen Beginn in Europa wurde die Web-Entwicklung dann vor allem in den USA weiter vorangetrieben. Tim Berners-Lee ging 1994 nach Boston, um am Massachusetts Institute of Technology (MIT) das World Wide Web Consortium (W3C) zu gründen. In diesem Gremium werden unter seiner Leitung bis heute die technischen Entwicklungen des Webs standardisiert.

Mittlerweile sind Websites kleine Computer
Heute verknüpft das Web längst nicht mehr nur statische Dokumente aus Texten und Bildern, zwischen denen man beschaulich hin und her "surfen" kann. Statt einzelner Dokumente sind es inzwischen zunehmend komplexe Anwendungen mit der Verbindung zu umfangreichen Datenbanken, die das Web vernetzt.

"Jede Webseite kann ein kleiner Computer sein", sagte dazu Berners-Lee im vergangenen Jahr in Berlin. Mit dem aktuellen Web-Standard HTML5 überwindet das Web die engen Grenzen des Browsers und wird zur Plattform für mobile Apps, zum Betriebssystem. Das Mozilla-Projekt Firefox OS für besonders einfache Smartphones ist dafür nur ein erster Ansatz.

Berners-Lee sieht Freiheit im Web bedroht
So selbstverständlich das Web auch geworden ist - seine Grundpfeiler Freiheit und Offenheit sind nicht ungefährdet. Gerade für viele jüngere Netz-Bewohner ist das Internet gleichbedeutend mit Facebook geworden. Im mobilen Internet geben der Android-Entwickler Google und Apple den Ton an und versuchen, die Nutzer in ihren eigenen Welten zu halten.

Kritiker sprechen von geschlossenen Systemen, in denen die Nutzer gefangen gehalten werden. Berners-Lee ist zuversichtlich, dass sich der offene Ansatz letztlich als attraktiver erweisen werde: "Das Web ist jetzt wichtiger für die Meinungsfreiheit als jedes andere Medium.“ Vielleicht trägt seine legendäre erste Website, die jetzt wieder online ist, dazu bei, diese Botschaft zu verbreiten.

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