Berufung abgelehnt
Bali: Todesurteil gegen britische Oma bestätigt
Im Mai 2012 hatten Beamte Sandiford am Flughafen von Bali mit 4,8 Kilogramm Kokain im Wert von rund zwei Millionen Euro im Gepäck festgenommen. Die Drogen waren im Futter ihres Koffers versteckt. Die 56-Jährige musste das Kokain nach ihrer Festnahme auf Drängen der Polizei schließlich an ihre Kontakte ausliefern. So gingen den Ermittlern drei weitere Briten in die Falle - die aber anders als Sandiford allesamt mit vergleichsweise milden Urteilen für drei bis sechs Jahre hinter Gitter kamen.
Schock in Großbritannien über Todesurteil
Die Verhängung der Todesstrafe gegen Sandiford im Jänner sorgte vor allem in Großbritannien umso mehr für Aufregung (siehe Infobox), da die Frau in ihrem Prozess darauf beharrt hatte, sie sei gezwungen worden, das Kokain zu schmuggeln. Demnach sei das Leben ihrer Familie auf dem Spiel gestanden. Als das Urteil schließlich verkündet wurde, brach die 56-Jährige in Tränen aus. Viele Anwesende im Gerichtssaal waren schockiert, auch in der Heimat der Frau reagierte man mit Empörung, zumal die Staatsanwaltschaft lediglich 15 Jahre Haft gefordert hatte. Das Gericht in der Inselhauptstadt Denpasar hingegen begründete das Todesurteil damit, dass das Ansehen von Bali durch die britische Drogenschmugglerin beschädigt worden sei.
Berufung beim Höchstgericht noch möglich
Die Frau kann nun nach der Bestätigung des Todesurteils binnen 14 Tagen Berufung beim Obersten Gericht von Bali einlegen. Sollten die obersten Richter auf der Ferieninsel die Beschwerde Sandifords jedoch ablehnen und das Urteil - Tod durch ein Erschießungskommando - endgültig bestätigen, hat die 56-Jährige nur noch die Möglichkeit, ein Gnadengesuch an den Präsidenten zu richten. Susilo Bambang Yudhoyono gewährte seit seinem Amtsantritt 2004 vier wegen Drogendelikten zum Tode Verurteilten Gnade.
Hague ortet "unangemessen hohe Strafe"
Der britische Außenminister William Hague forderte Indonesien auf, auch in Lindsay Sandifords Fall Gnade walten zu lassen. Er kritisierte das Todesurteil gegen die Britin am Sonntag als "unangemessen hohe Strafe", die in ihrem Fall "ungerechtfertigt" sei. "Mrs. Sandiford ist eine 56 Jahre alte Frau. Sie hat zwei Söhne und ein kleines Enkelkind, die wohl ernsthaft betroffen wären, sollte das Todesurteil vollstreckt werden", hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Auswärtigen Amtes. Zudem strich Hague die Tatsache hervor, dass Sandiford mit den Behörden kooperiert habe, was schließlich zur Festnahme weiterer Drogenkrimineller geführt hatte.
Erst im März wieder Todesurteil vollstreckt
Ab dem Schmuggel von fünf Gramm Rauschgift gilt in Indonesien die Todesstrafe, die von Erschießungskommandos vollstreckt wird. Mehr als 110 Menschen sitzen nach Angaben des Justizministeriums in indonesischen Todeszellen, darunter zahlreiche Ausländer. Amnesty International sprach im Jänner von einem "besorgniserregenden Trend". Erst im März war zum ersten Mal seit 2008 wieder ein Todesurteil in dem Inselstaat vollstreckt worden: Ein 48-Jähriger aus Malawi wurde erschossen. Er war 2004 wegen Drogenschmuggels verurteilt worden.
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