Abgabe hin oder her

Zyprioten bleibt mehr als den Austro-Sparern

Wirtschaft
22.03.2013 17:00
Der Plan einer Zwangsabgabe für Sparer in Zypern führte zu einem europaweiten Aufschrei und Angst vor Vertrauensverlust. Dass heimische Sparer im Vergleich mit den Zyprioten - egal ob mit oder ohne Zwangsabgabe - schlechter abschneiden, scheint indessen niemanden zu interessieren. Den Geldmarktexperten des Wifo, Franz Hahn, wundert das nicht sonderlich: "Dass das Sparkapital bei uns seit vier Jahren real weniger wird, regt niemanden auf." Eine schamlose Abzocke über indirekte Vermögensbesteuerung, kritisiert der Experte.

Ein solches Wehgeheul gab es selbst in der Euro-Zone, wo die Nerven seit Jahren blank liegen, nur selten. Die von der Regierung in Nikosia unvorsichtigerweise vorgeschlagene Zwangsabgabe für mehr oder weniger reiche Sparer bei zypriotischen Banken schlug in den vergangenen Tagen hohe Wellen. Auch Bundeskanzler Werner Faymann bebte förmlich vor sozialer Empörung ob dieses feigen Anschlags auf die "kleinen Sparer" (siehe Infobox).

Sparzinsen im Vergleich: Was aus 10.000 Euro wurde
Nun ja, mancher sieht den Balken im eigenen Auge nicht. Ein Vergleich zwischen Zypern und Österreich führt zu einem verblüffenden Ergebnis. Wer in Zypern vor fünf Jahren, also zu Beginn der Finanzkrise, 10.000 Euro auf ein Sparbuch legte, hätte bis jetzt gut 30 Prozent Zinsen bekommen. Die Inflation betrug kumuliert 14 Prozent. Offiziell gibt es eine Kapitalertragssteuer (KESt) von zehn Prozent, aber ob die tatsächlich eingehoben wird, wissen die Götter. Jedenfalls: Das Guthaben dort ist real 11.170 Euro wert.

Und wie ist es einem Sparer in Österreich seit 2008 ergangen? Hier gab es kumuliert nur rund zehn Prozent Zinsen, von denen todsicher 25 Prozent KESt abgezogen wurden. Und schließlich ließ die rot-weiß-rote Inflation von zwölf Prozent das Ersparte real weiter schrumpfen. Die ursprünglich 10.000 Euro wären heute somit real gerade noch 9.490 Euro wert - ein Verlust von fünf Prozent - das ist Brutalität.

Von einem Volksaufstand wie in Zypern kann bei uns allerdings keine Rede sein. Der wahre Gag bei dieser Sache: Würde man dem zypriotischen Sparer die zehn Prozent Zwangsabgabe auf Kapital und Zinsen einmalig abziehen, hätte er real immer noch mehr als der Österreicher, nämlich 9.890 Euro.

Wifo-Experte: "Reale Sparzinsen sind bestenfalls null"
Dem Wifo-Geldmarktexperten Hahn zufolge wird das Sparkapital in Mitteleuropa seit vier Jahren real weniger. Dass die Sparer in Österreich, Deutschland, den Niederlanden oder Finnland über indirekte Steuern so schamlos abgezockt werden, sei natürlich gewollt, ist Hahn überzeugt. "Auf diese Weise werden von Sparern und Steuerzahlern die Krisenkosten abgetragen. Die realen Sparzinsen sind bestenfalls null", so die ernüchterne Bilanz des Experten.

Die Banken holen sich demnach ihre Liquidität günstig wie nie bei der Europäischen Zentralbank und brauchen nicht mehr um die Sparer mit höheren Zinsen zu buhlen. Aber für Kredite verlangen sie schon deutlich höhere Zinsen, erklärt Hahn. "Mit der schönen Spanne dazwischen finanzieren sie ihre faulen Kredite von früher, das ist der Plan. Und die Sparer bei uns haben keine Alternative und müssen das schlucken."

In Summe sind die Kosten durch Inflation und Mini-Zinsen gewaltig. Per Ende 2012 summierten sich in Österreich die Spar-, Giro- und Termineinlagen auf 296,5 Milliarden Euro.

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