Riskante Kürzungen

Bericht: Spanische Spitäler gefährden die Gesundheit

Ausland
07.03.2013 11:52
In Spaniens Krankenhäusern leidet die Versorgung der Patienten immer mehr unter Einsparungsmaßnahmen. Es fehle an frischer Bettwäsche, teils gebe es nicht einmal Kopfkissen für die Patienten, so die Vorwürfe. Noch schlimmer aber: Lebensbedrohliche Erkrankungen würden manchmal stundenlang nicht behandelt, weil das Personal fehle. Andere Patienten wiederum würden trotz Vollnarkose am selben Tag heimgeschickt, um Kosten zu sparen.

Der Blog "El francotirador" (Der Heckenschütze) der Zeitung "Las Provincias" berichtete am Mittwoch über die erschreckenden Zustände in spanischen Krankenhäusern.

So wird etwa ein Foto eines zusammengerollten Handtuchs auf einem Krankenbett gezeigt, das einem verwunderten Patienten am Sonntag in der Klinik von Valencia als Kopfkissenersatz präsentiert wurde. Das übrige Bettzeug sei zwar sauber, aber abgenutzt gewesen, beschwerte sich der Betroffene.

Improvisation nötig
Das sei bei Weitem nicht der einzige Fall oder das einzige Spital, in dem es schon am Grundsätzlichsten fehle, so der Blog. Schuld seien Einsparungen: Seit Jahren würden in spanischen Krankenhäusern keine Wäschereien mehr betrieben, die dafür engagierten Betriebe jedoch lieferten am Wochenende nicht. So sei es oft mehrere Tage lang nicht möglich, die Betten frisch zu beziehen. Auch anderweitig fehle es an Geld: Teils seien die Rufknöpfe für Notfälle notdürftig improvisiert, die Ausschilderung bestehe schon mal aus handgeschriebenen Zetteln.

Stundenlanges Warten auf Personal
Die Kürzungen können aber sogar eine Gefahr für Leib und Leben bedeuten. Ein Verwandter sei um zwei Uhr nachts ins Krankenhaus des Bezirks Manises eingeliefert worden, so "El Francotirador". Er habe alle typischen Anzeichen einer Blinddarmentzündung gezeigt, doch trotz der gebotenen Eile sei er erst um acht Uhr zum für eine Operation nötigen Röntgen gebracht worden - nachts arbeite kein Personal für die Untersuchung, so die Erklärung. Am Morgen habe man schließlich festgestellt, dass der Patient knapp vor einer Bauchfellentzündung stand - ein Arzt habe später festgestellt, dass der Mann hätte sterben können.

Betten nur bei Frage um Leben und Tod
Im selben Krankenhaus sei ein anderer Patient nach einer Trommelfelloperation trotz Vollnarkose direkt nach der Operation nach Hause geschickt worden - nicht einmal eine Nacht habe man seinen Zustand beobachtet. Gehe es nicht um Leben und Tod, solle man kein Krankenbett besetzen, laute wohl die Weisung in spanischen Spitälern, kritisiert der Blog. Bei den Beispielen handle es sich nicht um Einzelfälle.

Im Februar protestierten Tausende Mitarbeiter des Gesundheitswesens (Bild) in 16 spanischen Städten gegen die Budgetkürzungen der Regierung und deren Pläne, das Gesundheitswesen teilweise zu privatisieren. Dies soll dazu beitragen, das Defizit des Landes unter Kontrolle zu bringen.

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