Atomkrieg vereitelt

Auszeichnung für “Held, der die Welt rettete”

Ausland
17.02.2013 20:45
1983 stand die Welt kurz vor einem Atomkrieg. Am 25. September saß Stanislaw Petrow vor dem sowjetischen Raketen-Frühwarnsystem, als ein Spionagesatellit über dem US-Bundesstaat Montana die Startblitze von fünf Atomraketen meldete. Petrow vertraute seinem Gefühl, missachtete die Vorschriften und drückte nicht auf den roten Knopf - die sowjetischen Atomraketen für den Gegenschlag blieben am Boden. Für diesen Umstand wurde Petrow am Sonntag im deutschen Dresden geehrt.

Der damals 44 Jahre alte Oberstleutnant der Sowjetarmee hatte die Nerven behalten, penibel geprüft und dann seinem Generalstab Fehlalarm gemeldet - und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht feststand, ob es sich um einen Irrtum oder einen Ernstfall handelte. "Ich stand unter Schock. Das war nicht weit bis zur Panik", erinnerte sich der heute 74-Jährige. "Aber ich wollte nicht schuld sein am Dritten Weltkrieg." Erst Tage nach dem Vorfall stellte sich heraus, dass die Software des Spionagesatelliten fehlerhaft gewesen war.

"Held, der die Welt rettete"
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde die Geschichte dann im Westen bekannt. Daraufhin folgten erste Ehrungen, unter anderem erhielt Petrow in New York als "Held, der die Welt rettete" den "World Citizens Award". Als "leiser Friedensstifter" wurde der 1939 geborene Petrow 2011 auch in Baden-Baden mit dem Deutschen Medienpreis geehrt. Am Sonntag schließlich nahm er in der Semperoper in Dresden eine weitere Auszeichnung entgegen - den mit 25.000 Euro dotierten "Dresden-Preis 2013". Dieser erinnert an das Schicksal der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadt.

"Nicht als Offizier entschieden, sondern als Mensch"
Günter Blobel, der Präsident des New Yorker Fördervereins Friends of Dresden, meinte, Petrow sei 1983 einem Weltkrieg zuvorgekommen - und "Politikern, die vielleicht oder sogar wahrscheinlich anders entschieden hätten". Petrow habe "nicht als Offizier entschieden, sondern als Mensch". Bereits zuvor hatte der US-Abrüstungsexperte Bruce Blair erklärt, niemals sei die Welt der atomaren Vernichtung näher gewesen als in jener Nacht.

Erster Preisträger war Gorbatschow
Der Dresden-Preis wird von der in Heidelberg ansässigen Klaus Tschira Stiftung und dem Verein Friends of Dresden verliehen. Letzterer wurde im Jahr 1994 in New York mit dem Ziel gegründet, Hilfe für eine zukünftige friedvolle Welt und eine Versöhnung mit dem früheren Kriegsgegner Deutschland zu leisten. Den ersten "Dresden-Preis" hatte 2010 der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow bekommen - für sein Engagement im Dienste der atomaren Abrüstung in den 1980er-Jahren. Im Jahr darauf erhielt Dirigent Daniel Barenboim die Auszeichnung wegen seines Einsatzes für einen Dialog im Nahen Osten. Im Februar 2012 war Kriegsfotograf James Nachtwey Preisträger.

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