Bereits Anfang 2013

Euro-Gruppen-Chef Juncker kündigt Rückzug an

Ausland
03.12.2012 21:32
Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat wenige Tage vor seinem 58. Geburtstag seinen Rückzug angekündigt. Er werde Anfang 2013 abtreten, sagte der luxemburgische Ministerpräsident am Montag in Brüssel nach der Sitzung der Euro-Gruppe, die er mehr als acht Jahre geleitet hat. Schon im laufenden Jahr hatte es mehrmals Spekulationen gegeben, dass der längstdienende Regierungschef Europas als Euro-Gruppen-Chef zurücktritt, doch hatte er im Sommer noch ein fünftes Mandat angehängt. Dieses verlässt er nun vorzeitig.

Als Favorit für seine Nachfolge gilt weiterhin der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. Allerdings ist bisher keine endgültige Entscheidung gefallen.

"Mister Euro" ist beliebt und gefürchtet
Juncker leitet seit 2005 als "Mister Euro" die Finanzminister der Währungsunion, die sich vor jedem EU-Treffen aller 27 Ressortchefs versammeln. Gewählt wurde er erstmals am 10. September 2004. Der 1998 gegründeten Euro-Gruppe gehören - mit Ausnahme Großbritanniens - die größten europäischen Volkswirtschaften von Deutschland über Frankreich, Italien und Spanien an. Juncker hatte entscheidend am Integrationsprozess mitgewirkt. Er war bereits mehrmals für höchste EU-Posten gehandelt worden, unter anderem als Kommissionspräsident oder als ständiger EU-Ratsvorsitzender.

Beliebt wie gefürchtet ist Juncker wegen seines Humors, der zuweilen in beißenden Spott umschlägt. Außerdem hatte er sich mit einigen Vorschlägen zur Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise vor allem bei Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel nicht gerade beliebt gemacht. So trat Juncker für die Einführung von Euro-Bonds oder die Ausweitung des Volumens des Rettungsschirms ESM über die 500 Milliarden Euro hinaus ein - was anfangs heftig kritisiert wurde. Zuletzt war der Rettungsschirm gemeinsam mit dem laufenden EFSF aber auf eine Gesamthöhe von 800 Milliarden Euro gehoben worden.

Schließlich heizte er die Debatte um eine mögliche Pleite Griechenlands an und stellte die Möglichkeit eines dritten Rettungspakets für Athen in den Raum. Für Verwirrung hatte er zuletzt mit der Aussage gesorgt, dass Griechenland zum Erreichen der Schuldentragfähigkeit von maximal 120 Prozent bis 2020, wie im zweiten Rettungspaket vereinbart, Zeit bis 2022 gegeben werden sollte. Auf offener Bühne - sprich bei einer Pressekonferenz - hatte IWF-Chefin Christine Lagarde diesem Ansinnen eine Absage erteilt. Letztlich wurde Athen dann doch ein Aufschub um zwei Jahre bis 2022 gewährt, wobei der Schuldenstand dann auf unter 110 Prozent des BIP gesunken sein soll.

Eine wahre Bilderbuch-Karriere
Die Karriere Junckers ist eine europäische Erfolgsgeschichte: Geboren am 9. Dezember 1954, wuchs er in eher bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater arbeitete in einem großen Stahlwerk und engagierte sich in der christlichen Gewerkschaftsbewegung. Nach dem Jusstudium in Straßburg legte Juncker eine Blitzkarriere hin: Mit nicht einmal 30 Jahren wurde er Minister für Arbeit und Haushalt für seine christlichsoziale Partei CSV. Als Jacques Santer als Kommissionspräsident nach Brüssel wechselt, rückte Juncker Anfang 1995 an die Spitze der luxemburgischen Regierung, der er heute noch vorsteht. Deutsch wie Französisch spricht er gleichermaßen fließend.

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