Als wirtschaftlich herausfordernd, aber erfolgreich beschreibt Helmut Petschar, der Geschäftsführer der Kärntnermilch, das Vorjahr. Dem traurigen Trend entsprechend sinkt die Zahl der Milchbauern auch bei Kärntnermilch-Lieferanten. Neu sind die „Tierhaltung Plus“ und ein Plan für eine künftige Investition.
984 Milchlieferanten konnte die Kärntnermilch im Geschäftsjahr 2023 verzeichnen. „1995 hatten wir noch 2400 Bauern, die uns Milch lieferten“, blickt Kärntnermilch-Obmann Albert Petschar zurück. Und die Vorschau zeigt: Heuer sinkt die Zahl der Milchlieferanten auf 903, was durchaus dem traurigen Trend entspricht: Allein im Vorjahr haben laut Landwirtschaftskammer Kärnten 60 Milchviehbetriebe für immer die Stalltüren geschlossen. In den vergangenen 20 Jahren musste ein Rückgang von gut 55 Prozent verzeichnet werden.
Neue Regeln – weniger Bauern
„Einige mussten nun aufhören, weil es vom Anbindeverbot keine Ausnahmen mehr gibt. Bauern im Ort, die keine Weide haben, haben dann halt keine Wahl“, erklärt Albert Petschar, der nach Auswertung eines Erhebungsbogens weiß: 70 Prozent der Betriebe haben Kombinationshaltung, hängen die Kühe im Winter im Stall an und treiben sie im Sommer auf die Weise.
Diese 70 Prozent der Betriebe würden 30 Prozent der Milchmenge liefern. „Die anderen 70 Prozent unserer Milch kommen aus Laufstallbetrieben“, so Petschar.
Wenn sich bio für den Bauer nicht auszahlt...
Von den 984 Kärntnermilch-Lieferanten waren im Vorjahr 249 Biomilchlieferanten. „Angefangen haben wir im Jahr 1994 mit sechs Biobauern“, erinnert sich der Obmann. Die Zahl der 249 Bio-Milchbauern wird sich heuer auf 230 reduzieren. „Einige hören grundsätzlich auf, einer stellt von bio auf konventionell um, denn obwohl wir einen guten Bio-Wiesenmilch-Zuschlag zahlen, kann dieser die zusätzlichen Kosten für Eiweiß- und Kraftfutter nicht abdecken“, so Geschäftsführer Helmut Petschar.
Jetzt seien 23 Prozent der Kärntnermilch-Produkte bio. „Unser Ziel liegt bei 30 Prozent“, so Albert Petschar. Doch ob das zu erreichen ist?
Helmut Petschar: „Es ist klar, dass ein kleines Unternehmen nicht Preisführer werden kann, wohl aber Qualitätsführer.“ Zu den Investitionen in die Qualität und Änderungen für die hohe Qualität gehören die Gentechnikfreiheit, die Glyphosatfreiheit, die Bio-Schiene und nun die „Tierhaltung Plus“.
Dieses neue AMA-Gütesiegel-Modul, das künftig auf alle Kärntnermilch-Produkten prangen wird, bedeutet: Die Kühe haben an mindestens 120 Tagen im Jahr Auslauf, es stehen ihnen Scheuermöglichkeiten, also Kratzbürsten, zur Verfügung, es gibt ein Tiergesundheits-Monitoring und jährliche Kontrollen. Lediglich Futtermittel ohne Palmöl, Palmkernöl... dürfen verwendet werden.
Der Anteil von Bio-Milch ging österreichweit um 0,6 Prozent auf 18 Prozent der Gesamtmilchmenge zurück, in konkreten Zahlen auf 584.000 Tonnen.
Die Kostensteigerungen haben auch die Kärntnermilch getroffen. Für die Produktion brauche man pro Jahr 15 Millionen Kilowattstunden Strom und 10 Millionen Kilowattstunden Gas.
Die Photovoltaikanlage der Kärntnermilch, die seit vorigem Herbst in Betrieb ist, produziert 10 Prozent des Strombedarfs. „2026, spätestens 2027 soll ein geplantes Biomassekraftwerk laufen“, blickt Helmut Petschar voraus.
1928 wurde die Kärntnermilch gegründet. „Aus einer Not heraus, weil klar war: Gemeinsam vermarkten ist leichter“, so Geschäftsführer Helmut Petschar. Seitdem habe man viel in Qualität investiert. „Es ist klar, dass ein kleines Unternehmen nicht Preisführer werden kann, wohl aber Qualitätsführer.“
Das beweisen alljährlich zahlreiche Auszeichnungen, wie heuer wieder der „Käsekaiser“ für den Kärntnermilch Drautaler als bester Schnittkäse Österreichs. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft hat der Kärntnermilch zum 20. Mal den Preis für langjährige Produktqualität verliehen. Höchste Qualität bescheinigt der Kärntnermilch auch der „International Food Standard“ (IFS), den der deutsche und französische Einzelhandel zur Auditierung von Eigenmarkenlieferanten entwickelt hat: Mit 97,37 Prozent hat die Kärntnermilch den IFS bestanden. Zahlreiches Edelmetall bei „Käsiade“ und „World Cheese Awards“ kommt zu den Vitrinen voller Auszeichnungen im ersten Stock der Kärntnermilch-Zentrale in Spittal dazu.
„Auch unsere Bäuerinnen und Bauern litten unter den enormen Preiserhöhungen“, weiß der Geschäftsführer. Energie-, Diesel- und Futtermittelpreise waren ja gestiegen. Auflagen und Bürokratie erschwere die Arbeit der Landwirte zusätzlich.
Für Milch, Joghurt und Butter gibt ein Haushalt in Österreich im Monat durchschnittlich 27,70 Euro aus, für Käse 18,60 Euro. 23,2 Kilo Käse isst ein Österreicher im Jahr.
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