Die FPÖ erreichte „nur“ 25,36 Prozent. Vor den Wahlen lag sie bei bis zu 30 Prozent. Kritik an der Fehlbarkeit wird wieder laut. Die Meinungsforscher wehren sich.
Wie viel Prozent dürfen's denn sein? 30 oder 25, 23 oder 19? Die Meinungsforscher geraten nach dem Wahlabend einmal mehr in den Fokus der Kritik. Die FPÖ seit Monaten in allen Umfragen weit voraus – für Nationalrat und EU-Wahl –, am Ende siegten sie knapp vor der ÖVP, die SPÖ auf Platz drei.
Was ist da los? Für Meinungsforscher Peter Hajek (Unique) nicht viel. Er hatte die FPÖ vor der Wahl bei 30 Prozent. „Wir haben sie leicht überschätzt“, sagt er. Man müsse die Schwankungsbreite beachten. Die lag bei 26 bis 34 Prozent. Die FPÖ kam am Ende auf 25,36. „Das war zugegeben ganz leicht daneben. Die anderen Parteien hatten wir absolut richtig.“
Die Erklärung: Man habe die DNA nicht auf dem Schirm gehabt. Sie sei quasi aus dem Nichts gekommen und spricht mit Corona-Skepsis ein FPÖ-Thema an. Zweitens seien auch viele potenzielle Blauwähler nicht wählen gegangen.
„In Summe gut gelegen“
Die Schwankungsbreite werde bei der Veröffentlichung zu wenig transparent gemacht, sagt auch Christoph Haselmayer (IFDD), da die Medien konkrete Zahlen wollten.
„Es wird hier zu wenig klargemacht, dass das eine Schätzung ist. Daneben liegt die Forschung dann, wenn es deutlich außerhalb der Schwankungsbreite ist“, erklärt Kommunikationswissenschaftler Matthias Karmasin. Bei diesen Wahlen sei man in Summe gut gelegen.
Neben den 30 Prozent für die FPÖ gab es bei einem anderen Institut 19 Prozent für die ÖVP und einmal 15 Prozent für die NEOS (letztlich 10,14) zwei Ausreißer.
Aufreger Wahltagsbefragungen
Für Verwunderung sorgte auch die Trendforschung auf Basis von Wahltagsbefragungen, durchgeführt von Foresight, ARGE Wahlen und Peter Hajek vor dem Wahltag. Hier wurden um 17 Uhr 27 Prozent für die FPÖ ausgewiesen. ÖVP 23,5, SPÖ bei 23. Bei einer Schwankungsbreite von 2,5 im grünen Bereich, argumentieren die Forscher.
Peter Hajek nennt hier ganz konkrete Zahlen: „95 von 100 Umfragen sind innerhalb der Schwankungsbreite. Also korrekt. Generell muss man sagen. Die Umfragen sind 40 Prozent Handwerk, 40 Prozent Erfahrung, 20 Prozent Glück.“ Es handele sich um eine Annäherung an die Realität, nicht um Punktlandungen. Die könnte man am ehesten durch sogenannte Exit Polls erzielen, sagt Haselmayer. Das heißt: Befragungen bundesweit unmittelbar nach den Stimmabgaben vor Ort. „Das ist aber viel zu teuer.“
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