Steirer angeklagt

Postlerin bedroht, weil Prozent-Pickerl fehlten

Steiermark
18.06.2025 08:00

Rabattmarken gehören für viele zum fixen Bestandteil beim Einkaufen. Nicht selten werden sie schon ganz ungeduldig erwartet. Ein Steirer (70) ging sogar so weit, eine junge Postlerin mit dem Auto zu verfolgen und wüst zu beschimpfen, weil seine Pickerl angeblich fehlten. „Du bist die, die sie immer rausfladert!“, habe er ihr vorgeworfen und sie bedroht.

„Seit ich bei der Nationalratswahl 2024 an meinem Zaun für eine Partei Werbung gemacht habe, bekomme ich meine Post nicht mehr zur Gänze“, ist der angeklagte Pensionist überzeugt. Immer wieder habe er sich bei der Zustellbasis beschwert. „Aber da wurde ich nur rüde abgewiesen und es hieß, ich soll mir das mit der Zustellerin selber ausmachen“, erklärt er Richter Andreas Rom am Dienstag in Graz.

Als er die junge Dame dann eines Tages im vergangenen März in ihrem Postauto anhalten wollte, „zeigte sie mir den Vogel und fuhr einfach weiter. Da dachte ich mir, das kann es jetzt aber auch nicht sein. Also bin ich ihr nachgefahren.“

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Anschreien ist nicht meine Art. Ich bin höflich. So sprechen vielleicht die Jungen.

Der Angeklagte

„Annageln und niederdreschen“
Was dann geschah, da gehen die Schilderungen auseinander. Die Zustellerin schildert, dass der Pensionist ihr mit dem Auto den Weg abschnitt und gleich geschrien hätte, warum er keine Werbung und keine Post kriegt. „Ich habe ihn gefragt, um welche Hausnummer es geht. Er meinte, das geht mich nix an.“ Dann sei sie auch laut geworden. Er habe sie dann beschimpft und gedroht, sie wo anzunageln und niederzudreschen. „Und er brüllte, dass ich die sei, die ihm immer die Prozent-Pickerl rausfladert.“

„Anschreien ist nicht meine Art. Ich bin höflich. So sprechen vielleicht die Jungen, aber ich verstehe diese Worte nicht einmal.“ – „Aber Sie waren schon aufgebracht?“, fragt Richter Rom den Steirer. „Ja, das gebe ich auch zu. Aber das waren nicht meine Worte. Ich wollte einfach nur wissen, warum sie gegenüber zustellt und bei uns nicht.“

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Der Nachbar bekam also Rabattmarken und Sie nicht?

Frage des Richters an den Angeklagten

„Will nur meine Ruhe“
„Also bekam der Nachbar Rabattmarkerl und Sie nicht?“, kann sich der Vorsitzenden ein Schmunzeln kaum verkneifen. „Ja, aber es ging ja nicht nur darum. Auch um die ganze Post“, so der 69-jährige ehemalige Geschäftsmann. Die Dame von der Post verzichtet auf Schmerzensgeld. „Ich will nur meine Ruhe.“ 

Der Richter schlägt dem Pensionisten eine Diversion vor, somit hätte er keine Verurteilung und gelte weiterhin als unbescholten. 1600 Euro Geldbuße und die Sache sei erledigt. „Für das, dass ich nichts getan habe, ist das schon ein starkes Stück“, murmelt er in seinen nicht vorhandenen Bart. „Wirklich nicht zu fassen.“ Aber akzeptiert die Entscheidung und fährt heim, vermutlich um zu schauen, ob die Post wohl da ist.

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