Emsige und Säufer

Bush bis Roosevelt: Die skurrile Schar der US-Präsidenten

Ausland
06.11.2012 23:01
44 Präsidenten hatten die USA bisher - alles Männer und bis auf jeweils eine Ausnahme alle verheiratet, evangelisch und weiß. Dennoch bilden die Präsidenten keine homogene Menge, sondern vielmehr eine höchst skurrile Schar. So haben die Bürger der Vereinigten Staaten seit den Gründervätern Emsige und Faulpelze, Asketen und Schwelger, Langeweiler und Trunkenbolde das höchste Amt im Staat bekleiden sehen. Ungewöhnliches ist auch der Geschichte der Präsidentenwahlen zu entnehmen.

Einer der großen Präsidenten der amerikanischen Geschichte war William Howard Taft (1909 bis 1913) sicher nicht. Aber der schwerste. Mit gut 150 Kilo schaffte er etwas, was keinem anderem Präsidenten gelang: Er steckte in der Badewanne des Weißen Hauses fest. Die Mitarbeiter mussten ihn mit Butter einschmieren und befreien. Und er war nicht einmal der skurrilste.

Zu den Stilleren gehört zweifelsohne Calvin Coolidge. Er galt als guter Redner - aber miserabler Smalltalker. Bei einem Essen saß die Schriftstellerin Dorothy Parker neben "Silent Cal" und sagte, sie habe gewettet, mehr als zwei Worte aus ihm herauszubekommen. Coolidge schaute sie an, sagte nur "Wette verloren" - und schwieg den Rest des Abends. Parker rächte sich 1933. Als sie vom Tod Coolidges erfuhr, sagte sie trocken: "Woran habt ihr gemerkt, dass er tot ist?"

Reicher demütigt Reiche
Wenige Wochen später wurde Franklin D. Roosevelt Präsident der USA. Er war selbst reich, brauchte aber die Reichen als Wahlkampfspender. Als einer im Gegenzug Botschafter in London werden wollte, sagte Roosevelt, er solle die Hosen runterlassen. Der verblüffte Millionär tat es, weil er den Posten unbedingt wollte. Der Präsident sagte, er habe nur die Beine prüfen wollen, schließlich müsse der Botschafter vor dem König Kniebundhosen tragen, "und du bist der krummbeinigste Mann, den ich je sah, Joe". Der Mann bekam den Job, aber es war eine gezielte Demütigung gegen einen Emporkömmling, den Roosevelt hasste: Joseph Kennedy, Vater des späteren Präsidenten John F. Kennedy.

Nach nur 30 Tagen im Amt gestorben
Roosevelt war auch der Präsident mit der längsten Amtszeit: vier Wahlperioden, auch wenn er zu Beginn der vierten starb. Die kürzeste hatte William Henry Harrison. Er war 1841 mit 68 Jahren der älteste Präsident, den die USA in ihren ersten 200 Jahren hatten. Erst Ronald Reagan war 1981 ein Jahr älter. Um seine Robustheit zu beweisen, hielt Harrison seine gut zweistündige Rede zur Amtseinführung ohne Hut und Mantel. Eine schlechte Idee: Der geschwächte Senior holte sich später eine Lungenentzündung und starb - nach gerade einmal 30 Tagen im Amt.

Einem Nachfolger wurde neun Jahre später hingegen Wärme zum Verhängnis. Zachary Taylor nahm am 4. Juli 1850 in brütender Hitze die Parade zum Nationalfeiertag ab. Nach der stundenlangen Zeremonie kippte der Ex-General Eiswasser in sich hinein und aß unreifes Obst. Seine Verdauung rebellierte, fünf Tage später war Taylor tot. Bis heute halten sich Gerüchte, der Präsident sei mit Gift gemeuchelt worden. Eine Exhumierung 1991 brachte aber keine Hinweise.

Trunkenbolde und Abstinenzler
Bei James Buchanan (1857-1861) weiß man hingegen, was zu seinem Tod zumindest beitrug: Buchanan nutzte seine sonntäglichen Ausritte, um sich volllaufen zu lassen. Auch sein Vorgänger trank. Franklin Pierce (1853-1857) hatte jedoch auch Schicksalsschläge hinnehmen müssen: Alle seine drei Söhne starben noch als Kinder. "Es gibt nichts mehr zu tun, als betrunken zu werden", sagte er resignierend. Für spätere Präsidenten war Alkohol im Weißen Haus hingegen tabu, selbst bei Staatsempfängen. Eine der eifrigsten Verfechterinnen war Präsidentengattin Lucy Webb Hayes - in die Geschichtsbücher eingegangen als "Lemonade Lucy".

Erbitterte Rivalen starben am gleichen Tag
Der 4. Juli ist Nationalfeiertag der USA, weil an dem Tag 1776 die Unabhängigkeitserklärung angenommen wurde. Ihre beiden wichtigsten Verfasser wurden Präsidenten: John Adams der zweite, Thomas Jefferson der dritte. Sie waren ihr Leben lang erbitterte Rivalen, respektierten einander aber. Als Adams starb, waren seine letzten Worte: "Und Thomas Jefferson hat (mich) überlebt." Doch er irrte, Jefferson war, 900 Kilometer entfernt, nur Stunden zuvor gestorben. Beide Gründerväter und Rivalen starben am 4. Juli 1826 - auf den Tag 50 Jahre, nachdem ihre Unabhängigkeitserklärung angenommen worden war.

Hängepartie und Familienbande
Aber nicht nur die Biografien der Präsidenten sind voller Eigentümlichkeiten, auch in der Geschichte der Präsidentenwahlen gab es immer wieder Bemerkenswertes und Ungewöhnliches. So stand bei der Wahl im Jahr 2000 erst 35 Tage nach dem Urnengang mit einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs fest, dass der Republikaner George W. Bush und nicht der Demokrat Al Gore Präsident werden konnte. Mit dem Urteil fielen entscheidende Wahlmännerstimmen Floridas an Bush. Gouverneur von Florida war damals der Bruder von George W. Bush, Jeb Bush.

Dem Republikaner Bush, Präsident der Jahre 2001 bis 2009, ist noch aus einem weiteren Grund ein Platz in den Annalen der ungewöhnlichen Präsidenten sicher. Er ist nur einer von zwei Sprösslingen, die es geschafft haben, in die Fußstapfen ihrer Väter als Staatsoberhaupt zu treten. Sein Vater George H. W. Bush bekleidete das oberste Amt zuvor von 1989 bis 1993. Davor hatte es 1825 John Quincy Adams geschafft, seinem Vater John Adams (Präsident von 1797 bis 1801) ins Weiße Haus nachzufolgen.

Sieger und Verlierer
Bush senior sticht zudem in der Liste hervor, weil er neben dem Demokraten Jimmy Carter der einzige Präsident der Nachkriegszeit ist, der bei seiner Kandidatur für eine Wiederwahl scheiterte. Carter unterlag 1980 dem republikanischen Herausforderer Ronald Reagan. Als Reagans Nachfolger musste dann wiederum George W. Bush bei der Wahl 1992 dem Demokraten Bill Clinton weichen.

Bush junior hingegen zählt zu jenen fünf Nachkriegspräsidenten, denen die Wiederwahl gelang. Dwight D. Eisenhower 1956, Richard Nixon 1972, Ronald Reagan 1984, Bill Clinton 1996 und eben George W. Bush 2004. Bis auf den Demokraten Clinton waren alle Republikaner. Der als Vizepräsident des ermordeten John F. Kennedy zum Präsidenten aufgerückte Demokrat Lyndon B. Johnson wurde bei seiner ersten eigenen Kandidatur 1964 bestätigt.

Der einzige Präsident, der nie ein Wählervotum erhielt, war der Republikaner Gerald Ford. Er rückte 1973 nach dem Rücktritt Richard Nixons vom Vizepräsidenten zum Präsidenten auf. 1976 scheiterte sein Versuch, das Amt zu behalten. Harry S. Truman und Lyndon B. Johnson begannen ihre Präsidentschaft zunächst zwar ebenfalls als "Ersatzmänner", stellten sich bei nächster Gelegenheit jedoch erfolgreich den Wählern.

Hollywood-Haudegen zieht mit 69 ins Weiße Haus
Der bei Amtsantritt 1981 älteste Präsident überhaupt war, wie bereits erwähnt, Ronald Reagan mit 69 Jahren. Bemerkenswert bei Reagan ist auch die Tatsache, dass ihm ein Karrierewechsel von Hollywood ins Weiße Haus gelang. Zu den Senioren der Nachkriegszeit zählt auch George H. W. Bush mit 64. John F. Kennedy wurde mit 43 Jahren der jüngste Präsident in der US-Geschichte. Unter 50 waren in der Nachkriegszeit auch Bill Clinton (46) und Barack Obama (47).

Clinton gebührt auch deshalb ein Platz in den Annalen des Ungewöhnlichen, weil seine zweite Amtszeit von einem Sex-Skandal überschattet wurde. Die sogenannte Lewinsky-Affäre bescherte dem Demokraten ein Amtsenthebungsverfahren und hätte ihn beinahe den Job im Weißen Haus gekostet. Auf Druck von Medien und Öffentlichkeit machte der Präsident schließlich ein Teilgeständnis, demzufolge er nur Oralsex mit der Praktikantin Monika Lewinsky gehabt habe.

Obama als erster Schwarzer im Weißen Haus
Eine historisch gewichtige Premiere in der Geschichte der USA stellt Barack Obama dar. Der Demokrat wurde 2008 der erste Präsident mit afroamerikanischen Wurzeln. Obama verdankte seinen Erfolg besonders den Schwarzen, den Frauen und lateinamerikanischen Zuwanderern. Für die schwarze Bevölkerung war sein Sieg ein Meilenstein in ihrem Kampf um Gleichberechtigung.

43 Präsidenten, aber 44 Einträge
Nicht zuletzt zählt auch die traditionelle Nummerierung der US-Präsidenten zu den Eigenheiten im Zusammenhang mit dem mächtigsten Staatsoberhaupt der Welt. Sie bezieht sich auf die fortlaufende Zahl der Präsidenten und nicht auf die Zahl der Amtszeiten. Wenn also ein Präsident zwei (oder, ei Amtszeiten absolvierte, die nicht direkt aufeinanderfolgten, wird daher als 22. und als 24. Präsident geführt, somit hat die Liste für 43 Präsidenten 44 Einträge.

1. George Washington, 1789-1797
2. John Adams, 1797-1801 (Föderalist)
3. Thomas Jefferson, 1801-1809 (Demokrat)
4. James Madison, 1809-1817 (Demokrat)
5. James Monroe, 1817-1825 (Demokrat)
6. John Quincy Adams, 1825-1829 (Demokrat)
7. Andrew Jackson, 1829-1837 (Demokrat)
8. Martin Van Buren, 1837-1841 (Demokrat)
9. William Harrison, 1841 (Whig)
10. John Tyler, 1841-1845 (Demokrat)
11. James Polk, 1845-1849 (Demokrat)
12. Zachary Taylor, 1849-1850 (Whig)
13. Millard Fillmore, 1850-1853 (Whig)
14. Franklin Pierce, 1853-1857 (Demokrat)
15. James Buchanan, 1857-1861 (Demokrat)
16. Abraham Lincoln, 1861-1865 (Republikaner)
17. Andrew Johnson, 1865-1869 (Demokrat)
18. Ulysses Grant, 1869-1877 (Republikaner)
19. Rutherford Hayes, 1877-1881 (Republikaner)
20. James Garfield, 1881 (Republikaner)
21. Chester Arthur, 1881-1885 (Republikaner)
22. Grover Cleveland, 1885-1889 (Demokrat)
23. Benjamin Harrison, 1889-1893 (Republikaner)
24. Grover Cleveland, 1893-1897 (Demokrat)
25. William McKinley, 1897-1901 (Republikaner)
26. Theodore Roosevelt, 1901-1909 (Republikaner)
27. William Taft, 1909-1913 (Republikaner)
28. Woodrow Wilson, 1913-1921 (Demokrat)
29. Warren Harding, 1921-1923 (Republikaner)
30. Calvin Coolidge, 1923-1929 (Republikaner)
31. Herbert Hoover, 1929-1933 (Republikaner)
32. Franklin Roosevelt, 1933-1945 (Demokrat)
33. Harry Truman, 1945-1953 (Demokrat)
34. Dwight Eisenhower, 1953-1961 (Republikaner)
35. John F. Kennedy, 1961-1963 (Demokrat)
36. Lyndon Johnson, 1963-1969 (Demokrat)
37. Richard Nixon, 1969-1974 (Republikaner)
38. Gerald Ford, 1974-1977 (Republikaner)
39. Jimmy Carter, 1977-1981 (Demokrat)
40. Ronald Reagan, 1981-1989 (Republikaner)
41. George H.W. Bush, 1989-1993 (Republikaner)
42. Bill Clinton, 1993-2001 (Demokrat)
43. George W. Bush, 2001-20.1.2009 (Republikaner)
44. Barack Obama, ab 20.1.2009 (Demokrat)

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