Stunt in Suppenküche

Romney-Vize wäscht für PR-Foto saubere Töpfe

Ausland
16.10.2012 11:07
Im heftig umkämpften "Swing-State" Ohio wollen die Präsidentschaftskandidaten um jeden Preis gute Publicity ergattern. Mitt Romneys Vizekandidat Paul Ryan ging dabei in einer katholischen Suppenküche offenbar zu weit. Deren Leiter beschwert sich, Ryans Mannschaft habe die Suppenküche regelrecht überrannt und eine Fotosession mit dem Republikaner als Tellerwäscher veranstaltet, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Essensausgabe längst beendet gewesen sei und Ryan in Wahrheit nur die sauberen Töpfe wieder nass gemacht habe.

Brian J. Antal, Direktor der katholischen Ehrenamtlichen-Organisation "St. Vincent De Paul Society", zeigte sich gegenüber der "Washington Post" prinzipiell verärgert, weil Ryan nicht auf den apolitischen Status seiner Organisation Rücksicht genommen habe. "Wir sind bewusst nicht politisch ausgerichtet, weil wir unsere Spenden mehrheitlich von Privatleuten bekommen. In unseren Statuten verbieten wir unseren Einrichtungen und leitenden Mitgliedern sogar, sich politisch zu engagieren."

Mit Kind und Kegel in die Suppenküche
Ryan und sein Wahlkampftross hätten das ignoriert, als er vergangene Woche nach einer sogenannten "Townhall"-Debatte einen etwa 15 Minuten langen Stopp bei der Suppenküche nahe der Youngstown-Universität in Ohio einlegte. Eine Helferin habe dem Republikaner ohne Rücksprache zu halten Einlass gewährt, die Mitarbeiter seien dann aber völlig überrumpelt worden.

Ryan sei mit seiner Frau und seinen drei Kindern in die Küche gekommen, habe den Helfern vor der versammelten Presse die Hände geschüttelt und ihnen ein paar Schürzen geschenkt. Dann hätten er und seine Frau sich selbst Arbeitskleidung umgebunden und für die Fotografen ein paar Teller, Töpfe und Pfannen gespült.

Helfer waren mit Küchenputz schon fertig
Nur: Als Ryans Mannschaft zur Tür hereinstürmte, war die Arbeit in der "Youngstown kitchen" schon längst getan. "Es waren keine Kunden mehr da, der Speisesaal war leer und die Küchenhelfer hatten bereits abgewaschen und den Boden geschrubbt", erklärt Antal der "Post". Auf Bildern der Aktion sieht es tatsächlich so aus, als würde Ryan sauberes Geschirr waschen. Die Spüle sowie der Boden der Küche glänzen verdächtig frisch gewischt.

Ein Sprecher des Romney-Wahlkampfbüros in Ohio stritt einen "Überfall" auf die Suppenküche ab. Man habe sich zwar nicht angekündigt, aber kurz vor dem Eintreffen Ryans einen Mitarbeiter zur Suppenküche hingeschickt: "Das Wahlkampfteam und Kongressabgeordneter Ryan waren sehr erfreut, den freiwilligen Helfern, die so wichtige Arbeit leisten, Aufmerksamkeit zu bringen."

Organisation fürchtet um ihre Spender
Jene Frau, die Ryan in die Suppenküche ließ, entschuldigte sich bereits bei Antal und erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal "Vindy", sie bedauere im Nachhinein, Ryan hereingelassen zu haben. Der Besuch sei eine einzige Fotomontage gewesen, "der blödsinnigste Schwindel, mit dem ich je zu tun hatte".

Der St.-Vincent-Leiter hofft indes, dass der Ryan-Besuch bei seinen Spendern nicht als Wahlkampfunterstützung der Organisation für die Republikaner ausgelegt wird. "Ich kann es mir nicht leisten, dass uns jemand nicht mehr unterstützt, weil er glaubt, wir bevorzugen einen der beiden Kandidaten." Ryan hätte nicht spontan kommen dürfen, sondern eine offizielle Anfrage stellen sollen. Auf die Frage, ob der Besuch dann erlaubt worden wäre, antwortete Antal mit: "Nein, ich hätte es ihm wahrscheinlich nicht erlaubt. Und wenn ich gewusst hätte, dass er nur kommt, um für ein Foto saubere Töpfe zu waschen, hätte ich es ganz sicher nicht erlaubt."

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