Verpasste Chance

Bibiza und Wanda prägten die Amadeus Awards 2024

Musik
26.04.2024 22:30

Der Glanz- und Glamour-Faktor war bei den Amadeus Awards schon mal höher. Bei der Verleihung der österreichischen Musikpreise im Wiener Volkstheater waren Durchstarter Bibiza, Wanda und RAF Camora die großen Gewinner. Im Hinblick auf Organisation und Durchführung gibt es weiterhin noch großen Nachholbedarf.

(Bild: kmm)

Man kann immerhin nicht behaupten, die Veranstalter des Amadeus Award hätten keine Lehren aus dem Vorjahr gezogen. Österreichs prestigeträchtigsten Musikpreis hat man 2023 vorab in Etappen verliehen und der traditionellen Zeremonie im Wiener Volkstheater damit seiner wichtigsten Eigenschaft beraubt: der Spannung. Die Kritik von Musiker- und Medienseite kam an und das Spannungsmoment wurde dieses Mal wieder bis zum Ende ausgereizt. Und fürwahr: Eine ehrliche Freude ist auf der Bühne schon ganz was anderes, als bloße Einblendungen des Künstlers mit dem Award aus dem Off – untermalt von einem wissenden Grinsen. Heuer wurden die Preise im prunkvollen Rahmen des Abendprogramms verliehen und damit wieder etwas Glanz zurückgeholt.

Preise ohne Preisträger
Zumindest dann, wenn die jeweiligen Sieger auch persönlich anwesend waren. Wanda räumten die Awards für den „Song des Jahres“ („Bei niemand anders“) und als „Live-Act des Jahres ab“, RAF Camora lieferte mit „XV“ das „Album des Jahres“ und gewann auch in der Kategorie „Hip-Hop/Urban“, während AUT Of ORDA ihren ersten Amadeus im Bereich „Pop/Rock“ abholten. Was allen genannten Preisträgern gemein ist – sie waren nicht zu sehen. Wanda sind gerade auf Tour in der Schweiz und Deutschland, AUT Of ORDA mit Paul Pizzera, Daniel Fellner und Christopher Seiler (der in der Kategorie „Jazz/World/Blues“ mit Ernst Molden und dem Frauenorchester noch einen Amadeus gewann) konzertierten in Innsbruck und RAF Camora erholt sich aktuell noch von seinem im Winter erlittenen Hörsturz.

Aus unterschiedlichen Gründen ebenfalls nicht zu Gast waren u.a. Bilderbuch, Christina Stürmer, Rainhard Fendrich, Wolfgang Ambros oder die Kult-Legenden Opus, die, wie Mastermind Ewald Pfleger auf Facebook humorig mitteilte, gar nicht erst eingeladen waren. Unsere Song-Contest-Hoffnung Kaleen wiederum ließ sich kurz am roten Teppich blicken – musste dann aber zur Live-Aufzeichnung von „Die große Chance“ auf den Küniglberg zum ORF. Jenem Sender, der die gesamte Amadeus-Verleihung zum Unverständnis vieler erst ab 22.55 Uhr in ORF 1 ausstrahlt, also erneut markant zeitversetzt, anstatt das Event etwa auf dem Kultursender ORF 3 live und in voller Blüte zu präsentieren. Dass man „Die große Chance“ quer zum Amadeus programmiert, bezeugt auch die Lieblosigkeit, mit welcher der Öffentlich-Rechtliche dem Musikpreis entgegentritt.

Verpasste Präsentationschance
Die zunehmende Kritik von außen betrifft nicht nur die fehlende Starpower beim Event selbst, vor allem die Fernsehprogrammierung stößt auf breites Unverständnis. Die Amadeus Awards finden seit Jahren zunehmend nur noch in der Künstler- und Musiker-Blase statt und werden von der breiten Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Ein weiteres Mal wurde die Chance verpasst, die breite und auch ungemein erfolgreiche heimische Musiklandschaft mit stolz geschwellter Brust und einem starken TV-Partner so zu inszenieren, dass das ganze Land die Möglichkeit hat, sich von der florierenden Szene ein akkurates Bild zu machen. Man könnte das Event abseits des starren April-Termins variabler programmieren, um das Fehlen der Top-Stars künftig zu verhindern.

Melissa Naschenweng war da. (Bild: APA/FLORIAN WIESER)
Melissa Naschenweng war da.

So ging auch der nun in Awards gemeißelte Raketenstart von Bibiza leider etwas unter. Mit Riesenschritten schleicht sich der Wiener gerade an die Spitze der Szene, sein für 17. Mai anberaumtes Konzert am Open-Air-Gelände der Wiener Arena ist seit Monaten ausverkauft. Man munkelt bereits, dass er bei den heimischen Festivals 2025 eine besonders gewichtige Rolle im Line-Up spielen könnte. Von den insgesamt sechs Nominierungen konnte der Wiener immerhin zwei in Awards verwandeln – und als „Songwriter des Jahres“ für den Ohrwurm „Eine Ode an Wien“ und für „Best Sound“ für das Album „Wiener Schickeria“, das alle Größen der Heimat (von Falco über Wanda bis Bilderbuch) zitiert, daraus aber eine eigene Melange erschafft und damit den nächsten Erfolgsfarbtupfer in die Welt trägt.

Der Wille wäre da
Vorab bekannt waren die Auszeichnung des „FM4-Award“, der an Bipolar Feminin ging und der Preis für das Lebenswerk, den in diesem Jahr der volkskundliche, aber ganz und gar nicht volkstümliche Weltmusiker Hubert von Goisern abräumte. Bei der abendlichen Gala unter Standing Ovations der anwesenden Gäste überreicht von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Die Live-Performances bestanden aus insgesamt acht verschiedenen Teilen. Unter anderem spielte Chris Steger „Leb dei Lebn“, Melissa Naschenweng „Kompliment“, während Avec das erste Mal überhaupt ihren neuen Song „It’s A Problem“ zum Besten gab. Durchaus adäquat waren auch die Pop-, Rock- und Hip-Hop-Performances von jeweils mehreren Künstlern, die sich gegenseitig die Klinke in die Hand drückten. Der Wille für ein würdiges Event wäre bei den Amadeus Awards da, nur muss auch endlich was daraus gemacht werden. Die heimische Musikszene hätte es mehr als verdient.

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