Wahl in Kroatien

Konservative siegen, Koalitionspoker beginnt

Ausland
18.04.2024 07:04

Bei der kroatischen Parlamentswahl haben die regierenden Konservativen von Premier Andrej Plenković ihre führende Position behaupten können. Dass er weiterregiert, ist aber noch nicht fix, die Koalitionsbildung dürfte schwierig werden. Das links-liberale Oppositionsbündnis gibt die Hoffnung auf einen Regierungswechsel nicht auf.

Die Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ) von Plenković kam nach Auszählung der Stimmen in 99,7 Prozent der Wahllokale auf 61 der 151 Mandate, während das links-liberale Oppositionsbündnis um Staatspräsident Zoran Milanović laut Wahlkommission 42 Mandate erreichte.

Plenković, der weit nach Mitternacht vor seine jubelnden Parteianhänger trat, sprach von einem „überzeugenden Sieg“ der HDZ zum dritten Mal in Folge. Er kündigte an, schon Donnerstagfrüh mit der Bildung seiner dritten Regierung zu beginnen. Die Aufrechterhaltung der politischen Stabilität und schnelle Regierungsbildung seien angesichts der anspruchsvollen geopolitischen Situation wichtig, um soziale und wirtschaftliche Sicherheit zu gewährleisten, sagte der HDZ-Chef, der seit 2016 kroatischer Regierungschef ist. Mit Blick auf Ambitionen der Opposition betonte er, dass die Regierungsbildung dem Wahlsieger zufallen solle.

Opposition gibt sich nicht geschlagen
Der Chef der Sozialdemokraten (SDP), Pedja Grbin, gab sich trotz des zweiten Platzes nicht geschlagen. „Zwei Drittel der Bürger haben gezeigt, dass sie eine Veränderung wollen. Wir werden sie nicht im Stich lassen“, sagte Grbin. Er kündigte an, dass das links-liberale Bündnis nun Gespräche führen werde, um eine Regierung zu bilden.

Auch die Co-Vorsitzende der links-grünen Partei Možemo (Wir können), Sandra Benčić, sprach davon, dass das Oppositionsziel, die HDZ abzusetzen, noch immer zu erreichen sei. Sie wies auf ein Szenario hin, wonach die SDP eine Minderheitsregierung bilden würde, die von Oppositionsparteien aus dem linken und rechten Lager geduldet würde.

Drittstärkste Kraft wurde laut Teilergebnissen die rechtsextreme Heimatbewegung (DP) mit 14 Mandaten, gefolgt von der bürgerlichen Partei Most (Brücke) mit elf Mandaten und Možemo mit zehn. Weitere fünf Mandate gingen an kleinere Parteien.

Koalition mit Rechtspopulisten?
Die bisher mit Unterstützung von Minderheitenvertretern regierende HDZ wird künftig einen Partner aus den Reihen der Oppositionsparteien brauchen. In einer ersten Reaktion zeigte sich HDZ-Vizechef Gordan Jandroković bedeckt, was die Frage nach einer möglichen Koalition mit der rechtsgerichteten Heimatbewegung angeht, die Premier Plenković bisher auf Distanz gehalten hatte.

Nachdem die HDZ, die bisher 66 Sitze hatte, aber einige Mandate verlor, könnte die Heimatbewegung aber eine Schlüsselrolle bei der Regierungsbildung spielen. Auch ihre Vertreter hielten sich am Wahlabend bedeckt, betonten aber ihre Ablehnung einer Zusammenarbeit mit Možemo und auch der serbischen Minderheitenpartei SDSS, die bisher die HDZ-Regierung gestützt hatte. Die frühere HDZ-Chefin und Ex-Ministerpräsidentin Jadranka Kosor bezeichnete dennoch eine „3P“-Koalition als möglich, in Anspielung auf die Nachnamen der Parteichefs von HDZ (Andrej Plenković), DP (Ivan Penava) und SDSS (Milorad Pupovac).

Grüne legen massiv zu
Überraschung des Wahlabends war das starke Abschneiden der Grün-Partei Možemo, die massiv zulegen konnte. „Wir sind jetzt keine Partei Zagrebs mehr, sondern werden zu einer landesweiten Partei“, sagte der Možemo-Abgeordnete Gordan Bosanac. Einem Bericht der Zeitung „Jutarnji list“ zufolge kam es am Wahlabend bereits zu ersten Kontakten zwischen den Parteiführungen von Možemo und den Sozialdemokraten (SDP), die das linke Oppositionsbündnis „Flüsse der Gerechtigkeit“ anführt. Možemo hatte dabei bekräftigt, nur eine Koalitionsregierung ohne Beteiligung rechtsgerichteter Parteien wie Most unterstützen zu wollen.

Die Wahlbeteiligung war erstaunlich hoch. Bis 16.30 Uhr hatten 50,6 Prozent der Wähler abgestimmt, um 16,6 Prozentpunkte mehr als zu diesem Zeitpunkt vor vier Jahren.

Schlammschlacht im Wahlkampf
Das Oppositionsbündnis wurde informell von Staatspräsident und Ex-Premier Zoran Milanović angeführt, da ihm das Verfassungsgericht eine Kandidatur formell untersagt hatte. Dominiert wurde der kurze und ungewöhnliche Wahlkampf vom heftigen Schlagabtausch zwischen Regierungschef Plenković und Staatspräsident Milanović. Im Wahlkampf bezeichnete der Premier den Präsidenten als „politischen Schädling“ und „Verfassungsbrecher“. Dieser nannte Plenković wiederum einen „Paten des Kriminals“ und kritisierte „die korrupteste Regierung in der kroatischen Geschichte“. Die HDZ bezeichnete er als kriminelles Kartell.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele