Die „Krone“ in Venedig

Die Kunstbiennale bekennt Farbe

Kunst
18.04.2024 12:44

Beim Kunstfest in der Lagunenstadt geht es in diesem Jahr sehr bunt zu. Mit mehr als 300 Künstlern aus der ganzen Welt. Auch Österreich ist auf und rund um die Biennale stark vertreten. Die „Krone“ hat sich umgesehen. 

(Bild: kmm)

„Egal, wohin man geht oder wo man ist, man wird immer auf Ausländer treffen – die/wir sind überall. Und egal wohin es einen selbst treibt, du wirst ganz ehrlich und tief in dir drinnen auch immer ein Ausländer sein“, erklärt der brasilianische Kurator Adriano Pedrosa das Motto der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig: „Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere“. 

Dem Fremden, dem Anderssein, den Außenseitern widmet er nun auch große Teile der Ausstellung im Hauptpavillon der Giardini und im Arsenale. Im Fokus der sehr bunten Schau stehen u. a. indigene und Volks-Kunst, Werke von queeren Künstlern und jenen, die „selbst Ausländer sind, in der Diaspora, Emigranten oder Flüchtlinge“, so Pedrosa. Mehr als 300 Künstler aus der ganzen Welt sind mit dabei.

Österreich ist stark vertreten
Mit vier Künstlern ist auch Österreich diesmal stark vertreten. Darunter der Filmemacher Oliver Ressler, der sich in einer Videoarbeit „The Right of Passage“ „mit der Idee einer globalen Staatsbürgerschaft auseinandersetzt, so Ressler zur „Krone“. Der Film handelt von Menschen, die  „ohne Papiere“ auf den Straßen Barcelonas leben, von „Marginalisierten und Ausgeschlossenen“ in ihrem Kampf um Staatsbürgerschaft. Auch der niederösterreichische Maler Leopold Strobl, der es vom Atelier Gugging aus bereits ins New Yorker MoMA geschafft hat, ist erstmals bei der Biennale mit gleich 16 seiner Übermalungen und Überformungen vertreten. „Er freut sich sehr, dass er hier mit dabei sein kann, wird aber selbst nicht zur Eröffnung kommen. Er lebt ja doch sehr zurückgezogen, da ist ihm der Trubel zu groß“, so Nina Ansperger, Direktorin des Museums Gugging in Venedig im Gespräch mit der „Krone“. 

Auch abseits der Biennale ist die österreichische Kunstszene sehr präsent in Venedig, das in diesen Monaten ohnehin zu einer einzigen großen Ausstellungsfläche wird. Hier ein kleiner Überblick. 

Martha Jungwirth, „Herz der Finsternis“:
Um das Thema Migration dreht sich auch die Ausstellung der österreichischen Malerin in der Fondazione Giorgio Cini. Ein Besuch des Musée de l‘histoire de l‘immigration im Palais de la Porte Dorée habe sie zu der neuen Gemälde-Serie inspiriert.  „Die Themen Migration und Verfolgung haben für mich eine komplett andere Realität bekommen. Die langjährige Geschichte der Verdrängung, welche bis heute andauert, hat mich tief bestürzt“, erklärte Jungwirth beim Pressetermin zur Eröffnung der Schau. Die üppigen Grün- und Petrol-Nuancen ihrer Bilder schöpfen ihre Inspiration aber auch aus Joseph Conrads Novelle „Herz der Finsternis“. (bis 29.  9.)

Eduard Angeli, „Silentium“:
Wie ein Hort der Stille empfängt einen die poetische Ausstellung des österreichischen Malers in der Fondazione Vedova. In der meterhohen Halle dieses ehemaligen Salzlagers entwickeln seine großformatigen, melancholischen Venedig-Bilder eine besonders eindrucksvolle Ästhetik. „2019 zerstörte die Flutkatastrophe mein Atelier am Lido. Damit habe ich meinen 20-jährigen Aufenthalt in Venedig beendet“, erzählt er im „Krone“-Interview. „Vergangenes Jahr bin ich dann zurückgekehrt. Das Licht dieser Stadt in und am Wasser ist so einzigartig, dass es schon so viele Maler angezogen hat“, schwärmt der 81-jährige von seiner Wahlheimat. Die Ausstellung, an der auch Albertina-Chef Klaus-Albrecht Schröder mitgearbeitet hat, wirkt nun auch wie eine leise Liebeserklärung an die „Serenissima“ abseits der Tourismusströme.  (bis 24. 11.)

Sabine Wiedenhofer, „So sorry – Alea Iacta est“:
Den fast einen halben Meter hohen aus Murano-Glas gefertigten Spielfiguren steht das Wasser bis zum Halse. Buchstäblich – aufgereiht sind sie in einem großen, mit 1200 Liter Wasser gefüllten Becken. Als Symbol für uns Menschen in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Klimawandel, Kriege, Zwangsmigration, wirtschaftliche Krisen . . . manchmal kann man tatsächlich das Gefühl bekommen, es hat sich längst ausgewürfelt. 

Die österreichische Künstlerin Sabine Wiedenhofer hat auf Einladung der Regierung Venedigs im Rahmen der Kunst-Biennale mit der aufwendigen Installation „So sorry – Alea Iacta est“ ein ungewöhnliches „Mensch ärgere dich nicht“ geschaffen. „Ich habe das älteste Brettspiel der Welt neu interpretiert, um auf spielerische Art die Gesellschaft darzustellen“, erklärt die Wienerin im „Krone“-Interview. „Wir werden in ein Leben hineingeboren, auf einen Weg, der letztendlich in den Schutz der Homebase führen soll. Manche legen einen besseren Start hin und würfeln dank ihrer Herkunft gleich eine sechs – aber wir müssen auf jeden Fall mitspielen. Letztendlich ist die Frage: Wer würfelt für uns? Hast du dein Leben in der Hand?“ Ein riesiger Würfel lädt die Besucher ein, selbst aktiv zu werden. Dahinter der riesige Schriftzug „So Sorry“ – gefertigt aus von der NATO verwendeten, Gewehrpatronen. „Er symbolisiert die Gleichgültigkeit, die sich im Hinblick auf all die Krisen ausbreitet. Dieses achselzuckende: Ach, das tut mir aber leid . . .“, so Wiedenhofer. 

Die Installation wird Mittwochabend von Venedigs Bürgermeister und im Beisein prominenter Gäste wie Cornelius Obonya, Agnes Husslein, Katja Riemann u. v. m. in der alten Tesa-Halle 99 im Arsenale (hier wurden einst die Schiffssegel gespannt) eröffnet. 

Xenia Hausner, „Stranger Things“:
Am Mittwoch präsentierte die Malerin in der Patricia Low Galerie unter dem Titel „Strange Things“ fünf neue Gemälde, die sich passend zur Biennale auch mit den Themen Migration und Entwurzelung beschäftigen. (bis 9. 6.)

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