Fäden bis Straßburg?

Polen ermittelt jetzt wegen russischer Spionage

Ausland
28.03.2024 14:05

Der Verdacht auf russische Spionage in Polen weitet sich zunehmend aus. Nachdem erst am Mittwoch der polnische Eurokorps-General seinen Hut nehmen musste, wurden nun Ermittlungen gegen ein russisches Spionagenetzwerk bekannt.

Die polnische Spionageabwehr ABW hat am Donnerstag einen entsprechenden Einsatz bekannt gegeben. Ein Sprecher des polnischen Dienstes teilte im Onlinedienst X mit, die Aktivitäten des russischen Netzwerkes richteten sich gegen Länder und Institutionen der Europäischen Union. Der Einsatz wurde demnach gemeinsam mit Diensten anderer Länder, darunter Tschechien, ausgeführt.

Zusammenhang mit abberufenem General?
Erst am Mittwoch überraschte Polen mit der plötzlichen Absetzung des Kommandanten des Eurokorps ins Straßburg. Generalleutnant Jaroslaw Gromadzinski wurde mit sofortiger Wirkung in sein Heimatland zurückbeordert. Details zu den Ermittlungen sind bisher nicht bekannt.

Jaroslaw Gromadzinski war wegen Ermittlungen der Spionageabwehr gegen ihn abberufen worden.
Jaroslaw Gromadzinski war wegen Ermittlungen der Spionageabwehr gegen ihn abberufen worden.(Bild: Wikimedia Commons/Janusz Mazurek/CC BY-SA 4.0)

Die Verbündeten seien mit „angemessenem Vorlauf“ über die Abberufung informiert worden, erklärte Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz. „Das ist keine Anklage gegen jemanden, wenn Sie ein solches Verfahren durchführen, aber der Schritt der Abberufung ist nötig.“ Nun gehe es darum, die Sache aufzuklären, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen werden könne – künftig werde General Piotr Blazeusz das Korps führen.

Tschechien enttarnte Propaganda-Netzwerk
Am Mittwoch hatte die Regierung in Prag mitgeteilt, der tschechische Geheimdienst habe ein von Moskau finanziertes Propaganda-Netzwerk enttarnt. Das Netzwerk habe die Nachrichtenseite „Voice of Europe“ genutzt, um in der Europäischen Union Stimmung gegen die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland zu machen.

„Ernsthafte Auswirkungen auf Sicherheit“
Wie der tschechische Regierungschef Petr Fiala erklärte, fand der tschechische Sicherheitsinformationsdienst (BIS) heraus, dass das prorussische Netzwerk Aktivitäten unternahm, die „ernsthafte Auswirkungen auf die Sicherheit der Tschechischen Republik und der EU“ haben.

Die Gruppe habe auf dem Gebiet der EU „gegen die territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine“ agitiert, sagte Fiala vor Reportern. Die Aktivitäten der Gruppe hätten auch bis zum Europäischen Parlament gereicht, sagte Fiala, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. 

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