Bus-Malheur mit Folgen

Wie aus Bubentraum ein zerquetschtes Wrack wurde

Tirol
27.03.2024 06:00

Beim Abholen seines Wracks nach dem kuriosen „Bus-Hoppala“ in Fügen im Tiroler Zillertal sprach Porsche-Besitzer Michael Fischinger darüber, was ihn der spektakuläre Vorfall kosten dürfte und warum er trotz mehrmaligen Pechs wieder dort Urlaub machen wird.

Schaulustige bei der Spieljochbahn, Bilder in zig Medien und in sozialen Netzwerken – auf diese „Berühmtheit“ hätte der 61-Jährige aus dem süddeutschen Baden-Württemberg gerne verzichtet. Nun holte er seinen zerknautschten Porsche 911 Carrera S, der am 11. März unter einem führerlosen Bus „begraben“ worden war, beim Abschleppdienst in Zell am Ziller ab. Das vorläufige Ende eines Bubentraums!

Fast 90.000 Euro für 385-PS-Sportwagen
„Denn schon als Kind wollte ich irgendwann einen Porsche haben“, erinnert sich der 61-jährige Chef einer eigenen Firma. Als er dann 2012 am Herzen operiert wurde („man lebt ja nur einmal“), blätterte er 89.000 Euro für den 385-PS-Flitzer hin. Dieser hatte zuvor als Direktionsfahrzeug des Konzerns gedient. Nur 44.000 Kilometer fuhr Fischinger in all den Jahren, hütete seinen Porsche wie einen Schatz.

„Den Busfahrer musste ich trösten statt er mich“
Dann der fatale 11. März in Fügen. „Auf der Skihütte blieb mir der Germknödel im Hals stecken, als ich vom Unfall erfuhr.“ Zunächst nahm er es noch mit Humor – „und ich musste den aufgelösten Busfahrer trösten statt er mich“.  Doch bald dämmerte es ihm: Sein Carrera S, vom Bus bis auf den Asphalt niedergedrückt, ist wohl ein Totalschaden. „Ich glaube nicht, dass ich ihn jemals wieder fahren werde“, sagt der Unternehmer.

Zitat Icon

Mein Exemplar hatte Steigerungspotenzial. Letztlich bleibt mir wohl ein Schaden von mehreren Zehntausend Euro.

(Bild: zoom.tirol)

Porsche-Besitzer Michael Fischinger

Gleicher Porsche kaum zu bekommen
Das Finanzielle? Ein Ankaufsgutachten einige Wochen vor dem Unfall ergab 80.000 Euro. Diese Summe – vermutlich aber weniger – dürfte er von der Versicherung erhalten. Für gleichwertigen Ersatz recherchierte der 61-Jährige umgehend. Er fand bisher einen einzigen gleichartigen Porsche, in den USA für 129.000 Dollar (rund 118.000 Euro). „Auch mein Exemplar hatte Steigerungspotenzial. Letztlich bleibt mir wohl ein Schaden von mehreren Zehntausend Euro.“

Im Zillertal von einer Pechsträhne verfolgt
Im Zillertal klebt dem Sportwagenfan das Pech offenbar an den Fersen: Am Tag des Porsche-Vorfalls wurden ihm auf der Hütte auch noch die Skistöcke gestohlen. „Und im Vorjahr verlor ich auf der Piste mein Handy. Ich konnte es tags darauf orten, doch da war schon die Pistenraupe drübergefahren.“

Trotzdem will er wiederkommen, die Buchung beim Kohlerhof steht. „Auch weil sich die Busfirma Christophorus so nett entschuldigt hat. Von der Bergbahn gab’s für den Tag nach dem Malheur einen Gratistag.“

Unfallszene jetzt als Gemälde zu kaufen
Ein Porsche, ein Bus, eine Unfallszene. Den für Michael Fischinger so schwarzen Tag hat eine Tiroler Künstlerin für die Ewigkeit festgehalten – auf einem Ölgemälde. „Dieses Schicksal hat mich irgendwie inspiriert“, sagt die Malerin, „dass hier niemand verletzt worden ist, ist ein Glück.“

Angelina Bolle aus Rattenberg (Bezirk Kufstein) ist freischaffende Künstlerin und hat das 50 mal 40 Zentimeter große Gemälde eigentlich zu Übungszwecken angefertigt: „Für die Schnelligkeit, um zu trainieren, in eine Situation hineinzuspringen.“ Am Wochenende nach dem Zwischenfall hat Bolle ihr Kunstwerk vervollständigt. Nun bietet sie es auf Facebook Marketplace zum Verkauf an: 250 Euro für das Original, 30 Euro für Drucke in A3. Ob sie es auch Michael Fischinger verkaufen würde? „Er kann mir gerne ein Angebot machen“, lacht Bolle, die aus den Niederlanden stammt und seit 20 Jahren in Tirol lebt.

Es war das erste Mal, dass sie eine dramatische Szene aus dem echten Leben festgehalten hat, möglicherweise aber nicht das letzte: „Ich male Motive, die mit Emotionen zusammenhängen, solange diese nicht zu negativ sind“, hat die 43-Jährige schon das nächste im Auge. Nämlich die Massenschlägerei in Gerlos, bei der sich vorletzte Woche niederländische Fußballfans mit Skiern und Stöcken gegenseitig beinahe filmreif verprügelt haben: „Das ist moderne Renaissance-Malerei!“

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