War es doch Mord?
25 Jahre danach: Neue Spur im Fall Uwe Barschel
Demnach haben die Ermittler DNA-Rückstände einer fremden Person an Kleidungsstücken sichergestellt, die Barschel in der Nacht seines Todes im Genfer Hotel "Beau Rivage" trug. Kalinka forderte die Staatsanwaltschaft Lübeck auf, die bereits 1998 eingestellten Ermittlungen wieder aufzunehmen.
Die Staatsanwaltschaft hatte damals in ihrem Abschlussbericht erklärt, es gebe derzeit keine Perspektive für weitere Untersuchungen, sie könne aber jederzeit wieder ermitteln. Die Anklagebehörde war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Selbstmord oder doch Mord?
Barschel war am 11. Oktober 1987 nach seinem durch einen politischen Skandal erzwungenen Rücktritt in dem Hotel tot in der Badewanne von Zimmer 317 gefunden worden. Nach dem offiziellen Ermittlungsergebnis starb er durch Selbstmord. Das Ergebnis ist jedoch umstritten, immer wieder wurde über Mord spekuliert.
Das nunmehr gefundene genetische Material des Unbekannten ist dem Zeitungsbericht zufolge noch gut genug erhalten, um es mit möglichen Verdächtigen vergleichen zu können. Ein und dieselbe Person habe ihre Spuren auf der Strickjacke, den Socken und der Krawatte des Toten sowie auf dem Handtuch des Hotelzimmers hinterlassen.
Kritik an Staatsanwaltschaft
Kalinka sagte dem Blatt, durch die Funde habe sich der Verdacht erhärtet, dass Barschel ermordet worden sei. "Die Staatsanwaltschaft Lübeck ist nun nachdrücklich aufgefordert, die Ermittlungen wieder aufzunehmen." In den vergangenen Jahrzehnten sei die Arbeit der Staatsanwaltschaft "alles andere als ruhmvoll" gewesen. "Es drängt sich geradezu die Frage auf, ob an bestimmten Ermittlungen kein oder nur wenig Interesse besteht."
Noch im vergangenen Jahr hatte die Generalstaatsanwaltschaft nach einer Strafanzeige von Barschels Witwe Freya wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt die Kieler Anklagebehörde mit einer Untersuchung beauftragt. In der Anzeige gegen unbekannt ging es um ein fremdes Haar aus Barschels Genfer Hotelbett, das bei der Staatsanwaltschaft Lübeck verschwunden war.
Rücktritt unter großem Druck
Der damals 43 Jahre alte CDU-Politiker war wenige Tage vor seinem Tod unter großem politischem Druck zurückgetreten. Aus seiner Staatskanzlei heraus hatte in einem skandalösen Landtagswahlkampf ein Referent verschiedene Kampagnen gegen den damaligen SPD-Spitzenkandidaten Björn Engholm angezettelt. Dabei wurde dieser illegal ausgespäht und denunziert. Barschel gab daraufhin medienwirksam sein "Ehrenwort", dass die Vorwürfe haltlos seien.
War ein Geheimdienst am Werk?
Barschels Leiche wies einen tödlichen Medikamenten-Cocktail im Blut auf. Nach Ansicht einiger Experten hätte er sich die Mischung von Betäubungs- und Schlafmitteln nicht selbst einflößen können. Als mögliches Mordmotiv wurde immer wieder über angebliche Verstrickungen Barschels in Waffengeschäfte spekuliert. Im Zusammenhang mit den Mordthesen wurden - und werden - u.a. die DDR-Stasi, die CIA, der Mossad und der KGB ins Spiel gebracht.
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