Behörden-Odyssee

Auto-Anmeldung: Keiner zuständig für Datenleck

Burgenland
25.02.2024 19:00

Einmalige Panne oder Datenleck größeren Ausmaßes? Jedenfalls staunte der 57-jährige Eisenstädter Harald S. nicht schlecht, als beim Anmeldeversuch seines Autos via neuem elektronischen Zulassungsschein plötzlich ein völlig anderes Fahrzeug in der App auftauchte.

„Der Citroën gehört einer langjährigen Bekannten, zu der ich schon seit langem keinen Kontakt mehr habe“, schildert der 57-jährige Eisenstädter seine erstaunlichen Erfahrungen mit dem – wie berichtet – vor kurzem eingeführten elektronischen Zulassungsschein. Denn statt seines eigenen Autos tauchte in der eigenes und groß propagierten Installations-App plötzlich ein Uralt-Citroën auf, der längst abgemeldet und vermutlich schon eine kleine Automobil-Ewigkeit auf Erden verschrottet worden ist.

Betroffener wird im Kreis geschickt
Also wandte sich Harald S. an das Bundesrechnungszentrum. Dieses verwies mit dem Hinweis bloß Datenverarbeiter zu sein, auf das Finanzministerium in Wien. Dort wiederum sah der telefonisch kontaktierte Beauftragter - auch aus Datenschutzgründen weder die Notwendigkeit noch den Willen aktiv zu werden. „Ich erfuhr zunächst wochenlang nichts“, beklagt S.

Harald S. hatte plötzlich einen ganz anderen Pkw auf der Installations-App am Handy.
Harald S. hatte plötzlich einen ganz anderen Pkw auf der Installations-App am Handy.(Bild: Judt Reinhard)

Dann trudelte aus heiterem Himmel doch vom Bundesrechenzentrum eine Stellungnahme bei dem Unternehmensberater ein. Der Inhalt des Schreibens lässt S. aber noch ratloser als am Ausgangspunkt seiner Behörden-Odyssee zurück: „Ich bin in höchstem Maße verwirrt. Denn diese speziellen Wiener Experten verweisen mich wiederum in einem amtlichen und hochoffiziellen Schreiben, das am Freitag bei mir eintrudelte, an Stellen wie die Landespolizeidirektion, Magistrate und letztendlich zurück an das Verkehrsministerium!“

Sorge um Daten
Wie er weiter fortfahren solle, bleibt dem Burgenländer nun ein großes Rätsel. Seine größte Sorge: Dass mit seinen und den Pkw-Zulassungsdaten und jenen Hunderter anderer Österreicher ähnlich sorglos verfahren worden ist. Zentrale Frage des im Amtskreis geschickten: „Wie viele Daten längst abgemeldeter Autos schwirren denn da noch draußen herum? Und wie viele Fahrzeuge lassen sich via der viel gepriesenen App eben doch nicht anmelden bei den jeweiligen Bezirkshauptmannschaften?“ Er wäre jedenfalls im Kreis geschickt worden…

„Der Fortschritt in der Digitalisierung macht auch die Entwicklung neuer Anwendung von Seiten der Behörden notwendig. Dabei ist es wichtig, neben dem Komfort für die Anwender stets darauf zu achten, dass die Computersicherheit und der Datenschutz ausreichend gewährleistet sind. Vor der Inbetriebnahme müssen umfangreiche Tests durchgeführt werden, damit nicht falsche Daten verarbeitet werden, oder die Systeme von außen angegriffen werden können! Der beschriebene Fall illustriert die große Sensibilität, die es in der Bevölkerung dazu gibt“, übt „Krone-Cyber Security-Experte Dr. Cornelius Granig denn doch leise Kritik. Eine Aufklärung dieses und möglicherweise anderer Fälle müsse rasch erfolgen.

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